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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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reglos. Hatte wirklich er das vollbracht? Er wüsste nicht, wie. Den Rest der Nacht über und noch viele Monate danach behandelte man ihn mit neuem Respekt.
    Die Minnesänger stimmten ein Liedchen an und die Adeligen trugen ihn im Triumphzug durch den Saal, während sich ihre Gemahlinnen und Liebchen heimlich davonstahlen. Nur eine Dame verweilte noch. Malinda, die pensionierte gute Fee, strich sich das feine Haar, das aussah wie aus Zuckerwatte, aus der Stirn und lächelte sanft, als sie die Freude im Gesicht des alten Zauberers sah. Sie hob ihren gewundenen silbernen Zauberstab, den sie heutzutage fast nur noch als Gehstock benutzte, und gab dem Bernsteinstern auf der Spitze einen liebevollen Kuss.
    Vom anderen Ende des Saals aus beobachtete sie der Jockey und klatschte stummen Beifall. Dann verbeugte er sich und schlich auf Zehenspitzen davon.
     
    Draußen auf den Zinnen waren dreißig Damen vor Aufregung ganz außer sich. Normalerweise führten sie die Pantomimen immer hierher, doch heute konnten sie es nicht länger erwarten. Erst heute Nachmittag hatte die Herzkönigin frisches Minchet vorbereitet, das sie nun, in kleine Töpfchen abgefüllt, an jede Anwesende verteilte. Die Pikdame war bereits dort und wartete auf die anderen.
    Sie nahm einen Topf voll Flugbalsam entgegen und blickte dann den mittleren Turm hinauf, auf dessen Dach eine einsame Gestalt stand – der Schwalbenschwanz ihres Samtjacketts flatterte im Herbstwind. Donnernd durchzuckte hinter ihr ein Blitz die Nacht, woraufhin der Schemen das Gesicht reckte, um den aufziehenden Sturm auszulachen. Das Mädchen griff in ihren weiten Ärmel, wo die kleine Flasche mit Gift verborgen war. Nach der heutigen Nacht würde Mooncaster nie wieder sein wie zuvor. Der Gedanke daran ließ sie vor Begeisterung und Vorfreude erzittern. All diese dämlichen, keifenden Frauenzimmer würden schon bald tot sein. Gerade so konnte sie sich ein Lachen verkneifen.
    »Wen wird unser Herr heute Nacht auserwählen?« , fragte sich die Kreuzkönigin laut.
    »Oh, möge doch ich diejenige sein!«, seufzte eine der Edelfrauen wehmütig.
    Sie alle begannen, sich ihrer Umhänge und Roben zu entledigen, bis sie nur noch in ihren Unterhemden und Unterröcken dastanden. Dann tunkten sie die Finger in die Minchetsalbe und rieben sich damit die Schultern, Hälse und Nacken ein.
    »Gab es je einen schöneren und weiseren Herrscher?« , rief die Herzdame aus. »Ich bin bereit! Erhebt mich zu jenem hohen Turm und tragt mich in seine Arme! « Während sie sprach, entfaltete die Paste ihre Wirkung – ihre Füße hoben sich von den Zinnen und sie schwebte in die Luft.
    Hastig bestrich sich auch die Pikdame mit der Salbe. Sie musste als Erste im Turm sein! Sie musste die Flasche mit dem geheimnisvollen Elixier der Hexe in den Wein gießen, der dort schon bereitstand.
    Rings um sie herum gackerten und kicherten die Frauen, hingerissen von dem wundervollen Gefühl, in die Höhe gehoben zu werden. Tanzschuhe fielen von zappelnden Füßen und nackte Beine baumelten in der Luft. Welch Vergnügen, welche Verzückung – denn der Ismus wartete auf der anderen Seite! Vollkommen, absolut vollkommen!
    Doch dann bemerkten sie, dass etwas nicht stimmte. Die Richtung, in die sie flogen, war ganz und gar nicht die des mittleren Turms. Im Gegenteil, sie drifteten davon ab.
    »Was geht hier vor?« , kreischte die Herzkönigin verwirrt. »Nicht hier entlang, zurück – zurück! «
    Die schwebenden Frauen zappelten wie wild mit den Armen, wie ungelenke Vögel, und stießen mit den Beinen aus wie Frösche, doch nichts konnte ihren Kurs ändern. Sie flogen hoch über den Schlossrasen, hoch über die Kurtine, auf der eine Gruppe Punchinellos stand, zu ihnen nach oben starrte und beim Anblick, der sich ihr bot, pfiff und johlte.
    »Ich verstehe das nicht!«, heulte die Herzkönigin, während sie mit ihren schwabbeligen Armen in der Luft ruderte.
    »Du Dummkopf!«, fuhr ihre Freundin, die Pikkönigin, sie an, als sie an ihr vorübersegelte. »Diesmal hast du es falsch gebraut! «
    »Aber nein, das schwöre ich! Ich habe das Rezept haargenau befolgt, so wie immer. «
    Schon hatten sie fast die Außenmauer erreicht. Hinter dem Schlossgraben lag das verschlafene Dorf Mooncot.
    »Die Bauern werden mir unter die Röcke schauen!«, wimmerte die Karokönigin bedrückt. »Oh, welch unendliche Schande! «
    Die Pikdame war ebenso hilflos wie alle anderen. Was sollte sie nun tun?
    »Am Ende halten wir nie wieder an!«,

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