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Damon Knights Collection 6

Damon Knights Collection 6

Titel: Damon Knights Collection 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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und diese Gemälde – die waren in keinem der Berichte erwähnt. Und hier, ich könnte wetten, das ist es, womit sie den lieben Hedrigs geschnappt haben.«
    Maccioso warf einen schrägen Blick auf das winzi ge Bild. Es sah nicht anders aus als die drei oder vier vo rangehenden. Dann zeigte Tatja auf den rechteckigen, dunklen Flecken auf der Wand des Ganges. »Das ist kein Gemälde. Es ist eine Art Fenster. Ich vermute, daß die Wachen von den Giftgasen gehört haben, die im Suthermeer entwickelt wurden. Das kleine Fenster ist das eine Ende eines Periskops, und der Beobachter befindet sich in einem anderen Raum, vor dem Gas geschützt – und offenbar außerhalb Anchos Reichweite.« Sie betrachteten den Rest der Bilder, aber die meisten waren ziemlich verschwommen. Nach einer bestimmten Anzahl von Belichtungen mit dem Gerät war eine gewisse Menge Algenpuder in einer auffangenden Lösung gebunden worden. Ein Gleichgewichtszustand war erreicht worden, wo so viel Grün neu aufgetragen, wie durch die Belichtungen abgelöst wurde. Diese letzten Bilder waren vage grünverschwommen. Sie sahen etwas vom Inneren des Kronraums. Und Tatja behauptete, auf einem der Bilder sähe sie eine Gruppe Männer.
    Grimm legte den Film beiseite und nahm einen Stechzirkel auf. »Wir haben ‘rausgefunden, daß Ancho durch fast zwanzig Fuß dickes Porphyrgestein hindurchsenden kann.« Sie nahm rasch einige Vergleichsmessungen vor, um die Größenordnungen auf dem Film festzustellen. »Dieses Periskopfenster ist ungefähr acht mal acht Zentimeter.« Sie setzte sich zurück, und ihr Blick verlor sich einen Moment lang. »Jetzt angenommen, daß ihre Optik nicht besser als anderswo auch ist, kann das Periskop keine höhere Auflösung als einen guten Zentimeter haben.« Sie blickte auf und blitzte Maccioso mit einem blendenden Lächeln an. »Ich hab’s ‘raus! Svir hat seinen Zweck erfüllt.«
    Tatja stand auf und begann, ihre Kleider auszuziehen. Maccioso stand auch auf. Er war ein starker Mann, ein erfahrener Mann, eine Führernatur. Aber jetzt schien er nichts davon zu sein. Sein Gesicht trug eine eigenartige Mischung aus Haß, Überraschung und Verwirrung. Als Grimm ihre Bluse auf den Stuhl legte, langte er mit seiner riesigen Hand aus, packte sie bei der Schulter und zog ihr Gesicht dicht an seins.
    »Sie wollten Fantasy mit diesem Plan doch gar nicht retten, nicht wahr?«
    Tatja zuckte mit den Schultern. »Sie kennen das Sprichwort, Ked, ›Die Dinge sind nicht, wie sie scheinend«
    »Worauf sind Sie dann aus, verdammt noch mal?« Er schüttelte sie kräftig, erhielt aber keine Antwort. »Schön, wenn Sie glauben, ich würde noch mehr Leute von der Tarulle für Ihr Vergnügen in Gefahr bringen, dann sind Sie verrückt.«
    »Armer Ked«, sagte Tatja sanft. Ihre Hand fuhr ge schmeidig seinen Arm hinauf, fand den Nerv an sei nem Ellbogen. Als er zurückzuckte, schlüpfte sie davon. »Wie ich sehe, habe ich Sie fast jenseits von Logik und Eigeninteresse getrieben. Fast.« Sie langte in eine Nische und zog eine schwarze Rüstung hervor. Der Generalinspekteur der Krone war etwa von ihrer Größe, aber die Rüstung war auf ein männliches Wesen zugeschnitten. An verschiedenen Stellen war sie zu eng, aber Tatja schaffte es, sie anzuziehen. Sie ließ den Degen in seine Scheide gleiten und nahm Ancho vom Tisch auf. In der Tür wandte sie sich um, um Maccioso die Stirn zu bieten. »Ich weiß doch, daß Sie diese Attacke ausführen werden. Sie wissen, daß es, was auch immer mein Plan ist, die einzige Chance ist, die Sie haben, hier lebendig herauszukommen, jetzt, da Benesh Ascuasenya und Hedrigs in seiner Gewalt hat. Stimmt’s?«
    Kederichi Maccioso glühte sie einen Moment an, nickte dann langsam mit dem Kopf. »Es stimmt, Sie … Hure.«
     
    Seraph stand in seinem letzten Viertel, und die Abendwachperiode ging zu Ende. Fast eine Million Leute – die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt – drängte sich am Ufer entlang zusammen. Im verblassenden, blauen Licht erschien die Menge wie ein Mosaikteppich, der die Straßen bedeckte und sich über die Dächer der niedrigeren Gebäude erstreckte. Das Fest erreichte einen lärmenden Höhepunkt, als die Bayfastlinge die ersten Opfer bejubelten, die mit Schleppern in die Bucht gezogen wurden. Das waren die zweitrangigen Opfer – die Appetitanreger. Die winzigen Barken bildeten einen zusammenhängenden Zug zur Opferinsel hinaus. In jeder Barke waren bearbeitete Jade, optische Geräte, Gemälde hoch

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