Dancing Jax - 01 - Auftakt
eingehüllt in Feuer, den abschüssigen Weg hinunter.
Fassungslos hob Martin den Kopf und schaute ihm hinterher.
»Hoch mit dir, Mann! Renn, renn, du Depp!«, zischte ihm eine eiserne Stimme aus den Bäumen zu.
Martin fuhr herum, gerade rechtzeitig, um einen Blick auf das karamellfarbene Outfit zu erhaschen, das eben wieder in den Schatten verschwand.
»Danke!«, rief er. Doch die Gestalt war bereits fort. Alles, was er hörte, war ein gellendes »Har, har, har!«, das sich in der Ferne verlor.
Maugers fieberhafter Kampf war beinahe vorbei. Das dicke Fell der gorillahaften Arme rauchte inzwischen nur noch und die Flammen, die seinen Rücken eingehüllt hatten, waren nahezu verloschen.
Martin begriff, dass er zu lange gezögert hatte. Er sprang auf und stürzte mit klopfendem Herzen an dem kokelnden Ungetüm vorbei. Maugers schwerfälliger Kopf schwang herum, mit finsterem Blick sah er aus gelben Augen zu, wie der Mensch flüchtete. Zwei riesige Pranken klopften die letzten schwelenden Stellen in seinem Pelz aus. Dann bleckte er die Zähne zu einer grauenerregenden Grimasse, die sowohl die roten Lippen als auch das purpurne Zahnfleisch hervortreten ließ, und tief aus seiner Brust stieg ein lautes donnerndes Grollen auf. Kurz huschten seine Blicke zu den Bäumen. In der Luft hing der intensive Geruch von Leder – diese Fährte führte tief in den Wald hinein. Doch der Jockey konnte warten.
Mauger rappelte sich schwerfällig hoch und schüttelte sich. Versengt und verbrannt bot er einen noch viel schauerlicheren Anblick als zuvor – außerdem war der fleischgewordene Albtraum nun so außer sich vor Wut, dass er völlig unberechenbar war. Nichts und niemand konnte ihn jetzt mehr zurückpfeifen.
Der Dämon schüttelte seine Hörner, brüllte ohrenbetäubend und setzte Martin nach. Schon sehr bald würde er sich am Fleisch des Abtrünnigen gütlich tun.
Martins Hosen waren am Knie aufgerissen und an seinem Schienbein prangte ein tiefer Schnitt, der beim Rennen höllisch brannte. Blut rann ihm über das Bein und ihm war klar, dass die Bestie, die ihn verfolgte, es wittern konnte. Ohne einen Gedanken daran, was er als Nächstes tun würde, sprintete er die zugewachsene Auffahrt hinunter. Blanke Angst war es, die ihn nun antrieb. Dann hatte er die Bäume hinter sich gelassen – die Auffahrt endete. Martin warf sich nach vorn, hinaus auf die abgelegene Landstraße, die hier kreuzte. Die glatte Oberfläche der Straße unter seinen Füßen fühlte sich nach der steinigen, steilen Zufahrt ungewohnt an. Martin torkelte und stolperte, blieb aber nicht stehen. Der Dämon holte auf.
Blindlings stürmte Martin die verlassene Straße entlang. Er war hier mitten im Nirgendwo und konnte nirgends hin – nirgends gab es eine Zuflucht. Weit entfernt konnte er die Lichter von Häusern sehen, doch er würde sie nie im Leben rechtzeitig erreichen. Hinter ihm ertönte ein siegessicherer Jubelschrei, als der Unhold auf die Straße gewalzt kam. Seine Krallen schabten über den Asphalt, dann wandte er sich um und richtete die zornerfüllten Augen auf die Straße – und auf Martin, der verzweifelt zu entkommen versuchte.
Aus seinen gezackten Fängen tropfte vor Vorfreude schon der Speichel, dann stampfte Mauger ihm hinterher.
Als Martin das Untier hörte, schrie er – wenn auch nur, um die grässlichen Laute zu übertönen, die immer näher kamen. »Hilfe! Bitte – irgendjemand! Hilfe!«
Dann, zu seiner unendlichen Erleichterung, näherten sich Licht und Lärm. Hinter ihm erschallte eine Hupe, während die blendenden Scheinwerfer eines Autos auf ihn zurasten.
Mit einem Satz drehte Mauger sich um. Das Licht blendete ihn, sodass er vor Schmerz aufbrüllte. Der Dämon riss die Pranken vor die Augen, um sie vor der grellen Helligkeit zu schützen, dann taumelte er seitlich in eine Hecke. Die Autohupe dröhnte indessen weiter.
Martin hatte sich nicht getraut, mit dem Rennen aufzuhören, aber jetzt warf er einen Blick über die Schulter und blinzelte in das helle Licht. Das Auto hatte ihn fast erreicht. Es bremste scharf ab und Martin sprang auf den Seitenstreifen. Im nächsten Moment flog die Beifahrertür auf und die durchdringende Stimme von Professor Evelyn Hole forderte ihn auf, gefälligst einzusteigen.
Sekunden später saß Martin prustend und schnaufend im Wagen und hielt sich das brennende Knie. Mit vernünftigem Schuhwerk trat Evelyn kräftig aufs Gaspedal und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
Im Rückspiegel sah
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