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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Nachrichtensprecher war es wichtig, ein persönliches Gimmick zu haben. Ihres hatte Tara so oft geübt, dass es inzwischen völlig natürlich wirkte.
    »Die Boulevardzeitungen hatten die vergangene Woche ja wirklich alle Hände voll zu tun«, fuhr sie fort und hantierte mit ihrem Stift in der Luft herum wie ein Musketier mit einem Mini-Schwert. »Kaum eine Stunde verging, ohne dass Felixstowe nicht in den Schlagzeilen war. Zuerst das Unglück und dann der amoklaufende Krankenpfleger, der sich aus einem Fenster des Krankenhauses stürzte. Nicht zu vergessen die Enthüllungen über den Highschooldirektor. Über ihn sind die Revolverblätter richtiggehend hergefallen, nicht wahr?«
    »Ganz richtig, Tara. Die einschlägige Presse zeigte hier keinerlei Zurückhaltung und hat ihn als den ›Suffdirex‹ gebrandmarkt. In einer Sondersendung heute Abend widmen wir uns Barry Milligan. Wir interviewen seine Kollegen, den Vorstand der Schule und den Bildungsminister – der während der vergangenen Woche einer der schärfsten Kritiker Milligans war. Weiterhin sprechen wir mit seiner Exfrau, um die Wahrheit über seine zerrüttete Ehe zu erfahren und um aufzudecken, dass Mr Milligan eine gewalttätige Vorgeschichte hat. Unterm Strich scheint es nur konsequent, dass man ihn schließlich seines Amtes enthoben hat. Dabei drängt sich allerdings die Frage auf – die zweifelsohne jeden beschäftigt –, warum es erst den Tod von einundvierzig jungen Menschen bedurfte, bevor man zu dieser Entscheidung kam. Hätte das Unglück vielleicht verhindert werden können, wenn man Barry Milligan früher der Schule verwiesen hätte?«
    »Ein ernüchternder Gedanke, Lyndsay – falls ich mir das Wortspiel erlauben darf.«
    Lyndsay Draymore setzte ihr Profi-Lächeln auf, bevor ihr wieder bewusst wurde, dass sie umgeben von Trauernden auf einem Friedhof stand. Auf der Stelle schaltete ihre Miene wieder auf ernst um.
    Tara ließ sie eine Weile länger zappeln, als nötig gewesen wäre. »Es hat aber auch eine unerwartete und – falls man das so sagen darf – positive Entwicklung im Kielwasser dieses tragischen Ereignisses gegeben, wie ich höre«, half sie ihr schließlich weiter. »Was hat es mit den Gerüchten über ein Kinderbuch auf sich, die mir zu Ohren gekommen sind?«
    »Stimmt, Tara. So seltsam es klingen mag, ein altes Märchenbuch hat diese Stadt im Sturm erobert und die von Trauer gebeutelte Gemeinschaft während dieser schrecklichen Woche enger zusammengeschweißt. Ich habe vorhin mit einer Gruppe Teenager gesprochen und sie waren sich alle einig, dass sie die vergangenen Tage ohne dieses Buch schlichtweg nicht überstanden hätten.«
    »Erstaunlich – kennt man den Autor?«
    Lyndsay schüttelte den Kopf. »Nein, Tara, leider nicht«, erklärte sie ihr, bevor sie ihre Notizen überflog.
    Tara rümpfte die Nase ob dieser unprofessionellen Geste und hoffte, dass die Kamera sie dabei erfasst hatte. Sie hätte alle wichtigen Informationen auswendig gelernt oder von jemandem neben der Kamera riesengroße Spickzettel hochhalten lassen.
    Lyndsay machte weiter.
    »Der Titel des Buches lautet Dancing Jackets – Verzeihung, ich meine Dancing Jacks – von Austerly Fellows. Um was für eine Art von Tanz es dabei geht, ist noch unklar.«
    »Vielleicht klassische Tänze?«, warf Tara ein und erinnerte die Zuschauer so daran, dass sie neulich bei der Promi-Tanzshow Let’s Dance gewesen war.
    Lyndsays hölzerner Gesichtsausdruck verriet ihr, was ihre Kollegin davon hielt. »Wer weiß, Tara«, sagte sie. »Fest steht jedenfalls, dass diese einfachen Märchen den Bewohnern von Felixstowe dabei geholfen haben, mit ihrer schweren Trauer umzugehen, und nur darauf kommt es an.«
    Tara war es nicht gewohnt, von Provinzreportern zurechtgewiesen zu werden. Also winkte sie Kamera eins zu sich und machte kurzen Prozess. »Das war Linda Draymore«, sagte sie und nannte absichtlich einen falschen Namen. »Mehr aus Felixstowe gibt es später in unserem Mittagsmagazin. Und nun: Was haben ein Spice Girl, ein griesgrämiger Promikoch und eine Vermieterin aus Weatherfield gemeinsam? Ob Sie’s glauben oder nicht, sie alle sind beteiligt an der Wette, die längste Spaghetti der Welt herzustellen …«
    In Felixstowe klopfte Lyndsay Draymore gegen ihren In-ear-Kopfhörer. »Hallo, Studio? Hallo, Tara?«
    »Wir haben keine Verbindung mehr«, klärte Gavin, der Kameramann, sie auf.
    »Diese dumme Schlampe!«, zischte Lyndsay. »Wo ist der Kerl mit dem Kaffee? Ich

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