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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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vorn anfangen.«
    Vanessa trank einen Schluck Tee. Sie war mit dieser Erklärung nicht zufrieden. Steffies Worte klangen einleuchtend, aber sie erklärten nicht, warum Elly verschwunden war – genauso wenig, wie sie Margarets Verschwinden je verstanden hatte.
    »Schau dir das an«, sagte Steffie, fing ein buntes Herbstblatt auf und drehte es an seinem Stiel herum. »Sogar die Bäume erinnern mich inzwischen an den
Feuervogel
und daran, dass ich keine Rolle darin bekomme. Es ist so, als würde die ganze Stadt versuchen, mir ordentlich Stress zu machen.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Vanessa. Sie balancierte auf der Bordsteinkante entlang und ließ den Blick über die Menschenmenge gleiten. »Ich habe immer einen total schrägen Traum: Josef hat mich für eine Rolle ausgewählt, aber als ich bei der Premiere auftreten soll, verwandle ich mich in eine Taube.« Ihre anderen Träume erzählte sie Steffie lieber nicht: Zep, der ihr zufällig auf der Straße begegnete; der ein weiteres Briefchen an ihrer Tür hinterließ; der sie bat, sich mit ihm im Übungsraum zu treffen, wo er sie in die Arme nahm und dann   … Die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Seit dem Brief waren mehr als zwei Wochen vergangen, und Zep hatte noch immer nicht mit ihr gesprochen. Sie erwartete, dass er ihr wenigstens mal Hallo sagen würde, aber jedes Mal, wenn sie ihn im Flur traf, war er mit Anna zusammen. Sie gingen Arm in Arm, schauten einander an und lachten. Es war, als ob Zep das Briefchen überhaupt nie geschrieben hätte.
    Steffie verschluckte sich an ihrem Eistee. »Du verwandelst dich in eine Taube?«
    »Das ist nicht witzig«, entgegnete Vanessa. »Ich weiß ja, dass esverrückt ist, aber ich muss immer wieder daran denken, was Josef zu Hilda gesagt hat.«
    Nachdem Vanessa fast vor Josefs Büro erwischt worden war, hatte sie beschlossen, ihr Handy erst mal dort zu lassen, und war schnurstracks zu Steffie gelaufen, um ihr alles zu erzählen.
    Am nächsten Tag rief dann Hilda Vanessa vor dem Unterricht zu sich und gab ihr das Mobiltelefon wortlos zurück. Vanessa suchte in Hildas Gesicht nach einer Antwort, aber ihr Gesichtsausdruck war undurchdringlich.
    »Was verschweigt uns Josef?«, fuhr Vanessa fort. »Er scheint irgendetwas über Margarets Verschwinden zu wissen. Vielleicht weiß er ja auch etwas über Ellys Verschwinden? Du musst zugeben, dass es da gewisse Parallelen gibt.« Ihr war klar, dass Steffie dieses Thema allmählich satthaben musste, aber sie konnte nicht anders. »Elly ist einfach so verschwunden, ohne irgendjemandem Bescheid zu sagen – genau wie Margaret. Zumal auch noch Josef derjenige war, der uns das von Elly mitgeteilt hat. Vielleicht weiß er ja, wo sie steckt oder was mit ihr geschehen ist. Sie hat seine Probe
zunichte gemacht
, und genau das Gleiche hat er über meine Schwester gesagt: Sie hätte seine Anstrengungen
zunichte gemacht

    Steffie hob eine Augenbraue. »Willst du meine ehrliche Meinung hören?«
    Vanessa nickte.
    »Ich glaube, du interpretierst da zu viel hinein. Er hat gesagt, dass Margaret verschwunden ist; das wussten wir alle schon. Als er seine ›Anstrengungen‹ erwähnte, hat er wahrscheinlich davon gesprochen, dass er viel Zeit investiert hat, um sie zu trainieren. Wenn du dich damals so weit vorgewagt hättest, indem du die Rolle des Feuervogels an eine Anfängerin vergibst, die dann aufhört   … «
    »Verschwindet«, korrigierte Vanessa und benutzte das gleiche Wort wie Josef.
    »Ist das Gleiche«, hielt Steffie dagegen. »Würdest du dir dann nicht auch verraten und verkauft vorkommen?«
    Vanessa kaute auf ihrem Strohhalm herum. Sie wollte nicht zugeben, dass an dem, was Steffie sagte, eine Menge dran war.
    »Was glaubst du denn, wovon Josef gesprochen hat?«, bohrte Steffie nach. »Glaubst du, er hatte etwas mit Margarets Fortlaufen zu tun? Glaubst du, sie hat ihn enttäuscht und er hat sie verschwinden lassen? Und nun hat er mit Elly das Gleiche getan?«
    Vanessa hatte etwas in dieser Art schon in Erwägung gezogen, wenn sie sich nachts schlaflos im Bett herumwälzte, während TJ schnarchte. Doch nun, wo Steffie es laut aussprach, klang es absurd. Aber dennoch: Margarets Verschwinden war leichter zu begreifen, wenn man jemanden dafür verantwortlich machte – zum Beispiel Josef. Dass Margaret ihr Verschwinden selbst geplant hatte, war weniger leicht zu begreifen. Und das Gleiche galt für Elly.
    Plötzlich hörten sie lautes Hupen. Vanessa schnappte nach Luft, als

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