Dan
wir holen uns einen Hühnchen-Spieß mit gebratenen Kochbananen. Ich habe Hunger.«
Sie aßen Brathühnchen in Zeitungspapier und schlenderten an den Ständen entlang, auf der Suche nach Jose Navarros Adresse.
Ein Indio-Junge kam auf Maggie zugehüpft. »Brauchen Sie vielleicht ein Boot?«
Sie tauschten einen Blick und sahen dann den Jungen an.
»Die Touristen wollen immer die Blitze sehen!«, fuhr er mit breitem Lächeln fort. »Ich kann Sie zum Lake bringen, bevor es anfängt.«
Dan kramte in seiner Hosentasche nach Kleingeld. »Wir suchen Jose Navarro. Kennst du ihn?«
»Er wohnt hier.« Der Junge zeigte auf ein rotes Holzhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Aber er ist für fünf, sechs Tage weggefahren.«
Dan ignorierte Maggies »Ich hab dir gesagt, du sollst es nicht herausfordern«-Blick und sah auf sein Handy.
Kein Empfang
.
»Er ist unterwegs, um mehr Touristen herzubringen«, sagte der Junge, der mit seinem Akzent kaum zu verstehen war.
»Wir brauchen tatsächlich ein Boot«, sagte Dan. Es war nicht unwahrscheinlich, dass Navarro gar nicht wieder auftauchte. »Können wir deins mieten?«
Der Junge schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Nicht mieten. Aber ich kann Sie zum See bringen. Ohne mich würden Sie den Weg sowieso nicht finden. Ich fahre die Strecke jeden Tag. Ich weiß, wo ich entlangfahren muss und welcher der beste Weg ist. Es gibt nämlich mehrere …« Er wedelte mit der Hand. »Mehrere … ähm … Neben …«
»Nebenflüsse?«, schlug Maggie vor.
Er nickte. »Genau. Ohne Führer verirrt man sich da. Ich nehme auch US -Dollar.« Als Dan zögerte, fügte er hinzu: »Ich fahre dauernd Touristen zum Wetterleuchten.«
»Was für ein Wetterleuchten?«, fragte Maggie.
»Das Catatumbo-Gewitter.« Der Junge öffnete und schloss die Hände, um Blitze anzudeuten. »Der ganze Himmel glüht rot und lila. Die Touristen wollen das immer sehen. Mein Boot ist ganz stabil, und schnell ist es auch.«
»Bist du sicher, dass Jose Navarro nicht da ist?« Vielleicht versuchte der Junge nur, auch etwas von dem spärlichen Geschäft abzubekommen, das hier draußen mit den Touristen zu machen war.
»Klopfen Sie doch bei ihm an. Wenn er nicht herauskommt, fahre ich Sie, wohin Sie wollen. Heute Abend gibt es ganz bestimmt wieder ein Gewitter. Das Wetter ist perfekt, und wir hatten schon seit fünf Tagen keines mehr.« Er zeigte zum anderen Ortsausgang. »Mein Boot liegt gleich da am Fluss. Es ist sehr bequem. Und es kostet nicht viel.« Er grinste. »In weniger als zwei Stunden sind wir auf dem Lake.«
»Wir wollen zu einer bestimmten Stelle«, sagte Dan.
»Das Leuchten ist überall zu sehen«, versicherte der Junge. »Aber ich fahre Sie, wohin Sie wollen.«
»Ich will erst nach Navarro sehen. Warte hier, Maggie.«
Er klopfte an das rote Häuschen, worauf eine alte Frau an einem Obststand kopfschüttelnd herüberrief:
»Él ha ido!«
Er ist weg.
»Versuchen wir es mit dem Jungen«, sagte er zu Maggie, nachdem er zurück war. »Sonst müssen wir am Ende noch hier übernachten.«
Zwei Stunden später, in denen ihrer junger Fahrer – Javier – einen beinahe katastrophalen Motorschaden reparieren musste, kurvten sie immer noch einen Flusslauf entlang, der sich durch die hügelige Dschungellandschaft wand.
Dan zog sein T-Shirt über den Kopf und stopfte es in die Tasche, die zwischen ihnen stand. »Dem GPS zufolge sind wir fast am Lake. Auf dem offenen Wasser wird es kühler sein.«
Maggie legte den Kopf in den Nacken und hob den Blick zum Himmel und auf die Äste, die hin und wieder über den Fluss ragten. »Was ist das für ein Gewitter, von dem er erzählt hat?«
»Das Catacumbo-Gewitter«, sagte Dan. »Ich habe es erst einmal gesehen. Es ist ein Wetterphänomen, das sich über dem See abspielt; es kommt angeblich daher, dass der Petroleum-Gehalt des Wassers zu erhöhtem Methangasausstoß führt. Es ist hübsch anzusehen, aber soweit ich mich entsinne, fängt es meist nach Mitternacht an, und danach gibt es in der Regel sturzbachartige Regengüsse. So Gott will, sind wir längst wieder zurück, bevor die Show beginnt.«
Er blickte erneut auf sein Handy, doch es hatte immer noch keinen Empfang. »Ich würde zu gerne wissen, wie Lola sich beim FBI angestellt hat.«
»Was meinst du? Sollte sie nicht einfach eine Beschreibung ihres Peinigers abliefern?«
»Oh, wir hatten eine kleine Überraschung mit dem Sonderermittler Thomas Vincenze geplant. Das war es, worüber wir gesprochen haben,
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