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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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ein. »Hinfort mit ihnen!«, quiekte er schrill. »Runter von mir! «
    Dann griff er unter sein Kissen, um sich von dem Heilenden Rubin trösten zu lassen.
    »Er ist weg!«, schrie er. »Man hat mich beraubt! «
    Aus dem Schlaf gerissen, begann nun auch die Königin zu schreien. Außer sich vor Wut riss der König die Bettvorhänge beiseite.
     
    Als der Gong zum Ende der Stunde erschallte, saßen alle Kinder im Englischunterricht von Mrs Early wieder auf ihren Plätzen. Die Lehrerin hörte auf vorzulesen und sah sie zufrieden an.
    »Nun müsst ihr an diesen freudlosen Ort zurückkehren«, wies sie an. Die Schüler stöhnten unwillig auf.
    »Das hier ist das Schattenleben«, erklärte sie ihnen. »Die wahre Welt erwartet euch im Reich des Prinzen der Dämmerung. Aber weint nicht. All das hier ist nur ein grauer, bedeutungsloser Traum. Euer wahres Dasein liegt in Mooncaster. Dort, wo wir sicher und geborgen sind, schlagen unsere Herzen schneller. Jetzt geht. Ertragt diese vorübergehende Leere. Schon bald werdet ihr an den Ort unserer wahren Bestimmung zurückkehren. Der Ismus wird sich um uns kümmern. Seid gesegnet, ihr alle.«
    »Gesegneten Tag«, erwiderte die Klasse wie aus einem Mund.
    Die Kinder standen auf. Paul Thornbury griff sich seinen Rucksack vom Pult und folgte den anderen nach draußen.
    »Ich bin Jack, der Karobube«, murmelte er abwesend. »Ich bin der Karobube.«

23

     
    Piiiiep: »Hallo, Martin, hier ist Gerald. Ich will euch ja nicht beunruhigen, aber … Ist Paul bei euch? Er ist nicht aufgetaucht, obwohl er vorbeikommen wollte.«
    Martin hatte an diesem Nachmittag die Aufsicht über die Nachsitzer gehabt, war also erst ein paar Minuten zu Hause – gerade lange genug, um sich die Krawatte vom Hals zu ziehen und nach den Keksen zu greifen. Währenddessen hatte er die Nachricht abgehört, die Gerald ihm auf der Mailbox hinterlassen hatte, und fluchte nun leise.
    »Was hat der Junge jetzt wieder vor?«, grummelte er.
    Seit der ersten Pause hatte er Paul nicht mehr gesehen. In der Mittagspause war er nicht wie versprochen zum Lehrerzimmer gekommen und Martin hatte ihn auch nirgends finden können.
    Vielleicht würde er in seinem Zimmer auf einen hilfreichen Hinweis stoßen. Martin eilte die Treppe hinauf. Zu seiner Überraschung fand er Paul dort tatsächlich vor. Der Junge hockte auf seinem Bett und starrte ins Leere.
    »Was ist los?«, wollte Martin wissen. »Was machst du hier? Du wolltest doch Gerald besuchen.«
    Der Junge regte sich langsam, sah Martin jedoch nicht an. »Das ist jetzt nicht mehr nötig.«
    »Aha. Aber warum hast du ihn nicht angerufen oder ihm eine SMS geschickt? Das ist nämlich verflucht unhöflich!«
    »Tatsächlich? Hab ich vergessen.«
    »Ist irgendetwas passiert?«, fragte Martin nun besorgt. Er ging in die Hocke und betrachtete Pauls Gesicht. Der Ausdruck darin war völlig nichtssagend und seine Pupillen waren unnatürlich geweitet. Das Haselnussbraun der Iris war kaum mehr zu sehen. »Paul? Paul?«
    Widerstrebend blickte der Junge ihn an. »Ich hab kein Buch!«, jammerte er traurig. »Ich bin ausgestoßen. Ich bin gefangen in den Schatten.«
    Martin überkam eine ungute Ahnung. »Was für ein Buch, Paul?«, fragte er, auch wenn ihm vor der unvermeidlichen Antwort graute.
    »Die Heilige Schrift – Dancing Jacks. «
    Martin sackte in sich zusammen. »Oh, nein …«, hauchte er. »Nicht auch noch du, Paul, nicht du.«
    »Ich hätte es nicht bekämpfen sollen«, sagte der Junge mit großem Bedauern in der Stimme. »Ich hätte schon vor Tagen dorthin gehen sollen. Ich hatte so unrecht.«
    »Wohin hättest du gehen sollen?«
    »Nach Mooncaster.«
    Martin begriff nicht. »Das Schloss aus der Geschichte?«
    »Es ist das schönste Schloss, das je erbaut wurde«, erzählte Paul und das Verlangen in seinen Worten war herzerweichend. »Am Tag strahlt es in hellem Weiß, dann, bei Sonnenuntergang, wie reines Gold und bei Nacht wie silberne Sahne. Ich will dahin zurück.«
    »Aber es ist nicht echt. Du kannst nicht wirklich dorthin.«
    »Doch, das kann ich. Das Buch bringt mich dorthin. Die gesegneten Worte wirbeln heraus und lassen diese Leere verschwinden – und dann bin ich dort. Dann bin ich mein wahres Selbst. Ich bin Jack, der Karobube.«
    »Du bist Paul Thornbury! Du lebst hier. Schau – das da ist dein Computer, an dem du stundenlang World of Warcraft spielst – da steht deine Manga-Sammlung – dort drüben liegt dein Lieblings-T-Shirt, das, das deine Mum nie waschen

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