Dancing Jax - 01 - Auftakt
Buch belohnt. Nun ist er glücklicher als je zuvor. Du solltest dich für ihn freuen. Er ist jetzt einer meiner vier ersten Ritter. Er wird berühmt werden. Kinder auf der ganzen Welt werden ihn bewundern. Jungen, deren Persönlichkeit seiner ähnlich ist, werden ihn beneiden. Er ist ihr Vorbild, das Urbild und Ideal, dem sie nacheifern müssen. Er braucht dich nicht mehr, er will dich nie wiedersehen. Du bedeutest ihm rein gar nichts, du bist nur jemand aus dem grauen Traum weit fort von seinem echten Leben in Mooncaster.«
»Das können Sie nicht machen! Sie können Familien nicht einfach so ihre Kinder stehlen!«
»Er kam aus freien Stücken. Abgesehen davon, Martin Baxter, bist du nicht sein Vater, sondern lediglich der aktuelle … nun, wie sagt man gleich …? Ach, ja, richtig – der aktuelle Macker seiner Mutter.«
Martin fühlte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg. »Seine Mutter will, dass er nach Hause kommt!«, brüllte er. »Wenn Sie mich nicht auf der Stelle zu ihm bringen, hole ich die Polizei, und zwar nicht die aus Felixstowe. Ihr beschissener ›Heiliger Text‹ wird sich ja wohl noch nicht bis nach Ipswich ausgebreitet haben!«
Der Ismus schüttelte missbilligend den Kopf und legte die drei Gegenstände auf den nächsten Pflanztisch. »Du wirst nirgendwo hingehen«, sagte er. »Zumindest nicht, bevor du nicht die Früchte der harten Arbeit der Herzkönigin gekostet hast. Sie war so fleißig – ich bestehe darauf, dass du probierst.«
»Steck’s dir sonst wohin!«, knurrte Martin.
»Ihr Abtrünnigen seid wirklich ermüdend nervig«, bemerkte der Ismus, während er in die Tasche seines Fracks griff und kurz darauf ein volles Gläschen hochhielt. »Doch nur ein kleines bisschen hiervon und du bist einer von uns. Ich frage mich, welche Rolle dir im Reich des Prinzen der Dämmerung wohl am ehesten zusteht? Ich hoffe, es wird Billy mit dem Jaucheatem sein – das ist der Misthaufen-Mann. Die Hexe hat ihn dazu verflucht, jeden Tag fünfzig Tritte von den Dorfbewohnern zu kassieren. Diese blauen Flecken werden dir gut stehen, Martin Baxter.« Er schraubte den Verschluss von dem Glas und trat einen Schritt näher.
Martin machte sich bereit und überlegte, wie lange er in dem drohenden Kampf durchhalten würde. Gegen alle vier sicher nicht lange, aber bevor ihn diese schwarzgesichtigen Aufseher davonschleiften, würde er diesem Ismus-Spinner nach Kräften Saures geben!
Der Ismus, der Martins Vorhaben durchschaute, lachte verächtlich. »Hast du noch immer nichts begriffen? Bist du nicht derjenige, der nach dem Prinzip der Wiederholung unterrichtet? Woche für Woche trichterst du diesen armen jungen Köpfchen dieselben Dinge ein und dennoch weigerst du dich, selbst auf diese Art zu lernen. Was für ein Sturkopf! Und das nach allem, was du gehört hast. Du bist wirklich ein selten dummes Geschöpf, auch nur daran zu denken, die Hand gegen mich zu erheben. Ich bin der Heilige Magus von Mooncaster, der Ismus, Besitzer dieses Hauses, Autor von Dancing Jacks – ich bin Austerly Fellows!«
»Sie sind geisteskrank!«, schnauzte Martin. »Sie sind nicht er!«
Das Grinsen des Ismus wurde breiter. »Oh doch! Das bin ich.« Er breitete schwungvoll die Arme aus.
Entsetzt riss Martin die Augen auf, als sich dunkle Schimmelflecken auf der blassen Haut des Mannes ausbreiteten. Aus seinen Ärmeln schossen dicke Stränge von Sporen und klatschten gegen die verbarrikadierten Fenster zu seiner Linken und gegen das Mauerwerk zu seiner Rechten. Dampfende Schimmelfluten türmten sich zu Wellen auf, die immer weiter in die Höhe stiegen und sich verästelten, bis sie sich wie ein bizarres Aderwerk über die hohe Decke ausbreiteten und schließlich in der Mitte zusammenliefen, um dort eine klumpige Eiterbeule zu bilden, die wie eine hässliche Blüte über den Köpfen der Zuschauer pulsierte und pochte.
Martin fiel die Taschenlampe aus der Hand. Jedes letzte Fünkchen Zweifel war schlagartig verschwunden.
Die drei Leibwächter neigten den Blick zu Boden und verbeugten sich, während sie den Heiligen Magus lobpreisten.
»Ich war so ungeheuer geduldig«, sagte der Ismus. Seine Stimme war nicht länger menschlich, sondern schien aus dem Herzen dieses grotesken, anschwellenden Etwas zu kommen, das an der Decke wuchs.
»So lange habe ich auf den richtigen Zeitpunkt und den geeigneten Menschen gewartet«, fuhr es fort. »Doch mein Prinz tat gut daran, mich warten zu lassen. Nie war der Moment günstiger als jetzt.
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