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Damon Knights Collection 6

Damon Knights Collection 6

Titel: Damon Knights Collection 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Zwölfflach, der die Festung war. Jenseits dieser nächsten Tür wartete die letzte Probe. Sie öffnete die Tür einen Spalt und kroch in den obersten Rang des Amphitheaters. Es ging eine schwache, kühle Bri se, und Seraphenblau lag über allem. Von der Stadt kamen die Geräusche der Menge.
    Weniger als ein Drittel der Plätze in der Facette waren besetzt, und diese waren unten im Zentrum beim Podium und der Leselampe. Tatsächlich war jeder Anwesende in bürokratisches Schwarz gekleidet. Eine wichtige Ausnahme war die plumpe und farbige Masse von Tar Benesh, der in der ersten Reihe vor dem Podium saß.
    Tatja blickte sich in der Facette um. Macciosos Ablenkung mußte gewirkt haben. Wenige der Wachen schienen zu Beneshs Schlägertruppe zu gehören. Es waren nur fünfzehn bis zwanzig bewaffnete Männer anwesend. Natürlich konnte immer noch einer von ihnen korrumpiert sein, aber das war ein Risiko, das sie eingehen mußte. Sie bemerkte einen Mann gerade fünf Fuß von ihrem Versteck entfernt. Der Kerl lehnte sich unprofessionell lässig gegen die Brüstung des Rangs und blockierte ihr so den Eingang. Sie huschte mit gezogenem Degen nach vorn und stieß ihn bis zum Knauf in den Halsansatz des Mannes. Der fiel lautlos in ihre Arme. Sie zog ihn zurück, gleichzeitig Ausschau haltend, ob unten jemand das Vorkommnis bemerkt hätte.
    Die Stimme des Sprechers drang klar zu ihr hoch. Sie wußte, daß die Zeremonie in etwa fünf Minuten ihren kritischen Punkt erreichen würde. Sie sah auf ihren Degen. Der war nicht länger von Vorteil. Ohne selbst in der Silhouette sichtbar zu werden, langte sie hinaus und ließ die Waffe über die Brustwehr gleiten. Ein schwach kratzendes und klapperndes Geräusch war zu hören, als der Degen langsam die Hundert-Fuß-Facette hinabrutschte. Tatja setzte Ancho auf die Brüstung und streichelte ihn. Sie warteten.
    Im Zentrum des Amphitheaters näherte sich die Zeremonie ihrem Ende. Auf dem Podium stand der Lord High Minister der Krone – der höchste bürokratische Beamte von Crownesse. Der Mann war alt, aber sein Körper war hager, und er las mit klarer und starker Stimme von dem welligen Pergament. Er hatte das Aussehen eines Mannes, der zum tausendsten Mal ein inbrünstiges und aufrichtiges Gebet wiederholt, ein Gebet, das so oft fruchtlos geblieben war, daß es schon fast zur Routine geworden war.
    »Und so begaben sich im Jahre Neunhundertundsieben nach der Entdeckung der Kronprinz Evard II und seine Schwester, Prinzessin Marget, an Bord der königlichen Jacht ›Avante‹, um die westlichen Gebiete ihres Reiches zu besuchen.
    Und am fünften Tag ihrer Reise warf ein großer Sturm ihre Jacht auf die Felsen des Südens – denn dafür zeugen mit ihrem Wort der Schiffskapitän und diejenigen Matrosen, die die Tragödie überlebten.«
    Tatja stand langsam auf, war aber für die Versammlung noch nicht sichtbar. Sie richtete ihr langes Kleid her und wartete ruhig auf den Augenblick, der da kommen würde.
    »Die königlichen Kinder wurden nie gefunden. Daher regiert der Regent an ihrer Statt weiter, bis zu der Zeit, daß wir unsere Herrscher zurückerlangen. An diesem fünfundzwanzigsten Jahrestag jenes Sturms und auf Befehl des Regenten bitte ich, daß, wer Wissen von der Königlichen Familie hat, vortreten möge.«
    Der Lord High Minister blickte schwermütig in die Runde. Die Zeremonie war eigentlich eine Farce derGesetzesvorschrift. Fünfzehn Jahre war es her, daß es jemand gewagt hatte, Tar Beneshs Rache mit einer Geschichte von den verlorenen Kindern herauszufordern. Es war daher nicht verwunderlich, daß der Minister vor Überraschung bald das Gleichgewicht verlor, als eine klare, vibrierende Stimme seinen Aufruf beantwortete.
    »Ich, Marget von Sandros, beanspruche die Krone und meine Gebiete.« Tatja stand selbstbewußt im obersten Rang, die Arme in die Hüften gestützt. Hinter ihr, und von unten nicht sichtbar, saß ein kleines Tier mit weiten Ohren. Die aufs Äußerste überraschten Bürokraten starrten auf Tatja. Dann wandten sie ihre Augen zu dem Regenten. Wie würde der auf diese Herausforderung reagieren? Der so fröhlich gekleidete Diktator bewegte sich sechs unheilverkündende Schritte auf Tatja zu. In seinen fahlen Augen spiegelten sich Haß und völlige Ungläubigkeit. Zwanzig Jahre lang hatte er das mächtigste Land auf Tu regiert – und jetzt forderte ihn ein Weib mitten im Zentrum seiner Macht heraus. Benesh machte eine ärgerliche Handbewegung zu den Wachen – den

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