Dancing Jax - 01 - Auftakt
glotzt ihr denn so?«, keifte sie ein Grüppchen Jungs auf Fahrrädern an, die etwa in ihrem Alter waren. Sie zeigte ihnen den Stinkefinger und walzte vorbei.
Dann hörte sie Ashleighs blecherne Stimme – sie kreischte vor Aufregung.
»Ohhhh, meeein Gott!«, schrie sie. »Du kommst nie drauf, was ich grade für ’ne E-Mail bekommen hab!«
»Ich muss mir mal dein Glätteisen borgen!« Emma schenkte ihrer Freundin keine Beachtung. »Ist ein absoluter Notfall! Mein beschissenes Billigteil ist gerade explodiert – vielen Dank auch, Daddy, du alter Geizkragen! Hab mir fast die Augenbrauen abgefackelt! Aber echt jetzt, ich hab ’nen Riesenschock gekriegt, ganz im Ernst!«
»Jetzt halt mal die Klappe und hör mir zu!«, unterbrach Ashleigh sie scharf und las Emma die Einladung zum Flashmob vor.
Einige Minuten später hockte Emma auf dem Bett ihrer Freundin und glättete fieberhaft den Rest ihrer Haare, während Ashleigh sich zu entscheiden versuchte, welche Jacke sie anziehen sollte. Sie hatten Keeley angerufen und herausgefunden, dass auch sie dieselbe Mail erhalten hatte. Nun wollten sie sich in fünfzehn Minuten mit ihr treffen, um gemeinsam zum Landguard zu gehen.
»Ich wette, das hinterhältige Flittchen wollte uns nichts sagen«, keifte Emma. »Wetten, dass sie ohne uns hinwollte?«
»Die nimmt auf absolut niemanden Rücksicht, wenn sie irgendwas will«, pflichtete Ashleigh ihr bei, während sie in ihrem Schrank herumstöberte und herauszog, was infrage kam.
Zustimmend grunzend blickte sich Emma in Ashleighs Zimmer um und zog eine angewiderte Grimasse – in ihren Augen war es vollgestopft mit billigem Schrott.
»Ich finde dein Zimmer einfach toll«, log sie.
»Ist das zu fassen?«, platzte es aus ihrer Freundin heraus. »Endlich passiert mal was in diesem Kaff! Was, wenn die Berühmtheit ein Rockstar ist oder ein Fußballer oder jemand aus dem Fernsehen oder Kino? Was, wenn wir von Paparazzi fotografiert werden? Heute könnte die beste Nacht meines Lebens werden! Der Anfang von irgendwas ganz Großem! Berühmt werden, Emma – richtig berühmt werden!«
Emma blickte an sich herunter. Für etwas, das möglicherweise so glamourös wurde, war sie nicht passend angezogen. Sie war von einem typischen Freitagabend ausgegangen – am Strand vor irgendeiner Bar abhängen und von den Kerlen ein paar Bacardi Breezers schnorren. Sie sah zu, wie Ashleigh ihre beste Lederjacke auswählte, eine billige Kopie von einem alten Beyoncé-Outfit, und dann loslegte, sich ihr Samstagabend-Gesicht aufzumalen, damit sie für siebzehn oder achtzehn durchging.
»So komm ich nicht mit!«, erklärte Emma entschieden. »Ganz bestimmt werd ich neben dir und Keeley nicht das hässliche Entchen spielen, wenn ihr euch mit euren schicken Fetzen und mit eurer Fickmich-Schminke auftakelt! Ich geh noch mal heim und zieh mich um!«
»Du siehst gut aus!« Ashleigh sah sie kaum an.
»Ich will aber nicht gut aussehen!«, keifte Emma schrill. »Gut reicht nicht, um von der Bunten abgelichtet oder von einem millionenschweren Fußballer geknutscht zu werden, damit ich meine Geschichte an die verfluchten Pressefuzzis verkaufen kann, oder?«
»Du hast aber keine Zeit mehr zum Umziehen. Wenn wir rechtzeitig da sein wollen, müssen wir jetzt los!«
»Dann kommen wir eben zu spät! Ich werde nicht so mitgehen! Ich hab ja noch nicht mal meinen Club-BH an!«
Ashleigh verzog ihre frisch geglossten Lippen zu einem Schmollmund und betrachtete sich im Spiegel. »Ich warte aber nicht«, sagte sie trocken. »Auf gar keinen Fall verpasse ich auch nur eine Minute von dieser Party, und Keeley ganz bestimmt auch nicht. Diese Stars hängen da nicht rum. Sie zeigen sich nur kurz und hüpfen dann wieder in ihre Limousinen – hab ich auf Popbitch.com gelesen.«
»Fein!«, kreischte Emma ihrer Freundin entgegen. »Tolle Freundin bist du! Dann geh eben mit Keeley und ich geh allein – ich finde schon jemanden, der mich mitnimmt. Egoistische Kuh! Und übrigens, du kannst so viel Abdeckstift auftragen, wie du willst, deine Pickel kannst du damit nie im Leben verstecken! Außerdem hättest du dir deinen Bart rasieren sollen!«
Sie knallte die Tür hinter sich zu und lief wieder nach Hause. Die Jungs, die sie vorhin schon getroffen hatte, radelten johlend an ihr vorbei. Auch sie hatten die Neuigkeit gehört und waren bereits auf dem Weg zum Landguard Fort.
Kurz darauf hockte Emma vor ihrem kleinen Schminktisch und beeilte sich mit ihrem Make-up. Gerade wollte
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