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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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er nur für ein Scheusal?«
    »Als Erwachsener war er sogar noch schlimmer«, sagte Evelyn. »Als er schließlich das große Haus erbte, ernannte er sich selbst zum Abbot of the Angels und praktizierte dort drinnen alle möglichen Schrecklichkeiten. Er gründete grauenhafte Kulte und verwandelte diesen Ort in den Inbegriff des Bösen. Sie sind nicht hier in der Gegend aufgewachsen, Martin. Sie kennen die Spukgeschichten nicht, die man sich darüber erzählt. Er stand mit dem Teufel höchstpersönlich im Bunde, daran besteht kein Zweifel.«
    »Ein Teufelsanbeter?«
    »Oh, ja. Geralds Großmutter hörte von den Bediensteten, mit denen sie nach wie vor in Kontakt stand, furchtbare Geschichten, bevor er sie durch Fremde ersetzte, die er von seinen Reisen aus dem Osten mitbrachte.
    Er galt in der Nachbarschaft als Unhold, ein Ruf, den er sich wahrlich verdient hatte. Man munkelte, dass er seine Seele an den Teufel verkauft hatte, aber wenn Sie mich fragen, hat er nie eine Seele besessen. Eines Nachts im Jahr 1936 hielt er eine besonders unheimliche Zusammenkunft seiner teuflischsten Gruppe ab …«
    »Was ist passiert?«
    »Das weiß keiner. Die Bewohner des Nachbardorfes spürten, wie der Boden bebte, und hörten Schreie, die aus dem Haus kamen. Wer mutig genug war, rannte hin, um nachzusehen, was geschehen war, und sah Gestalten in bunten Roben um ihr Leben rennen. In jener Nacht verschwand Austerly Fellows. Keiner von denen, die es überlebten, erzählte je, was vorgefallen war. Einige von ihnen, darunter auch Augusta, Austerlys Schwester, sind daraufhin wahnsinnig geworden. Dennoch breitete sich in den Dörfern das Gerücht aus, dass Austerly in jener Nacht den Teufel selbst beschworen hatte. Zuerst dachte man, dass der Leibhaftige ihn mit zu sich nach unten genommen hatte, Sie wissen schon. Doch als mehr und mehr Zeit vergangen war, munkelte man, dass Austerlys Geist noch immer im Haus war. Bis heute haust er dort, wartet den rechten Augenblick ab, lauernd und beobachtend.«
    Einen Moment lang herrschte Stille, während Martin sich in seinem Sessel zurücklehnte.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Das kann ich nicht glauben. Genau das wollte mir Paul auch schon verkaufen. Teufel und Dämonen? Völlig unmöglich.«
    »Und wo ist Paul jetzt? Er hat es geglaubt – und das Buch von Austerly Fellows hat ihn sich geschnappt. Unterschätzen Sie nicht die Macht der Worte, Martin. Über Tausende von Jahren hinweg haben heilige Texte die Welt regiert. Meinen Sie, Austerly Fellows sei das entgangen? Scheint es nicht logisch, dass er versucht haben soll, sein eigenes machtvolles Buch zu schreiben, um dasselbe zu erreichen? Ein Testament des Teufels – eine unheilige Schrift.«
    »Aber Dancing Jacks ist doch für Kinder.«
    »So wie das Lebkuchenhaus der bösen Hexe, die Hänsel und Gretel fressen wollte. Machen Sie nicht den Fehler, etwas als ungefährlich abzutun, nur weil es sich an Kinder richtet, Martin. Es kann ebenso tödlich sein – vielleicht umso mehr. Die ersten Märchen waren extrem grausig und sadistisch. Und wie sagen die Katholiken noch gleich? ›Gebt mir einen Jungen von weniger als sieben Jahren und ich gebe euch den Mann.‹ Indoktrination fängt bei den Jüngsten an, Martin. Austerly Fellows folgte mit seinem heimtückischen Buch lediglich einem bewährten Muster.«
    Martin spähte aus dem Fenster. Draußen war es dunkel geworden. »Glauben Sie, dass Paul in diesem Haus sein könnte?«
    »Sie können dort nicht hin!«, rief Evelyn.
    »Zumindest nicht, wenn Sie mir nicht verraten, wo ich es finde.«
    »Das werde ich nicht tun, Martin.«
    »Bitte. Paul zuliebe, Carol zuliebe!«
    Evelyn rang verzweifelt mit den Händen und kniff die Augen zu.
    »Wenn Sie gehen, dann komme ich mit«, beschloss sie dann.
    Martin lachte grimmig. »Dieses Haus ist nicht der richtige Ort für eine Dame«, sagte er. »Außerdem müssen Sie Carol für mich anrufen und ihr Bescheid geben, wo ich hin bin. Ich habe kein Handy mehr.«
    »Martin, gehen Sie nicht dorthin!«
    »Wir wissen beide, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt. Wenn nicht ich, wer dann? Die Polizei kann ich nicht verständigen. Und wissen Sie vielleicht, wo Paul sonst noch stecken könnte? Ich bin mit meinem Latein nämlich am Ende. Wenn es in diesem Haus Antworten gibt, dann muss ich sie finden.«
    Evelyn legte das Album wieder in den Koffer und schloss den Deckel. »Na schön«, sagte sie. »Aber vergessen Sie nicht: Die größte Gefahr, der Sie sich stellen

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