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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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unterbrach Martin ihn. »Ich behaupte ja nicht, dass ich verstehe, was zum Teufel mit Ihnen und dem ganzen Rest los ist –«
    »Wozu sollte das auch wichtig sein? Du bist nicht von Bedeutung, Martin Baxter.«
    »Ich will einfach nur Paul finden.«
    »Paul?«
    »Sie wissen genau, wen ich meine – Paul Thornbury. Er ist doch noch ein Kind!«
    »Ein Kind?«, höhnte der Ismus. »In dieser Welt gibt es keine Kinder mehr. Schon lange behandelt man sie wie Mini-Erwachsene und zieht sie auch so an. Kleine Mädchen lasst ihr mit Puppen spielen, die wie Nutten aussehen. Die Tugendhaftigkeit und Scheinheiligkeit, die mir immer Übelkeit bereitet haben, gibt es nicht mehr. Ihr dreht euren Heranwachsenden Vorbilder an, die nicht mit ihrem Verstand, sondern mit ihrer Unterwäsche glänzen, und deren Talent oder Errungenschaften sich einzig und allein aufs Schlafzimmer beschränken und auf die Fähigkeit, lautstark hinauszuposaunen, was darin vor sich geht. Ihr gewährt euren heiß geliebten Nachkommen Zugang zu einem blitzschnellen Netzwerk voller Verdorbenheit und Gefahr. Ihr gebt ihnen Computerspiele, die viel brutaler sind als der blutigste und grässlichste Krieg. Und ihr bombardiert Vorpubertäre mit unziemlicher Musik und unzüchtigen Bildern – schenkt ihnen ein Vokabular, das dem rauesten Seemann meiner Zeit die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte! Es gibt keine Schande, keine Tabus, keine Grenzen, keinen Respekt und ganz bestimmt keine Unschuld mehr! Mit dreizehn schwanger zu werden gilt nicht länger als lebenslange Schande, sondern lediglich als Berufsentscheidung.
    Wenn die Zeit je für Dancing Jacks und meine Herrschaft reif war, dann jetzt. Die Welt versinkt im Chaos, ist völlig verkommen und bettelt auf Knien darum, neu geordnet zu werden. Es war richtig, die Veröffentlichung des Heiligen Textes aufzuschieben. 1936 war die Welt noch nicht bereit. Damals wussten die Menschen noch, wer sie waren. Sie hatten ihre eigene Identität und waren stolz darauf. Heutzutage kann sich doch keiner mehr ausstehen: Weder ihr Aussehen noch ihren Job oder ihr Zuhause können sie leiden. Man muss ihnen vorschreiben, was sie anzuziehen, was sie zu essen und wie sie ihr Heim zu schmücken haben – und dann reißen sie sich ein Bein aus, um mehr über ihre Vorfahren zu erfahren, in der Hoffnung, die Vergangenheit könnte ihrem fahlen Leben wieder Bedeutung verleihen … Was für eine Ansammlung unglücklicher Versager!«
    »Raus mit der Sprache!«, brüllte Martin ihn wütend an. »Paul Thornbury – haben Sie ihn?«
    Das schiefe Lächeln des Mannes war wie gemeißelt – er ließ sich nicht beirren. »Eine Person mit diesem Namen gibt es nicht, Mr Baxter. Dieser Junge, den sie gekannt haben, hat aufgehört zu existieren, als er die Hauptrolle des Karobuben Jack angenommen hat. Allerdings war er ein durchaus einfallsreicher Bursche. Du und seine Mutter sollten stolz auf ihn und seine Leistung sein. Er hat sich ein äußerst königliches Katz-und-Maus-Spiel mit mir geliefert, hat der Verlockung des Heiligen Textes lange widerstanden und sogar eins der Bücher verbrannt – wirklich beeindruckend für so einen kleinen Kerl, noch dazu, da er ganz auf sich gestellt war. Schämt euch, dass ihr ihm nicht zugehört habt, als er eure Führung und euren Schutz am meisten gebraucht hat! Wie viel Leid ihr euch hättet ersparen können … Wenn ihr aufmerksamer gewesen wärt und eins und eins zusammengezählt hättet, wärt ihr womöglich sogar dem Unvermeidbaren entkommen – zumindest für eine kleine Weile. Wie schade, dass du die Sache nicht durchblickt hast, bevor es zu spät war, Herr Lehrer.«
    Er streckte die Hand aus, woraufhin ihm einer der Leibwächter drei Dinge reichte. Martin erkannte sie sofort: seinen Phaser, den Sonic Screwdriver und das Teleporterarmband.
    »Langfinger Jack hat mir deine ›Juwelen‹ gebracht«, sagte der Ismus, während er die Gegenstände aus Martins Allerheiligstem spöttisch begutachtete. »Was für ein trauriger Fall du doch bist, Martin Baxter. Wie konntest du auch nur einen Hauch von Wert in diesem belanglosen Trödel sehen? Alles nur kindischer Müll! Du hast dein Leben wirklich verschwendet, oder?«
    Martin ignorierte die Beleidigungen. »Wo ist er?«, wollte er wissen. »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    »Mit ihm gemacht?« Der Ismus lachte. »Gar nichts natürlich. Der Karobube ist lediglich dort, wo er hingehört, nämlich am Hofe. Und für seinen Fleiß habe ich ihn sogar mit einem neuen

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