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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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wirkte er ernsthaft verängstigt. Dann fiel ihm ein, was Paul gestern Morgen auf dem Pausenhof gesagt hatte – als er noch normal gewesen war. Er hatte ihn gebeten, Austerly Fellows zu googeln.
    »Gerald«, platzte er heraus. »Ich muss los. Ich sehe dich dann morgen.«
    Bevor der alte Mann reagieren konnte, hatte Martin auch schon aufgelegt und rannte nach oben. Sein eigener Computer war mit blauer Farbe bekleckert, also setzte er sich vor Pauls.
    Der PC erwachte zum Leben. Martin zögerte. Was trieb er hier? Gestand er sich etwa ein, dass es für die Ereignisse der letzten Tage eine übernatürliche Erklärung geben könnte?
    »Lächerlich«, sagte er laut. »Ich überprüfe nur etwas, das ist alles.«
    Die Ergebnisse der Websuche erschienen und Martin klickte den Wikipedia-Eintrag an. Als sich die Seite öffnete, starrte Martin auf das Schwarz-Weiß-Foto eines unsympathisch aussehenden Mannes in einer Mönchskutte. Dann las er den Text.
     
    Austerly Fellows (1879-1936) Der selbst ernannte Abbot of the Angles und Grand Duke of the Inner Circle …
     
    Martin hielt inne. Auf dem Bildschirm war ein Schmutzfleck. Er wollte ihn wegkratzen, doch der Dreck war hinter der Scheibe. Dann bemerkte Martin einen weiteren Fleck – und noch einen. Vor seinen Augen wurden sie immer größer, außerdem tauchten auf dem Monitor immer mehr auf. Es sah aus wie Schimmel, hässlicher schwarzer Schimmel. Innerhalb von Sekunden hatte er sich auf dem gesamten Bildschirm ausgebreitet, sodass die Sprenkel den Wikipedia-Eintrag komplett verdeckten. Martin griff nach der Maus, zog sie hierhin und dorthin und hämmerte auf der Tastatur herum, doch der Monitor blieb dunkel. Dann stieg ihm ein verheerender Gestank nach Fäulnis in die Nase, der aus dem Inneren des Bildschirms drang. Plötzlich begann der Monitor zu qualmen, gefolgt von einem Knall und einem kleinen Funkenregen. Hastig sprang Martin von seinem Stuhl und riss die Stecker aus den Steckdosen an der Wand.
    »Was zum Teufel …?«, stieß er aus, als Klumpen von schwarzem Moderpilz aus dem Monitor auf den Schreibtisch tropften. Martin stürmte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
    »Na schön. Jetzt hab ich keine Probleme mehr, daran zu glauben!«
     
    Carol fuhr ziellos durch die Stadt. Seit Stunden war ihr nichts und niemand begegnet. Felixstowe war gespenstisch still, wie ausgestorben. Während sie durch die leeren Straßen kurvte, wurde ihr immer mulmiger zumute. Die Angst um ihren Sohn beherrschte nach wie vor ihre Überlegungen, trotzdem konnte sie nicht umhin, die seltsame Atmosphäre zu bemerken, die in ganz Felixstowe herrschte.
    Jedes Haus, an dem sie vorüberkam, war finster und die Vorhänge waren zugezogen, doch oft meinte sie, im Rückspiegel eine Bewegung hinter diesen toten Fenstern zu erhaschen. Die Ecke eines Vorhangs hob sich oder eine Jalousie schaukelte an ihren Platz zurück. Zunächst glaubte Carol, sich das alles nur einzubilden, später dann, nachdem es immer öfter geschah, schob sie es darauf, dass die Leute sich bestimmt wunderten, wer so spät und so langsam vorbeifuhr – das war ja ganz normal. Allerdings hatte es eine Verstohlenheit an sich, die nicht normal war. Nie sah sie ein Gesicht, auch schaltete niemand das Licht ein. Diese Geheimniskrämerei verfolgte sie die ganze Fahrt über.
    Gegen halb drei, als Carol sich sicher war, von jedem einzelnen Haus in der ganzen Straße aus beobachtet zu werden, hielt sie an, drückte auf die Hupe und ließ sie eine volle Minute lang dröhnen. Dann stieg sie aus. »Ich suche meinen Sohn!«, brüllte sie, so laut sie konnte. »Haben Sie ihn gesehen? Wissen Sie, wo er ist? Kann mir irgendjemand helfen?«
    Die Häuser blieben finster. Kein Licht ging an. Niemand tauchte an den Fenstern auf, um nachzusehen, was der Radau sollte – und das erschien ihr nun tatsächlich unheimlich und bedrohlich. Schlagartig fühlte Carol sich einsam und bekam Angst. Schnell sprang sie wieder auf den Fahrersitz, ließ den Motor an und fuhr heim.
     
    Als sie zu Hause ankam, war Martin auf dem Sofa eingedöst. Carol deckte ihn mit ihrem Mantel zu und ließ sich in den Lehnstuhl gegenüber sinken. Wie sollte sie ein Auge zutun, solange Paul irgendwo da draußen war? Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie während der ganzen Zeit, die sie unterwegs gewesen war, keinen einzigen Streifenwagen gesehen hatte.
    Die Stunden bis zum Morgengrauen schlichen im Schneckentempo dahin.
    Um Punkt sechs Uhr rief sie bei der Polizei an. Noch

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