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Dan

Dan

Titel: Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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dass er keine Zeit hatte, nach seinem Dolch zu greifen. Er warf sich auf den Boden und kroch zwischen zwei Kisten, das Brecheisen fest in der Hand.
    Ein Flüstern, dann leises männliches Lachen. Der raue Klang von Ghetto-Spanisch.
    Sie wussten, dass er hier war, oder zumindest nahmen sie es an. Und selbst wenn sie ihn nicht entdeckten, würden sie finden, was er versteckt hatte.
    Er durfte auf keinen Fall riskieren, sich durch ein Geräusch zu verraten, indem er nach seiner Waffe griff. Und so wartete er regungslos und still.
    Eine Kiste wurde über den sandig-schmutzigen Betonboden geschleift. Schritte ertönten, dann wurden ein paar gedämpfte Worte ausgetauscht. Eine Taschenlampe hatten sie offenbar nicht, denn sonst wäre längst geschossen worden – und entweder er oder einer der Eindringlinge wäre tot.
    »Que hay aquí?«
    Was hier drin war? Mehr Geld, als diese Typen je in ihrem Leben gesehen hatten.
    Alonso horchte auf den langsamen und gleichmäßigen Schlag seines Pulses und wartete.
    Einer der Männer trat gegen eine Kiste und rief die anderen. »
Pesado.
«
    Natürlich waren die Kisten schwer, schließlich waren sie voller Gold. Er schluckte mit geschlossenem Mund, um keinen Laut von sich zu geben, wenn seine Zunge gegen seinen trockenen Gaumen schlug.
    Er hörte, wie sie eine der Kisten bewegten und überlegten, wie sie sie öffnen sollten.
    Dann drangen von draußen Motorgeräusche herein, und ein Ruf von der Straße stoppte sämtliche Aktivitäten. »
Anda! Anda!
«
    Ja, macht, dass ihr wegkommt. Los.
    Als der Erste sich Richtung Tür bewegte, verspürte er ein Prickeln der Erleichterung. Der Zweite folgte, dann der Dritte. Sie sprachen miteinander, aber so leise, dass er nichts verstand. Leises Lachen, dann ein weiterer Ruf von draußen.
    Sie hatten die Tür offen gelassen, sodass ein wenig Tageslicht hereinfiel, doch aus seinem Versteck wagte er sich erst heraus, als das Motorengeräusch verklungen war. Er machte ein paar lautlose Schritte. Im schwachen Licht von draußen konnte er die Halle recht gut überblicken. Die Kisten schienen unberührt zu sein, außer denen, die er bereits geleert hatte, mühsam, Stück für Stück.
    Er hatte eine Aufgabe. Und einen Enkel, für den er sie zu erledigen gedachte.
    Er hob die Brechstange, um die Kiste aufzuhebeln, die er ausleeren wollte. In dem Moment drang ein kaum hörbares Atemgeräusch an sein Ohr.
    Das Eisen erhoben, fuhr er instinktiv herum, ohne seinen Angreifer zu sehen. Die Brechstange traf einen Schädel, das laute Krachen dröhnte durch die Halle, gefolgt von einem Aufschrei.
    Alonso holte zu einem weiteren mächtigen Schlag aus, und der Mann stürzte zu Boden, an der Schläfe getroffen, und regte sich nicht mehr. Hatte er ihn schon unschädlich gemacht?
    Er schlug erneut zu, sodass der Schädel krachte, noch einmal und noch einmal, bis sein Angreifer keine Regung mehr zeigte.
    Die Brechstange in der einen, den Dolch in der anderen Hand, blickte Alonso zur Tür und wartete darauf, dass der Nächste auftauchte.
    War der Kerl allein gewesen? War er der Einzige gewesen, der etwas Wertvolles in diesem alten, verlassenen Lagerhaus vermutet hatte?
    Nichts regte sich, nicht einmal die Ratten.
    Nach einer Minute zog er die Leiche zu der Kiste, die er beim letzten Mal geleert hatte.
    Alonso Jimenez war noch immer stark. Er mochte Krebs haben, eine zerstörte Familie und ein vermasseltes Leben, doch er war immer noch El Viejo. Er hievte den Leichnam in die Kiste, schloss den Deckel und widmete sich wieder der anderen, die er zuerst hatte öffnen wollen. Er trieb die Brechstange unter den Deckel und drückte ihn stöhnend auf. Die Scharniere quietschten.
    Rasch entnahm er, was er für seine nächste Einzahlung brauchte, und schlüpfte halbwegs zufrieden wieder in die Nacht hinaus.
    Wirklich froh würde er erst sein, wenn sein Enkel Quinn endlich in den Schoß der Familie zurückgekehrt war.
    Auch nachdem er zweiundsiebzig Stunden lang von einem anderen Zimmer im Hotel aus auf das Meer gestarrt und sich mit Tequila hatte volllaufen lassen, war Dan keinen Deut schlauer, im Gegenteil. Immer mehr Fragen schwirrten ihm im Kopf herum.
    Quinn hatte sein Leben lang einen anderen Mann für seinen Vater gehalten, warum also jetzt sein Weltbild erschüttern?
    Maggie lief eindeutig vor ihrer Vergangenheit davon; mit welchem Recht konnte er ihr Leben über den Haufen werfen, indem er die alten Geschichten wieder aufwärmte?
    War er nicht gerade erst einer Beziehung aus

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