Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knights Collection 8

Damon Knights Collection 8

Titel: Damon Knights Collection 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
Vom Netzwerk:
nicht an Hank zu denken.
    Hank, der mitten in der Nacht zum Fenster hinausschaute: „Was für ein verrückter Mond. Schau ihn dir an, Liebling. So groß wie ein Ballon.“ Mondschein in der Wüste, eine blaue Beleuchtung, hell genug, um zu sehen, wie die fast vergessenen Traumbilder aus Märchen, wo man die Wirklichkeit oder Unwirklichkeit eines im Wasser schwimmenden Schlosses nicht zu unterscheiden brauchte. Hank, nackt am Fenster, unwirklich in dem fahlen Licht, spielte auf seiner Gitarre und sang leise: „… oh, was hast du gebaut, eine Bombe hast du gebaut, und Kummer und Schmerz und Leid …“
    „Hank, hör auf, komm ins Bett.“
    Manchmal erkannte sie ihn nicht wieder, konnte sich nicht mehr vorstellen, warum sie ihn geheiratet hatte, wohin alles führen sollte und warum.
    Nicht an Hank im Bett mit ihr denken. Keinesfalls daran denken, wie Hank mit ihr im Bett ist.
    Maiya weint bitterlich und kann auf ihre Fragen nicht antworten, bringt keinen Ton heraus. Dr. Whitman weist die anderen ärgerlich aus dem Zimmer, setzt sich neben sie und klopft ihr etwas unbeholfen auf die Schulter. „Ich weiß, meine Liebe. Hank hat davon gesprochen, wie wunderbar Ihr Leben miteinander war. Sie werden jetzt sehr tapfer sein müssen. Es wird nicht leicht für Sie sein.“ Nein!
    Maiya zuckte zusammen, als irgendwo eine Uhr vier Uhr schlug. Es war fast so weit. Sie ging wieder in die Küche und blieb mit dem Stecker der Kaffeemaschine in der Hand stehen. Hanks Papiere. Wenn sie seine Papiere sehen wollten?
    Sie rannte ins Schlafzimmer, riß die obere Kommodenschublade auf und raffte mit beiden Händen loses Papier und Notizbücher zusammen. Wohin sollte sie sie bringen? Sie drehte sich zum Bett um, hielt inne. Wohin dann? Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Bad … Sie rannte ins Bad und begann, die Papiere in kleine Fetzen zu zerreißen. Limericks, Fragmente von Gedichten, Briefe. Alles sehr obszön. Sie spülte sie in der Toilette hinunter.
    Eine feine Schweißschicht hatte sich auf ihrer Stirn gebildet und sie wischte sie mit einem Papiertaschentuch und dann mit Gesichtswasser weg. Was hätten sie von ihr gedacht?
    Warum kamen sienicht?
    Was wollten sie von ihr?
    Sie dachte wieder an die Betonstraße und begab sich ins Wohnzimmer, wo sie sich niederließ. Es war so grell! Auf der Strecke vonder Universität, wo sie ein kleines Appartement hatten, nach Mesa in Arizona, wo Hank die neue Stelle antrat. Kilometer um Kilometer ebener Wüsten, eines blendend hellen Himmels, und der Wagen mit den vier Männern darin, der allmählich immer näher rückte, so daß sie keinen Moment lang unaufmerksam werden oder sich ein wenig entspannen durfte. Alles trat miteinander in Beziehung. Ein Strang Wolle aus Millionen Einzelfäden; gleichgültig, welchem man nachging, man endete immer in der Mitte. Hank hatte das gesagt, nicht Maiya. Sie schüttelte vehement den Kopf. Nicht an Hank denken. Der Wagen holte auf der gebirgigen Straße auf. Sie konnte nicht anders als mit dem Tempo heruntergehen. Wenn sie nur genau gewußt hätte, wovor sie davonrannte. Vielleicht wollten sie ihr gar nichts anhaben, sondern fuhren nur zufällig die gleiche Richtung in ungefähr der gleichen Geschwindigkeit.
    „Liebling, mein ganzes Leben lang wollte ich Sachen machen, verstehst du? Modellautos als Kind, dann Lampen aus Flaschen, Röhren und Drähte zusammenschließen und ein Radio oder eine Stereoanlage basteln, soetwas. Mir macht es Spaß, Dinge zusammenzufügen und etwas Neues und Nützliches daraus zu machen, vielleicht etwas Hübsches.“ Er wurde in Kalifornien aus der Armee entlassen und trampte quer durch das Land nach New York, wo sie drei Wochen später heirateten. „In der ersten Zeit keine Kinder, einverstanden?“
    Erleichtert hatte sie genickt. Jetzt keine Kinder, und vielleicht niemals. Sie zog ihn allerdings damit auf: „Du bist der Richtige, Sachen willst du machen, aber keine Kinder.“
    Nichts, was behinderte oder schmerzte, hatte er geantwortet. Sie mußte verständnislos ausgesehen haben, und er hatte sie rücklings auf das Bett gedrückt und war auch schon mit einem Scherengriff über ihr … Nicht an Hank denken und an ihn im Bett, Gott, nur nicht …
    Serpentinen, mit zwanzig Stundenkilometern, und der andere Wagen einen knappen Block hinter ihr. Man kann fast ihren Gesichtsausdruck erkennen, einer lehnt sich vom Rücksitz nach vorn, das Kinn auf den Arm gestützt und schaut voraus, zu ihr hin.
    Maiya ist so jung und verletzlich.

Weitere Kostenlose Bücher