Dancing Jax - 01 - Auftakt
Augen – ihre Handflächen waren weich. Auch ihr Nacken war völlig frei von borstigem Haar. Voller Erleichterung stieß sie ein kleines Grunzen aus.
Neben ihr kniete die Frau, die einmal Queenie gewesen war. »Tochter«, sagte sie sanft. »Willkommen zurück.«
Das Mädchen grinste sie an. »Sei gegrüßt, Frau Mama«, sagte es und hob weit eine Augenbraue. »Ich bin Jill, die Pikdame.«
»Der Ismus wird hocherfreut sein, dass du dich uns endlich angeschlossen hast.«
Emma streckte die Hand aus und ließ sich von Conor Westlake auf die Füße helfen.
Entfernt hörte man die Stimme eines Mannes, der unten beim Fort besorgt Emmas Namen rief.
»Das muss Mr Taylor sein«, sagte Emma. »Er sucht nach dem Mädchen. Ich werde zu ihm gehen – ich werde so tun, als ob, und mir nichts anmerken lassen.«
»Darauf verstehst du dich am besten, mein Kind«, sagte die Pikkönigin voller Stolz.
Mit einem letzten schelmischen Blick auf die versammelte Gesellschaft eilte Emma davon zum Landguard.
»Somit ist der Hofstaat vollständig«, erklärte Conor glücklich.
Die Frau klopfte ihm mit ihrem Fächer auf die Schulter. »Noch nicht ganz, Jack«, sagte sie. »Einen hat man noch immer nicht gefunden. Der Jockey weilt noch nicht unter uns.«
»Darauf kann ich auch noch eine gute Weile verzichten!«
»Wie wir alle. Doch, wer weiß – womöglich ist er bereits irgendwo dort draußen und wartet eine geeignete Gelegenheit ab, um sich zu offenbaren? Das würde ihm ähnlich sehen.«
Der Junge schauderte. »Ich fürchte den Jockey«, murmelte er.
»Wie der Rest von uns in Mooncaster«, pflichtete sie ihm bei. »Fürwahr, vielleicht sogar unser Lord Ismus selbst.«
27
Martin Baxter wartete fast zwei Stunden, bis Carol zurückkam. Er hatte sein Bestes getan, um das Tohuwabohu in seinem Allerheiligsten (was davon noch übrig war) zu beseitigen, doch vor dem blauen Lack hatte er schließlich kapitulieren müssen. Er war viel zu müde, um sich damit heute Nacht noch herumzuschlagen. Allerdings stellte er auch fest, dass einige Teile seiner Sammlung fehlten. Paul hatte ein paar seiner wertvollsten Stücke mitgenommen: einen original Sonic Screwdriver aus Doctor Who, einen Phaser aus der ersten Staffel Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert, der wirklich am Set benutzt worden war, und das Teleporterarmband aus Blake’s 7. Der Junge hatte wahrhaftig die Schätze seiner Sammlung gestohlen.
Noch immer gab es nichts Neues von Paul. Sie riefen Gott und die Welt an, in der vagen Hoffnung, dass der Junge vielleicht dort aufgetaucht sein könnte, und Carol probierte es auch noch einmal auf seinem Handy, doch es war noch immer ausgeschaltet. Sie telefonierte mit ihrer Mutter und verbrachte eine halbe Stunde damit, ihr zu erklären, was vorgefallen war. Fünf Minuten vor Mitternacht riefen sie erneut bei der Polizei an, doch auch die Beamten hatten keine neuen Nachrichten.
»Er ist erst elf!«, fuhr Carol sie an. »Ihm könnte alles Mögliche passieren. Warum strengen Sie sich nicht mehr an?«
»Ich versichere Ihnen, Mrs Thornbury, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht, um Ihren Sohn zu finden«, beteuerte der Sergeant.
»Ach ja? Ganz offensichtlich ist das aber nicht genug, oder?«, entgegnete sie. »Schließlich haben Sie ihn noch nicht gefunden!«
»Sollen wir einen Officer zu Ihnen schicken? Wäre Ihnen das recht?«
»Was? Nein, das wäre mir nicht recht! Wenn Sie Leute übrig haben, dann sollten Sie sie losschicken, damit sie meinen Jungen suchen!«
»Wir tun unser Bestes, Mrs Thornbury.«
»Aber sicher doch«, sagte sie mit sarkastischem Unterton. Carol beendete das Gespräch und biss frustriert auf ihrer Lippe herum.
»Was, wenn sie ihn nicht finden? Ich weiß nicht, was ich dann tue. Klar, man hört, dass solche Sachen passieren – dass Kinder verschwinden. Wie viele finden sie sicher und wohlbehalten wieder? Nicht viele. Wir sollten eine Pressekonferenz abhalten und um Hilfe bitten. Nur wirken die Familien, die so was machen, immer so verschlagen und schuldig –«
»Carol«, unterbrach Martin sie, »lass das. Du machst dich nur verrückt. Paul wurde nicht entführt. Er ist weggelaufen. Egal, was sonst mit ihm los ist, blöd ist er auf keinen Fall. Er ist ein cleveres Kerlchen. Er wird keine Dummheiten machen.«
Sie deutete nach oben. »Und was er mit deiner Sammlung angestellt hat, war also vernünftig, ja?«
»Nein, aber er war bei klarem Verstand, sonst hätte er diese Nachricht nicht an die
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