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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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unter der Plane war, aber allein beim Gedanken daran wurde mir übel. Mir blieb nichts anderes übrig, als im Auto zu bleiben.
    Irgendwann beschloss ich, dass hier offenbar nichts mehr passierte. Vielleicht blieben die Männer über Nacht in der Halle. Schweren Herzens gab ich mich geschlagen und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Es war erstens sinnlos und zweitens viel zu gefährlich, noch länger zu warten.
    Während ich langsam den Feldweg entlang zurück zur Straße fuhr, zitterten meine Hände so stark, dass ich kaum das Lenkrad festhalten konnte. Erst nachdem ich mehrere Kilometer zwischen mich und die Lagerhalle gebracht hatte, fing ich wieder an, regelmäßig zu atmen. Aber die kleinen Landstraßen, auf denen ich gekommen war, wirkten plötzlich wie ein Irrgarten, wie ein Labyrinth, das jemand angelegt hatte, um mich in die Falle zu locken.
    Verzweifelt tippte ich auf dem Navigationsgerät herum, damit es mich zurück zum Club führte, aber es teilte mir nur immer wieder mit, dass die Route »neu berechnet« werde. Fluchend schaltete ich es aus.
    Es schienen Stunden vergangen zu sein, als ich endlich die Hauptstraße wiederfand. Inzwischen war es so spät, dass ich beschloss, direkt zurück ins Hotel zu fahren. Adele würde bis zum nächsten Tag warten müssen, um den Grund für mein Verhalten zu erfahren.

17
    Nachdem ich sicher wieder in meinem Hotelzimmer angekommen war, beschloss ich, dass es Zeit war, Agent Jim McCordy einzuschalten. Die Suche nach Sylvia war zu gefährlich geworden, um sie allein zu bewältigen. Für SM-Clubbesuche und die nächtliche Verfolgung von geheimnisvollen Bussen war eine Person ohne posttraumatische Belastungsstörung bestimmt besser geeignet.
    Trotz allem war ich stolz auf mich. Noch vor einem Jahr, ach was, noch vor einem Monat hätte ich schon beim Gedanken an ein derart furchteinflößendes Unterfangen Dr. Simmons’ Notrufnummer gewählt. Stattdessen fühlte ich mich mit jedem Tag, den ich außerhalb meiner Wohnung verbrachte, ein wenig stärker und entschlossener. Ein gutes Gefühl. Zumal ich mir immer sicherer war, dass ich auf etwas Bedeutsames gestoßen war. Es konnte kein Zufall sein, dass ich Noah Philben bei Jack Derbers früherem Stammlokal angetroffen hatte. »Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das ein Zufall ist?«, hätte Jennifer gefragt.
    Es war inzwischen vier Uhr morgens, also sieben Uhr morgens an der Ostküste. Spät genug, um Jim anzurufen. Ich wählte seine Nummer, und wie üblich ging er beim ersten Klingeln dran.
    »Sarah? Wo sind Sie? Dr. Simmons sagt, Sie hätten schon wieder eine Therapiesitzung versäumt.«
    »Hören Sie, Jim, ich brauche Ihre Hilfe. Ich glaube, ich bin da auf eine seltsame Verbindung gestoßen. Vielleicht bedeutet es ja nichts, aber …«
    »Verbindung? Sarah, was treiben Sie da eigentlich? Ihre einzige Aufgabe wäre, sich regelmäßig mit Dr. Simmons zu treffen und sich darauf vorzubereiten, Jack Derber bei der Bewährungsanhörung gegenüberzutreten. Damit tragen Sie am meisten dazu bei, dass er hinter Gittern bleibt.«
    »Da haben Sie theoretisch recht. Aber ich glaube, ich habe eine wichtige Entdeckung gemacht.« Ich holte tief Luft. »Jim, ich bin in Oregon.« Bevor er einhaken konnte, fuhr ich schnell fort: »Darüber können wir später reden. Jetzt gibt es Wichtigeres. Noah Philben. Was wissen Sie über ihn?«
    »Sarah, ich …«
    »Ich weiß, Jim. Ich weiß, was Sie sagen wollen. Aber sagen Sie mir zuerst, was Sie über Noah Philben wissen.«
    Er seufzte. »Sie meinen den Pastor, der Sylvia mit Jack verkuppelt hat?« Er hielt inne und schien zu überlegen, wie weit er mir entgegenkommen durfte. Dann gab er nach: »Als Jack Derber und Sylvia Dunham geheiratet haben, wurde er natürlich überprüft. Keine Vorstrafen, absolut sauber. Ein religiöser Spinner, der diese sogenannte Kirche schon führt, seit er Mitte zwanzig ist. Ein ziemlich zweifelhafter Verein, ich habe die Steuerfahndung schon darauf angesetzt. Aber ansonsten nichts Verdächtiges.«
    »Wirklich nicht? Es ist nämlich so, dass ich in diesem SM-Club war, und dort …«
    »Wo waren Sie?«, fragte er ungläubig.
    »Jetzt lassen Sie mich doch mal ausreden! Ich erkläre Ihnen später, wie es dazu gekommen ist. Jedenfalls war ich in diesem Club, den Jack früher frequentiert hat, und stand aus … aus verschiedenen Gründen vor dem Hintereingang, um frische Luft zu schnappen …«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Dann habe ich einen Kleinbus

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