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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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Geschichten gehört, die über die New Yorker Ballettakademie kursieren?«, fragte Zep nach einer Weile.
    Vanessa sah ihn mit großen Augen an. »Nein.«
    Zep lehnte sich zurück und kniff gegen das grelle Sonnenlicht die Augen zusammen. »Nun, eine davon besagt, dass Hilda eine Hexe ist und dass sie sich jedes Jahr einen der Jungen aus der Schule aussucht und ihn sich mit einem Liebeszauber gefügig macht.«
    Zum ersten Mal seit Tagen brach Vanessa in Gelächter aus. »Das hast du aber jetzt nur erfunden, oder?«
    »Ich wünschte, es wäre so.« Zep sah sie lächelnd an. »Ich hab wirklich selbst gehört, dass sich das die anderen beim Essen erzählt haben. Eine andere Geschichte besagt, dass eine Kostümbildnerin in den Garderoben unter der Hauptbühne spukt. Man sagt, sie habe sich einst mit einem Seidenband erhängt. Ach, und nicht zu vergessen, da gibt es ja auch noch die Waage von George Balanchine hinter der Hauptbühne. Man sagt, wenn du darauf trittst, nimmst du zwanzig Pfund zu.«
    Vanessa musste unwillkürlich lachen. »Du machst wohl Witze«, sagte sie. »Das ist das Absurdeste, was ich je gehört habe.«
    »Das ist kein Witz«, wehrte sich Zep. »Du kannst es ja mal versuchen und die Geschichte auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.«
    »Und dabei das Risiko eingehen, zwanzig Pfund zuzunehmen? Ganz sicher nicht«, erwiderte sie lachend.
    »Du würdest damit noch genauso bezaubernd aussehen«, sagte er und sah sie bewundernd an.
    Vanessa schoss das Blut in die Wangen.
    »Und was die Stimmen anbelangt, die du heute Morgen gehört hast«, beruhigte sie Zep, »ich glaube, du bist einfach erschöpft von den vielen Proben und hast einen Riesenbammel vor der Aufführung. Und was diese Figuren zu dir gesagt haben – das klingt in meinen Ohren fast so wie Leute aus dem Publikum, die dir begeistert zujubeln.«
    Vanessa runzelte die Stirn.
Wir sind du, du bist wir, wir sind du, du bist wir.
Dieser Flüsterchor hörte sich, wenn überhaupt, schon eher wie ein zorniges Publikum an.
    »Wenn ich dir das ganz ehrlich sagen darf«, fuhr Zep fort, und seine Stimme wurde leiser, »dann glaube ich wirklich nicht, dass du dir über irgendetwas Sorgen machen musst.« Er strich ihr mit dem Zeigefinger über den Handrücken, und ein angenehmer Schauer überlief sie. »Du bist die unglaublichste Tänzerin, mit der ich je gearbeitethabe. Und wenn ich jemals den Anschein erweckt habe, enttäuscht oder verärgert zu sein, dann nur, weil ich dachte, ich würde dir nie das Wasser reichen können, was dein Talent und deine Perfektion beim Tanzen anbelangt.«
    Vanessa sah ihm forschend ins Gesicht. »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    Vanessa fuhr seine Handlinien mit dem Zeigefinger nach. »Da ist noch etwas.«
    »Okay.«
    »An Halloween hab ich gesehen, wie Anna mit Justin gesprochen hat. Sie weinte, und ich glaube, wegen dir. Er hat ihr geraten, die Schule zu verlassen, das sei besser für sie. Und dann gab er ihr ein kleines Rosenbouquet. Sie rannte in den Probenraum im Kellergeschoss und legte es auf diesen rußigen Brandfleck in der Mitte. Dann ging sie wieder hinaus.«
    »Woher weißt du das alles?«
    Vanessa wünschte sich plötzlich, sie hätte es nicht erwähnt. »Ich   … ich bin ihr gefolgt«, gab sie zu. »Nun, eigentlich bin ich Justin gefolgt, denn ich dachte, du wärest es. Wo warst du an diesem Abend?«
    »Ich war bei Josef und bin mit ihm die Choreografie durchgegangen. Ich wäre gern mit euch unterwegs gewesen. Aber Josef hat mich gebeten, mit ihm zu kommen, noch bevor ich die Möglichkeit hatte, dir Bescheid zu sagen.«
    »Dann triffst du dich also nicht mehr mit Anna?«
    Zep lachte auf. »Mit Anna? Nein!«
    »Und die Blumen, die sie dort abgelegt hat, die waren nicht für dich bestimmt?«
    »Wenn sie für mich bestimmt waren, dann hat sie mir nie etwas davon gesagt.«
    »Aber worüber hat sie dann mit Justin gesprochen? Warum hat er ihr die Blumen gegeben?«
    Zep zuckte mit den Schultern. »So ungewöhnlich ist es nicht, dass ein Junge einem Mädchen, das er mag, Blumen mitbringt, oder?«
    Vanessa errötete. »Nein, das nicht.« Vielleicht wollte Anna den Strauß ja nicht, dachte sie sich. Vielleicht hatte sie ihn deshalb im Probenraum abgelegt, zum Gedenken an ihre Beziehung mit Zep.
    Er legte ihr die Hand an die Wange und unterbrach ihr Grübeln. »Ich will nur dich«, sagte er. »Das weißt du doch, oder?« Er zog sie an sich, und seine Hand kitzelte sie im Nacken, als er seine Lippen auf ihre drückte. Sie erwiderte

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