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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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wilde Tier darunter umherkrabbelte. »Sonst sind Ramptanas Auftritte nicht so gut« , raunten sich die Zuschauer untereinander zu.
    Während der alte Mann wild herumhüpfte, sich im Kreis drehte und das kleine Wesen zu erhaschen suchte, das unter seinen Gewändern sein Unwesen trieb, wickelte sich sein langer weißer Bart um ihn.
    Dann passierte es. Das Hermelin stöberte einen weißen Hasen auf, der in einer geheimen Innentasche kauerte – und schlug zu. Der Hofzauberer spürte den kurzen Kampf. Er brach seinen Veitstanz ab und starrte verdrießlich ins Publikum. Außer ihm wusste keiner, was vor sich ging. Plötzlich färbte sich sein Bart an einer Stelle grellrot. Sollte man nun applaudieren? Was für ein eigenartiger Trick.
    Dann zuckten die langen Schnurrbartenden und das aufgebrachte kleine Gesicht des Hermelins schob sich darunter hervor – im Maul den Kopf eines Kaninchens!
    Eine der Damen fiel in Ohnmacht. Der Schock der Übrigen wandelte sich schnell in Wut und sogleich fingen sie an zu buhen und Ramptana zu verhöhnen. Ein Ritter warf eine in Essig eingelegte Walnuss nach ihm. Sie fegte dem Hofzauberer den Hut vom Kopf, woraufhin die weiße Taube, die darunter verborgen war, zu den Dachbalken aufflog.
    »Mylords!«, bat der Zauberer flehentlich. »Ich bitte Euch, lasst mich meinen Trick zu Ende führen – ich habe ja noch gar nicht das Wunder der magischen Reifen gezeigt und wie sie sich vereinen … Bittet«
    »Verschwindet!«, setzten die Zuschauer ihm zu.
    Am Ende des Bankettsaals erhob sich der Ismus von seinem Stuhl. »Unfähiger Trottel« , sagte er voller Abscheu. Während er sich vorbeugte, um die Hand von Lady Labella zu küssen, wisperte er ihr zu: »Du weißt, wohin ich mich begebe – triff mich dort. « Dann schritt er davon.
    »Wir wollen wahre Magie sehen!«, forderte das Publikum.
    Der arme Zauberer war vollauf damit beschäftigt, seinen Bart von dem Hermelin zu befreien, leider biss ihm das Tier dabei in die Finger. Dann wetzte es auf seinen kahlen Kopf hinauf, um dort genüsslich an einem der Kaninchenohren zu knabbern.
    »Ihr seid ein hoffnungsloser Scharlatan!«, raunzte der Karokönig. »An den Pranger mit ihm! Bewerft ihn mit Dreck! «
    »Ich kann aber doch zaubern!«, schrie der alte Mann jämmerlich. »Bitte, meine Königlichen Hoheiten, Mylords, Myladys, ich flehe Euch an …«
    Zwei große Ritter kamen klirrend auf ihn zu, um ihn zu ergreifen. Doch plötzlich hielten sie inne und wichen zurück. Ramptana war bewusst, dass hinter ihm etwas vor sich ging. Langsam drehte er sich um.
    Das einzige Spanferkel, das noch nicht verspeist war, schüttelte sich die Garnierung vom Leib und stellte sich auf die Hinterbeine. Aufrecht stehend lugte es mit seinen eingeschrumpelten Augen neugierig im Saal umher und spuckte dann den goldenen Apfel aus.
    Diesmal fiel der Kreuzkönig in Ohnmacht.
    Das gegrillte Schweinchen hielt sich die Seite und stieß ein Grunzen aus, als würde es lachen. Dann hüpfte es die lange Tafel entlang. Als es an einem unberührten Fasan vorbeikam, sprang der Vogel auf seine Keulen, um sich dem Ferkel anzuschließen – und schon bald hatte sich eine lange Polonaise von all den gebratenen Tieren gebildet, die bisher keiner angeschnitten hatte. Sie tanzten und tollten zwischen den Schüsseln und Tellern umher.
    Entgeistert klappte den Adeligen die Kinnlade herunter. Dann, mit gurgelnder, quiekender Stimme, begann das Ferkel zu sprechen.
    »Verehrte Lords und Ladys hold, wir hoffen, unser Ernteball hat Euch erfreut. Haben wir Eure Bäuche gut gefüllt und hat es Euch geschmeckt, zeigt Euer Wohlgefallen, indem Ihr Eure Finger schleckt. Jetzt klatscht Applaus, spendet Beifall und Bier – für den Großen Ramptana, den mächtigen Magier hier! « Damit verbeugte sich das Schweinchen, wobei die Glasur auf seinem Rücken krachend aufplatzte. Das gegrillte Geflügel tat es ihm gleich, dann flatterten alle mit den gerupften Flügeln, um den Applaus anzustimmen. Mehrere Minuten lang herrschte im Bankettsaal nur verdutztes Schweigen, doch dann brachen wahre Beifallsstürme aus. Der alte Zauberer wurde in die Höhe gehoben und von genau den Rittern voller Bewunderung auf den Schultern umhergetragen, die ihn eben noch an den Pranger stellen wollten.
    Der Hofzauberer wusste gar nicht, wie ihm geschah. Er verstand nicht, was passiert war, und ihm standen die Tränen in den Augen. Er starrte das Ferkel auf dem Tisch an, doch es hatte sich bereits wieder hingelegt, war leb- und

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