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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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nicht einmal im Ansatz all die Glasscheiben zählen, die nötig waren, um die Zwischenräume auszufüllen. Einige waren eingeworfen und die übrigen waren vom Schmutz vieler Jahrzehnte bedeckt, doch zumindest die untere Hälfte der Konstruktion war von außen mit Brettern vernagelt, um dem gröbsten Vandalismus vorzubeugen. Als man sie einst erbaut hatte, musste diese Halle wie eine Diamantkathedrale gewirkt haben.
    Martins Blicke wanderten über die schwülstige Schmiedekunst, dann begutachtete er die Pflanztische, die auf beiden Seiten des Gewächshauses standen, und beleuchtete sie mit der Taschenlampe. Hohe Schalen und Tröge drängten sich darauf. Er ging zu einem der Tische, um sich das Ganze genauer anzusehen. Die Töpfe waren mit schwarzer Erde gefüllt, oder war das Schimmel? Wie auch immer, jedenfalls waren sie die Quelle des abscheulichen Gestanks. Es miefte wie ein nasskaltes, übel riechendes Grab. Martin rümpfte die Nase. Dann bemerkte er noch etwas in den Pflanzgefäßen. Schwarze Stängel ragten aus der stinkenden Erde. Etwas war hier gewachsen und erst vor Kurzem abgeerntet worden. Er überprüfte die übrigen Bottiche. Ja, in jeder Schale steckten Überreste von irgendwelchen eigenartigen Stielen. In einem übergroßen Topf, der eine der Ecken des Gewächshauses ausfüllte, wucherte eine schwarze Kletterpflanze, deren Ranken behutsam durch die Eisenträger gefädelt worden waren. Auch ihre Früchte – welcher Art sie auch gewesen sein mochten – waren fort. Übrig waren nur ein paar Blätter, die nicht sonderlich gesund aussahen. Martin konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass in so einem abartigen Boden überhaupt etwas Genießbares wachsen konnte.
    Er lief den Mittelgang entlang und ließ dabei den Lichtkegel immer wieder von links nach rechts wandern. Mit einem Mal blieb er fluchend stehen. Der Schein der Taschenlampe war über einen Berg von kleinen Gläsern gehuscht. Dieselbe Art von Glasdosen voller Minchet, die er seinen Schülern abgenommen hatte. Daneben stand eine große Plastikschüssel, im Innern ganz verschmiert und ölig.
    »Du hättest gestern hier sein sollen«, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm.
    Martin fuhr herum. In der Tür, die zur Bibliothek führte, stand der Mann, den er vergangenen Sonntag auf dem Flohmarkt gesehen hatte – der, den Shiela Doyle Ismus genannt hatte.
    Von Kopf bis Fuß in schwarzen Samt gekleidet, trat der frettchengleiche Mann in die Mitte des Gewächshauses, gefolgt von drei stämmigen Bodyguards mit schwarzen Gesichtern.
    »Es war ein so fantastischer Anblick!«, fuhr er fort. »Alles war reif, saftig und lecker – absolut fruchtbar. Wir hatten vielleicht eine Rekordernte, kann ich dir sagen! Einen wahren Überfluss an Flugsalbe hat die Herzkönigin hergestellt.«
    Schwer atmend umfasste Martin seine Taschenlampe fester. Doch zu seiner eigenen Verblüffung stellte er fest, dass er keine Angst mehr hatte. Wenn vier Kerle das schlimmste Übel waren, mit dem er es zu tun bekam, hatte er sich völlig grundlos Sorgen gemacht. Das Unbekannte war es, was ihn einschüchterte. Doch jetzt, da er wusste, womit er es zu tun hatte, fühlte er sich gut und wütend – und bereit.
    »Was ist in dem Dreck drin?«, wollte er wissen und deutete auf die Döschen.
    Der Ismus gluckste. »Jedenfalls nicht das, was du vermutest. Nur altmodische unnatürliche Zutaten. Ein guter Schuss harmloses Fett vermengt mit dem Saft einiger Früchte, die hier gewachsen sind, sonst nichts. Du hast dich ja so zum Narren gemacht, Herr Lehrer. Nichts aus meinem Garten kann von euren Wissenschaftlern analysiert werden und ganz bestimmt macht es nicht süchtig. Einzig und allein die Heilige Schrift macht abhängig, du Trottel. Die Minchetfrucht bereitet lediglich den Weg und hält die Verbindung aufrecht. Du würdest feststellen, dass sie wirklich lecker schmeckt. Allerdings hat ihr Fruchtfleisch keinen, wie sagt man … Nährwert. Zumindest nicht für Menschen. Nein, es soll die Kreaturen nähren, die erst noch folgen.«
    »Kreaturen? Was für Kreaturen?«
    »Sie finden sich alle in meinem Buch«, sagte der Ismus mit einem kalten Lächeln. »In der einen oder anderen Form. Schon bald werden sie unter uns weilen und die Menschen werden sich freuen. Die Anwesenheit meiner Lieblinge wird den Glauben der Menschen bestärken, daran, dass die Welt von Mooncaster wirklich existiert, und diesen Ort hier wesentlich weniger … eintönig machen.«
    »Jetzt hören Sie mal zu«,

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