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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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und die Fahnen mit dem Wappen der Herzen flatterten sacht in der duftenden Brise.
    Mit angehaltenem Atem schlich er weiter. Die Punchinello-Garde streunte herum. Der Unterkönig hatte darum gebeten, die Anzahl der Wächter in der Nähe des Westturms zu verdoppeln. Er hatte den fabelhaften Heilenden Rubin aus seiner Schatzkammer geholt, um ihn unter sein Kopfkissen zu legen. In letzter Zeit war er von Albträumen geplagt worden – die vergangenen fünf Nächte war er jedes Mal bibbernd und heulend vor Angst aus dem Schlaf geschreckt. Er war sich sicher, dass der Rubin diese grässlichen Träume vertreiben würde.
    Solch ein Juwel war eine zu große Versuchung für den Karobuhen. Unter seiner Seidenmaske und mit den Zauberschuhen an den Füßen, die ihm Malinda, die gute Fee im Ruhestand, geschenkt hatte, stahl er sich Stück für Stück näher an die vergoldeten Stufen der Wendeltreppe heran, die zum Turm hinaufführte.
    Plötzlich sprang vor ihm eine kleine hässliche Gestalt aus den Schatten, deren riesiger Kopf direkt auf dem Brustkorb saß, ohne jeden Hals. Der hakennasige Punchinello-Wächter bellte herausfordernd und stieß mit einem brutal aussehenden Speer nach ihm.
    »Bleibt stehen und gebt Euch zu erkennen!«, forderte das abstoßende Wesen, während seine glitzernden Knopfaugen in ihren Höhlen rotierten.
    Der Sohn des Hauses der Karo unterdrückte einen Schrei und strengte verzweifelt seinen Kopf an. Die Punchinellos liebten das Töten, das war ihre alles verzehrende Leidenschaft, die sie antrieb. Was sollte er nun tun? Mit einem geifernden, blutdürstigen Kreischen walzte der hässliche Kobold mit dem Buckel auf ihn zu …
     
    Paul riss den Kopf in die Höhe. Er war wieder in seinem Klassenzimmer. »NEIN!«, rief er.
    Mit unglaublicher Willenskraft taumelte er von seinem Stuhl. Seine Beine waren schwach und wacklig, sodass er um ein Haar zusammengebrochen wäre. Schwer atmend blickte er sich mit aufgerissenen Augen in der Klasse um. Die anderen Kinder schienen erschöpft oder eingeschlafen, nur die Kartenträger hockten kerzengerade auf ihren Stühlen – die glasigen Augen weit offen.
    Mrs Early hielt im Lesen inne und sah zu ihm.
    »Was … was machen Sie denn da?«, stotterte er.
    Die Lehrerin lächelte. »Ich heiße euch im gesegneten Königreich willkommen«, wisperte sie. »Setz dich und hör zu. Die Welt dort ist viel besser – viel lebendiger. Sie strotzt nur so vor Pracht und Energie. Atemberaubende Schönheit und Abenteuer erwarten dich dort, die du hier nie erleben wirst. Komm, Jack, dein Tanz fängt gerade erst an.«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Ich heiße Paul!«, widersprach er. »Paul Thornbury!«
    »Du bist Jack, der Karobube«, stellte Mrs Early fest. »Was für ein Schlingel von Königssohn du doch bist! Wie du den Hof auf Trab hältst!«
    »Ich bin Paul!«, schrie er sie an.
    Da wandten sich Molly Barnes und ihre Freunde ihm zu, ihre Augen und ihr Grinsen schienen wie gemeißelt. »Jack, Jack, Jack, Jack …«, sangen sie.
    Paul stolperte von seinem Pult fort.
    »Aufwachen!«, brüllte er und rüttelte zwei seiner Klassenkameraden, die in der Nähe saßen. »Wacht auf!« Doch sie murmelten nur etwas Unverständliches, während ihre Köpfe nach vorn sackten.
    »Ihr alle!«, schrie Paul. »Wacht endlich auf!« Er torkelte zwischen den Tischen hin und her in dem verzweifelten Versuch, seine Mitschüler aufzurütteln. Er schüttelte und schlug sie, aber es half nichts. Sie waren wenig mehr als Stoffpuppen in seinen Händen. Der Bann hatte sie bereits erfasst und befallen.
    Da drehte sich Paul zu Mrs Early um. »Hören Sie damit auf!«, flehte er. »Es ist böse! Hören Sie auf!«
    Die Frau wandte den Blick von ihm ab und konzentrierte sich wieder auf die Seiten vor ihr.
    »Und solange der Prinz der Dämmerung im Exil weilte, sandte er weder Nachricht noch Lebenszeichen in sein Königreich. Daher vertrieben sich der Ismus und seine Untertanen, während sie warteten, die Tage mit Lustbarkeit und herrlichen Vergnügungen …«
    Pauls Arme und Beine wurden mit einem Mal so schwer, dass er wie ein Stein zu Boden fiel. In seinem Kopf erklang ein grässliches Sirren.
     
    Der Karobube starrte auf den Dolch in seiner Hand, von dem träge das schwarze Blut des Kobolds tropfte. Der Streit war schauerlich gewesen. Punchinellos kämpfen wie kein anderes Geschöpf in Mooncaster. Wild und wie toll werfen sie sich ins Gefecht – mit solcher Freude, dass ihre Feinde gleichermaßen verängstigt

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