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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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dem Unterricht, außerhalb des Schulgeländes kannst du deine Hosen von mir aus unter den Kniekehlen tragen, wenn’s dir Spaß macht.«
    Owen rückte sich die Hosen zurecht und setzte sich lautstark auf seinen Platz, indem er seinen Rucksack vor sich auf den Tisch knallen ließ.
    Martin Baxter stöhnte innerlich auf. Ihm war egal, welchen Kulturströmungen sich die Kids zugehörig fühlten, immerhin war es normal und gesund, nach der eigenen Identität zu suchen. Doch in den letzten Jahren war ihm aufgefallen, wie gleichförmig und austauschbar diese Identität geworden war. Allerdings war das kaum ein Wunder, nachdem so ziemlich jede zweite Fernsehsendung von Moderatoren präsentiert wurde, die einen aufgesetzten Möchtegern-Cockney-Dialekt an den Tag legten, als sei das London der Arbeiterklasse der Mittelpunkt des einzig wirklich coolen Universums dieser Welt. Martin Baxter verzog jedes Mal gequält das Gesicht, wenn die Kids hier in Felixstowe versuchten, diese Pseudosprache des Londoner Ostens nachzuahmen, die man in der beliebten Fernsehserie EastEnders zu hören bekam. Was bitte war denn aus der guten alten Selbstverwirklichung auf die spleenige Art geworden? Traurig kam er zu dem Schluss, dass sie ebenso wie die Küste hier in Suffolk dem Verfall ausgesetzt war.
    Der Mathematiklehrer hatte es im Gefühl, dass heute wieder einmal einer dieser Tage werden würde. Gott sei Dank war wenigstens Freitag. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie schlimm dieser Tag tatsächlich noch werden würde. Keiner wusste das.
    Als die Unruhe und das Herumgerutsche von Stühlen endlich nachgelassen hatten, setzte er sich an seinen Schreibtisch und zog ein Blatt Papier aus seiner ramponierten Akteniedertasche.
    »Bevor wir loslegen«, sagte er, »wollen wir einen Blick auf die Testergebnisse von letzter Woche werfen.«
    Eins der drei Mädchen, die noch immer die Köpfe zusammengesteckt hatten, blickte alarmiert auf. »Sie werden die Noten doch nicht etwa laut vorlesen, Sir?«, fragte sie mit übertriebener Empörung.
    Wieder setzte Martin sein strahlendes Lächeln auf. »Oh, darauf kannst du wetten!«, entgegnete er gut gelaunt. »Machen wir uns einen Spaß daraus und sehen mal nach, wer die Hohlköpfe unter uns sind – als ob wir das je vergessen könnten.«
    »Das ist so was von unfair!«, sagte sie und vergrub das Gesicht in ihren Händen.
    »Soll ich dann gleich mit dir anfangen, Emma, damit wir es hinter uns haben? Lass mal sehen – ah, ja: dreiundzwanzig Prozent. Damit hast du einen neuen Rekord aufgestellt. Anscheinend warst du in der Stunde davor zur Abwechslung mal tatsächlich geistig anwesend. Dann also zu Ashleigh und Keeley: neunzehn beziehungsweise einundzwanzig Prozent.«
    »Oh Mann!«, grölte einer der Jungs und klopfte auf den Tisch. »Das ist so was von peinlich!«
    Lächelnd wandte sich Martin ihm zu. »Kevin Stipe, grandiose siebzehn Prozent! Wer hätte gedacht, dass Schwätzen und Rumalbern mit deinen Kumpels, gepaart mit absoluter Missachtung meines Unterrichts, solch lahme Ergebnisse erzielen würden? Sicherlich kann da kein Zusammenhang bestehen, oder? Zufall? Hm …«
    Kevin Stipe versank im Erdboden, während Emma und Konsorten ihm johlend zuwinkten.
    »Ruhe!«, rief Martin. Nachdem er einige weitere traurige Ergebnisse verlesen hatte, blickte er zum anderen Ende der Klasse, wo sich ein hübsches Mädchen mit schmalem Gesicht hinter ihren Haaren versteckte.
    »Sandra Dixon«, sagte er, diesmal mit einem ehrlich gemeinten Lächeln. »Vierundneunzig Prozent. Sehr schön, Sandra. Wie kommt es nur, dass Aufmerksamkeit und Mitarbeit im Unterricht solche Noten erzeugen? Wisst ihr was, ich habe den leisen Verdacht, dass hier so etwas wie Ursache und Wirkung vorliegen könnte – der Rest von euch sollte es sich hinter die Ohren schreiben.«
    Emma und ihre Kumpane schnitten hinter Sandras Rücken wilde Grimassen, Ashleigh knüllte sogar ein Blatt Papier zusammen, um es Sandra an den Kopf zu werfen.
    »Wag das ja nicht!«, knurrte Martin sie an. »Sonst findest du dich so schnell im Büro des Direktors wieder, dass deine Schuhe Bremsspuren im Flur hinterlassen!«
    »Bremsspuren!« Kevin lachte schallend los.
    In diesem Moment ging die Tür auf und ein großer Typ mit hellem Haar und einer Sporttasche über der Schulter schlenderte herein. Er warf Martin Baxter lediglich einen knappen Blick zu und steuerte auf seinen leeren Platz zu. Keeley und Ashleigh pfiffen ihm nach – erst vor Kurzem hatten sie

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