Dancing Jax - 01 - Auftakt
wie ein braver kleiner Lemming-Einkäufer.«
Howie zuckte mit den Schultern. »Trotzdem krieg ich Rabatt.«
»Peanuts!« Jezza schnaubte. »Die betrügen dich, damit du für sie eine ausführliche Datenbank über dich selbst anlegst, und geben dir als Lohn Spaghetti zum halben Preis. Irgendwo da draußen gibt es einen Computer, der errechnen kann, wie oft du zum Kacken aufs Klo gehst, weil er ganz genau weiß, wann und wie viel Aloe-vera-Klopapier du kaufst. Die wissen alles über dich, mein Junge. Aber dich, genau wie Millionen andere, die genauso sind wie du, stört das nicht im Geringsten. Du freust dich einfach nur über reduziertes Toastbrot und Rosinenkekse zum Schnäppchenpreis.«
»Himbeerplätzchen«, korrigierte Howie.
»Gehen wir bald mal, oder was?« Miller wurde langsam ungeduldig.
Tommo lachte. »Redet bloß nicht übers Essen, wenn die Pupsmaschine hier seit ganzen vier Stunden nichts mehr zu mampfen hatte.«
Jezza neigte den Kopf – zumindest fürs Erste war die Predigt beendet – und scheuchte sie zur Tür hinaus.
»Also, wo wollen wir den Grill aufstellen?«, fragte Tommo.
Jezza winkte alle zu sich, führte sie um das Gebäude herum und versammelte sie im Hinterhof. Dann deutete er auf die fremdartige Landschaft des gigantischen Containerhafens.
»Da drin«, verkündete er.
Niemand sagte etwas. Alle starrten gebannt auf die gestapelten Metallcontainer, die sich in der Ferne in alle Richtungen erstreckten.
»Jetzt bist du endgültig übergeschnappt«, sagte Howie schließlich. »Du hast sie ja nicht mehr alle! Total hirnkrank! Warum ausgerechnet da drin?«
Jezza betrachtete die mächtigen Kräne, die wie ein Gebirge am Horizont aufragten. »Weil man dort den besten Empfang hat«, erklärte er geheimnisvoll. »Und für euch wird es sicherer sein.«
»Absolut geisteskranke Idee!« Tommo jubelte. »Und ich finde sie klasse! Lasst uns ’ne Party feiern!«
Howie zupfte wütend an seinem Bart. »Ihr gehört beide in die Klapsmühle! Erstens kommt ihr da nie im Leben rein! Der ganze Komplex ist so abgesichert wie die Flughäfen heutzutage.«
»Ist es da nicht ein unglaubliches Glück, dass wir Tesco Charlie mit seinem großen glänzenden Lkw kennen?«, entgegnete Jezza. »Er geht dort praktisch täglich ein und aus.«
Der Tätowierer geriet ins Stottern. »D … das ist doch nicht dein Ernst! Ist dir klar, was für einen Scheißärger du dir einhandelst, wenn sie dich erwischen? Und die werden dich erwischen! Die haben da drüben ihre eigene Hafenpolizei – alles ehemalige Soldaten und keiner unter einem Meter neunzig. Die sind nicht so nett und überkorrekt drauf wie die Stadtbullen. Die mischen dich auf, reißen dir den Arsch auf und dann landest du außerdem noch im Kittchen.«
Jezza legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Die Hafenschweine werden heute Nacht anderweitig beschäftigt sein. Ein gar allerliebstes Ablenkungsmanöver ist bereits organisiert, sodass sie – mitsamt der Feuerwehr – dermaßen alle Hände voll zu tun haben werden, dass sie unsere Wenigkeit gar nicht bemerken.«
»Was?«, schrie Howie. »Selbst wenn du es hinkriegst, sie für eine Weile abzulenken – was ich stark bezweifle –, haben sie da drin immer noch überall modernste Überwachungskameras. Damit können sie sogar in die Schlafzimmerfenster am anderen Ufer drüben in Harwich zoomen!«
Jezza blickte ihm in die Augen. »Lass deine Angst fahren, mein Bester. Komm schon, sei ein bisschen locker. Genieße dein Leben – oder willst du das tatsächlich verpassen und weiter in deinem kleinen Käfig leben mit all deinen Payback-Karten und Gasrechnungen? Dies ist ein Angebot, wie du im Leben kein zweites bekommen wirst, mein Bester – schließ dich mir an. Vergiss den ganzen Kram, nur für eine Nacht lang, und komm mit … › Jenseits der Silbernen See, umgeben von dreizehn grünen Bergen. ‹Folge mir – sei Teil von etwas Großartigem. Ich verspreche dir, die heutige Nacht wird dein Leben verändern!«
Die Anspannung in Howies Schultern ließ nach und er nickte langsam. »Okay. Mann, ich muss noch viel bescheuerter sein als du.«
Tommo johlte, packte Miller an den Händen und die beiden tanzten gemeinsam zurück zu ihrem Bus.
Howie und Jezza folgten ihnen, nur Shiela blieb allein im Hinterhof zurück, eine einsame Silhouette vor den fernen Lichtern, die über dem Frachthafen nach und nach angingen. In ihren Augen wirkten die gigantischen Kräne wie die übergroßen Statuen von
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