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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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Ding, diese Art von Club, oder?«, stellte ich fest.
    Sie lachte leise.
    »Wecken solche … solche Orte nicht Erinnerungen in dir, Erinnerungen an …?« Ich brach ab.
    Tracy starrte nur auf den Eingang des Clubs. »Doch. Doch, natürlich. Aber ich lerne dadurch, sie zu kontrollieren.«
    Wir saßen noch ein paar Minuten schweigend im Dunkeln, bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Während sich Tracy auf die kurvige Straße konzentrierte, spähte ich angestrengt in die Bäume und sah mir jeden Feldweg, der nach links abzweigte, genau an. Bei meinem vorherigen Besuch war ich so panisch gewesen, dass ich nicht mehr wusste, ob ich vom Club aus zwanzig oder fünfundvierzig Minuten gefahren war.
    Endlich entdeckte ich die Abzweigung zum gefürchteten Ziel unserer Fahrt. Ich war mir sicher, dass es der richtige Feldweg war, weil ich allein bei seinem Anblick eine Gänsehaut bekam. Wir bogen nicht ab, sondern fuhren ein paar hundert Meter weiter, auf der Suche nach einem Ort, an dem wir das Auto verstecken konnten. Schließlich fanden wir einen kleinen Weg, der fast völlig zugewuchert war. Tracy lenkte das Auto rückwärts hinein, damit wir im Notfall schnell flüchten konnten. Ich zwang sie, zweimal zu überprüfen, ob wir wieder hinauskamen, ohne im Schlamm stecken zu bleiben oder am hohen Gras zu scheitern. Wenn wir schnell weg mussten, durfte nichts unsere Flucht behindern.
    Wenigstens war ich dieses Mal perfekt ausgerüstet: Ich hatte mir mein Handy sowie ein zweites Mobiltelefon mit Prepaid-Karte um die Hüfte geschnallt, auf jeder Seite eins. Tracy schüttelte den Kopf, aber mir entging nicht, dass auch sie Angst hatte. Bestimmt war sie insgeheim froh über meine Vorkehrungen. Wir trugen jeweils eine Taschenlampe, und ich hatte außerdem eine kleine Kamera und Pfefferspray dabei. Um das Ganze abzurunden, steckte Jennifers Foto als Glücksbringer in meiner Hosentasche.
    Nachdem wir ausgestiegen waren, standen wir uns gegenüber und sahen uns an. Dann drückten wir den Rücken durch, holten tief Luft und machten uns ohne ein Wort auf den Weg. Als wir die Straße entlangmarschierten, hörten wir plötzlich ein Auto näherkommen und duckten uns in den Straßengraben, bis es vorbeigefahren war.
    »Warum habe ich das Gefühl, als wären wir hier die Verbrecher?«, fragte Tracy.
    Wir gingen langsam und vorsichtig weiter, bis wir die Abzweigung zur Lagerhalle erreicht hatten. Von dort krochen wir parallel zum Feldweg durch den Wald. Als wir auf dem Hügel angekommen waren, sahen wir die Halle vor uns liegen. Sie wirkte vollkommen verlassen. Kein Kleinbus, keine Autos, keine Männer.
    Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus, während wir uns Stück für Stück näher heranschlichen. Vielleicht hatte Philben die Halle längst aufgegeben, und unser abenteuerlicher Ausflug fand an dieser Stelle sein Ende. Ein höchst willkommener Gedanke, an dem ich mich festklammerte.
    Eine einzelne Glühbirne in einem Drahtgestell warf einen großen hellen Halbkreis auf den Boden vor der Tür der Lagerhalle. Mit einer Schulterbewegung bedeutete mir Tracy, ihr zu folgen. Ich blieb dicht hinter ihr, während wir um das Gebäude herumschlichen, wobei wir uns im Schatten der Bäume hielten, um nicht gesehen zu werden.
    Bis auf das Rascheln der Blätter, durch die sanft der Sommerwind strich, herrschte Totenstille. Die Luft war mild, es war nur wenig kühler geworden als am Tag. Zu Hause in meiner Wohnung hätte ich an einem derart lauen Abend vielleicht sogar ein Fenster gekippt.
    Nachdem wir das Gebäude umrundet und uns vergewissert hatten, dass auch auf der Rückseite kein Auto geparkt war, traten wir an die Fenster der Garage und spähten hinein. Es war zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Tracy nickte in Richtung Tür. Bevor ich sie davon abhalten konnte, drehte sie am Knauf. Die Tür war abgeschlossen.
    Als Nächstes versuchte es Tracy am Garagentor. Sie bückte sich und zog kräftig am Griff, der sich kurz über dem Boden befand. Flüsternd flehte ich sie an, damit aufzuhören. Zu meiner Erleichterung bewegte sich das Tor keinen Zentimeter, aber sie flüsterte mir zu, dass es bestimmt nachgeben würde, wenn wir beide daran zogen. Als sie auf den zweiten Griff am anderen Ende des Tors zeigte, schüttelte ich energisch den Kopf.
    »Auf gar keinen Fall«, protestierte ich leise. Tracy stand unbeweglich vor mir und sah mich eindringlich an.
    »Tu es für Jennifer«, flüsterte sie. Ich blickte mich um. Es machte mich nervös, dass

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