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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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beträchtlichen Teil seines Vermögens, um es im neugotischen Stil umzugestalten, den er so bewunderte. Allerdings war er nun einmal kein Architekt und so wurde ein hässliches, gruseliges Ding daraus – und die Atmosphäre im Innern passte wie die Faust aufs Auge dazu. Nettie Fellows war dort nie glücklich und mit jeder Jahreszeit, die vorüberzog, wurde ihr Elend noch schlimmer. Sie und Bartholomew entfremdeten sich. Schließlich zog sie sich in ihr Bett zurück und blieb dort für den Rest ihres Lebens – nicht ein einziges Mal verließ sie ihr Zimmer, bis man sie eines Tages heraustrug. Noch viele andere makabre Vorfälle ereigneten sich in diesem Haus und jedes Jahr vertieften sich dort die Schatten.«
    »Aber was war mit Austerly?«
    Evelyn atmete tief ein und starrte auf den Koffer hinunter. »Als Geralds Großmutter seinen Großvater heiratete«, erzählte sie weiter, »ein Jahr bevor Nettie 1907 starb, erhielt sie das hier als Hochzeitsgeschenk.«
    Evelyn hob den schweren Deckel hoch. Im Innern des Koffers lagen muffige Kleider. »Ein Koffer voller ausrangierter Kleidungsstücke. Geralds Großvater war mehr als wütend darüber, aber er wagte nicht, sich zu beschweren, weil er nicht undankbar erscheinen wollte. Wissen Sie, sie waren ja so arm und mussten zusehen, wie sie in der Welt zurechtkamen, da konnten sie es sich nicht leisten, den reichen Arzt in dem großen Haus zu beleidigen. Nun ja, jedenfalls verbot er Geralds Großmutter, je eines dieser abgelegten Kleider zu tragen. Allerdings hielt sie das nicht davon ab, sie sich gründlich anzusehen, und so fiel ihr auch das hier in die Hände …« Evelyn griff in den Koffer, wühlte in den viktorianischen Kleidern und kaputten Korsetts herum und brachte schließlich ein riesiges Fotoalbum zum Vorschein.
    »Vielleicht ist es zufällig hier drin gelandet«, sagte sie. »Aber das glaube ich nicht. Ich glaube, dass Nettie wollte, dass außer ihr noch jemand erkannte, wie ihr Gatte wirklich war.«
    Sie reichte Martin das Album und er betrachtete die erste Seite.
    »Bartholomew entdeckte das noch relativ neue Hobby der Fotografie für sich, so ziemlich zur selben Zeit, als sie auch in das Haus zogen«, erklärte sie. »Ein großes Zimmer im ersten Stock machte er zu seinem Studio und ein Nebenzimmer verwandelte er in eine Dunkelkammer. Er hielt sich selbst für eine Art Künstler und spannte den halben Haushalt ein, um mit ihnen lebende Bilder zu arrangieren, die er dann fotografieren konnte. Haben Sie je solche unglücklichen Mienen gesehen? Keiner von ihnen hatte Spaß dabei.«
    Martin betrachtete die Sepiafotografien aufmerksam. Man sah den Menschen darauf an, dass sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlten – sie steckten in laienhaften Kostümen, schwangen Holzspeere und -Schwerter in lächerlichen Posen.
    »Da«, sagte Evelyn, als Martin umblätterte. Auf dem nächsten Bild waren zwei kleine Jungen zu sehen.
    Der ältere war vielleicht gerade sieben. Er hockte auf einem Schaukelpferd, das Gesicht im Profil, und hielt ein Schwert vor sich, als greife er gerade einen Feind an. Der andere Junge war allerhöchstem vier. Er stand an der Seite, in einem Matrosenanzug, und starrte geradewegs in die Kamera. Sein Gesicht war bemerkenswert. Diese hervorstehenden Augen hatte Martin schon einmal gesehen – vergangene Nacht, kurz bevor Pauls Computer explodiert war.
    »Das ist Austerly«, bemerkte er.
    »Ja, das ist er. Es gibt noch einige Fotos von ihm mit Ezra oder seiner Schwester, aber immer mit demselben Gesichtsausdruck. Haben Sie je solche Augen gesehen?«
    »Es scheint fast so, als würde er mich aus dem Foto heraus direkt anstarren«, murmelte Martin und rutschte unruhig in seinem Sessel herum.
    »Stimmt. Er war ein furchtbares Kind. Als er älter wurde, trat seine wahre Natur mehr und mehr zum Vorschein. Er quälte die Haustiere aus reinem Vergnügen. Einmal packte er Augustas Kanarienvogel und zerquetschte ihn, weil ihm sein Zwitschern nicht gefiel. Er war unmenschlich grausam, aber ungeheuer intelligent. Gut, dann blättern Sie mal um und schauen Sie, welche Art Fotos Doktor Bartholomew sonst noch gerne gemacht hat.«
    Als Martin tat wie geheißen, zog er unwillkürlich die Augenbrauen hoch.
    »Ganz recht«, sagte Evelyn, die seine Miene richtig deutete.
    Die folgenden Bilder zeigten spärlich bekleidete Frauen, die als Mythengestalten oder historische Persönlichkeiten verkleidet waren. Einige hatten überhaupt nichts an.
    »Sind das auch

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