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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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müssen, ist womöglich die, die Sie in sich tragen. In Ihren Augen flackert immer noch Zweifel, immer noch Unglaube, dass das hier wirklich geschieht. Sie müssen begreifen, wie real es ist und dass es solche Kräfte gibt. Austerly Fellows war kein normaler Mensch, kein normaler Mann. Vielleicht war er noch nicht einmal menschlich – seine Mutter, Nettie, wusste das. Deshalb hat sie sich auch in ihr Bett verkrochen.«
    »Einen Moment mal, jetzt komme ich nicht mehr mit. Was soll das heißen – nicht menschlich?«
    »Einmal ist Nettie zusammengebrochen und hat meiner … Geralds Großmutter ihr Herz ausgeschüttet. Das Kind, das sie im Säuglingsheim abgegeben hatte, trug ein Muttermal am Knie. Das Kind aber, das sie zu sich holte, nach Felixstowe, hatte am Knie kein Muttermal. Niemand weiß, was dem echten Austerly zugestoßen ist, doch eins ist gewiss: Die Kreatur, die in diesem riesigen, hässlichen Haus aufgewachsen ist, war nicht er. Es war ein Monster.«

28
    Wie weit reichen die Wurzeln des Minchetbaumes ins Erdreich hinein? Hinab in die geheime Dunkelheit, jenseits der glitzernden Spuren von Grabmaden und sogar noch tiefer. Vorbei an alten trockenen Knochen, vorbei an in Vergessenheit geratenen Grabstätten uralter Stammeshäuptlinge, hinab in die finsteren Höhlen der Alten Welt … wo die Schoßtiere lauern.
     
    An diesem Abend waren die Straßen, die aus Felixstowe hinausführten, wie leer gefegt. Martin folgte der Wegbeschreibung, die Evelyn ihm widerwillig gegeben hatte – vorbei am Dörfchen Trimley St. Mary und dann noch vor Trimley St. Martin rechts abbiegen. Auf der Fahrt, während die dunkle Leere offener Felder an ihm vorbeizog, versuchte er all das, was er erfahren hatte, zu begreifen. Doch es gelang ihm nicht. Es war zu groß, zu beängstigend, um darüber nachzugrübeln. Jetzt war einzig und allein wichtig, sich auf Paul zu konzentrieren. Der Rest, Dancing Jacks und das Übel, das von Austerly Fellows ausging, waren Angelegenheiten, um die er sich später noch sorgen konnte, wenn der Junge erst einmal gefunden war. Dann würde er Carol abholen und gemeinsam würden sie wegfahren, um diesen verrückten Irrsinn so weit wie möglich hinter sich zu lassen.
    Evelyn hatte ihm eingeschärft, die letzte Abzweigung nicht zu verpassen. Sie lag an einer Landstraße, eingefasst von dichten Wäldern und war leicht zu übersehen. Das Licht der Autoscheinwerfer glitt über eng beieinanderstehende Baumstämme und ließ schwarze Schatten zwischen ihnen hin und her huschen. Dreimal fuhr Martin an der Abzweigung vorbei und vergeudete fast eine halbe Stunde, bis er sie endlich fand.
    Bevor er den Wagen die lange Auffahrt zum Haus der Fellows’ hinaufrollen ließ, schaltete Martin das Licht aus. Langsam holperte der Wagen den steinigen Weg entlang, der einen guten Kilometer lang war. Die Kronen der Bäume, die links und rechts der kleinen Straße wuchsen, neigten sich zum Weg hinunter, sodass ein dichter Tunnel entstand. Es war so dunkel und der Pfad so voller Schlaglöcher, dass Martin Zweifel kamen, ob er überhaupt auf dem richtigen Weg war. Dann lichteten sich die Bäume allmählich. Endlich sah Martin über sich wieder den Nachthimmel und vor ihm schälten sich die bedrohlichen Umrisse des hässlichsten Gebäudes, das er je erblickt hatte, aus der Dunkelheit.
    Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts eine dunkle Gestalt vor der Windschutzscheibe auf. Martin trat auf die Bremse und schrie vor Überraschung auf. Dann lehnte er sich gegen das Lenkrad und musste über sich selbst lachen. Es war nur ein Baum: Die Auffahrt war so lange vernachlässigt worden, dass er genau in der Mitte hochgeschossen war.
    Martin holte die Taschenlampe aus dem Handschuhfach, ließ sie in seine Jackentasche gleiten und stieg aus dem Auto. Er hatte das Fahrzeug ohnehin ein Stück entfernt parken wollen – er wollte niemanden, wer auch immer sich hier aufhalten mochte, auf sich aufmerksam machen. »Oder was« ,konnte er sich nicht verkneifen, hinzuzufügen.
    Verstohlen schob er sich durch das Gestrüpp und näherte sich dem Haus. Martin hatte nicht damit gerechnet, wie sehr er sich fürchten würde. Er wünschte sich eine Million Lichtjahre weit fort von diesem schrecklichen Ort. Er spürte, wie die Angst mit kalten Fingern nach ihm griff. Das Herz donnerte ihm in der Brust und kalter Schweiß rann ihm den Nacken entlang.
    »Dämlich, dämlich, dämlich …«, murmelte er leise.
    Als er hinauf zu den blinden, vernagelten Fenstern

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