Dancing Jax - 01 - Auftakt
sie nach ihrem Handy greifen, um irgendjemanden wegen einer Mitfahrgelegenheit anzubetteln, als piepsend eine SMS eintraf. Sie kam von einer unbekannten und viel zu kurzen Nummer, aber das registrierte Emma nicht.
Von: 7734
Verschwinde aus dem Haus, Emma!
Die Cops kommen dich holen!!!!!
Fluchend grapschte sich Emma Handtasche und Jacke und sprintete aus ihrem Zimmer. Schwankend klackerte sie in ihren hochhackigen Schuhen so schnell wie möglich die Straße hinunter und verschwand in der nächstbesten Seitengasse. Sie fragte sich, ob Ashleigh und Keeley vielleicht eine ähnliche SMS bekommen hatten. Wenn es dabei um Sandra Dixon ging, würde die Polizei sicher auch mit ihnen reden wollen. Sie griff in ihre Tasche, um die zwei anzurufen, doch als ihr Ashleighs unmögliches Verhalten wieder einfiel, entschied sie boshaft, dass ihre feine Freundin es doch selbst rausfinden solle. Wäre doch echt lustig, wenn Ashleigh wegen eines Besuchs der ollen Gesetzeshüter das größte Event in Felixstowe seit Jahren verpassen würde. Und Keeley würde das ebenfalls recht geschehen!
Emma war so in diesen genüsslichen Gedanken versunken, dass sie das Auto nicht bemerkte, das langsam neben ihr herfuhr.
»Hey, hey!«, rief jemand, als eine Hand nach Emmas kurzem Rock griff und ihn hochwirbeln ließ.
Emma wich zur Seite aus und schimpfte wie ein Rohrspatz, als sie in eine Hecke fiel.
Aus dem Beifahrerfenster eines alten Fiesta lehnte Kevin Stipe und grunzte wie ein besoffenes Schwein. Hinter ihm auf der Rückbank saßen zwei grölende Typen, die sie ebenfalls aus der Schule kannte.
»Idioten!«, raunzte sie.
»Wo willst du denn hin, so allein?«, fragte Kevin. »Wo ist denn dein Anhang?«
»Wahrscheinlich schon da, wo ihr auch hinwollt!«
»Ha, ha!« Die Jungs lachten. »Steig ein, wir nehmen dich mit.«
»Das könnt ihr vergessen, ihr Loser!«, lehnte sie ab.
»Von hier aus bist du zu Fuß gut vierzig Minuten unterwegs, du Sauertopf«, sagte Kevin. »Da verpasst du das Beste. Einfach jeder wird da sein.«
Emma ließ sich das Angebot rasch durch den Kopf gehen. Sie hatten recht, das wusste sie, aber nicht ums Verrecken wollte sie mit einem von ihnen gesehen werden. Das waren allesamt pickelige Bubis in Kapuzenpullis und Fleecejacken. Aber wie sollte sie sonst über die lange View Point Road rechtzeitig bis zum anderen Ende der Halbinsel kommen? Keine Chance in diesen High Heels! Außerdem bestand durchaus die Möglichkeit, dass die Polizei nach ihr suchte, wenn sie erst einmal festgestellt hatte, dass Emma nicht zu Hause war.
»Von mir aus«, sagte sie. »Aber sobald wir da sind, hau ich ab – kapiert? Kommt also nicht auf irgendwelche kranken Gedanken!«
Die hintere Tür ging auf. »Steig ein, sexy Lady.«
»Sicher – davon träumt ihr, ihr Hirnies!«, keifte sie. »Ganz bestimmt steig ich mit dir auf keinen Rücksitz, Brian Eastland – und was dich angeht, B. O. Humphries …«
»So eine Schande!« Die Jungs buhten.
»Na, dann komm«, gab Kevin nach, stieg vom Beifahrersitz und quetschte sich zu seinen Kumpels auf die Rückbank. Ohne ihm zu danken, kletterte Emma auf den leeren Sitz und knallte die Tür zu.
»Was stinkt denn hier so?« Vorwurfsvoll wandte sie sich zum Fahrer, der sich seine Kapuze tief in die Stirn gezogen hatte. »Seid ihr Typen am Saufen, oder was?«
»Ich glaub’s nicht!«, schrie sie plötzlich, als sie ihn erkannte. »Danny Marlow! Spinnst du?«
»Das sind die Overalls von unserem Baz«, erklärte er und meinte den Geruch. »Er ist Maler. Ich hab die Dinger zusammen mit den Terpentinlappen unter den Sitz gestopft. Keine Sorge, du kannst dich nicht voll Farbe machen oder so.«
»Das meine ich nicht«, sagte sie. »Was machst du mit der Karre hier?«
Kevin tätschelte ihr den Kopf und lehnte sich dann vor in die Kuhle zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. »Is alles in Ordnung. Der Wagen gehört seinem Bruder. Wir haben ihn nicht geklaut oder so was.«
»Aber er ist doch – ich meine, er ist in unserer Klasse, also so alt wie wir!«
Kevin lachte schallend. »Siehst du«, gackerte er. »Du bist doch gar nicht so schlecht im Rechnen – Baxter, der Griesgram, wäre echt stolz, Mann!«
Der fünfzehnjährige Danny jagte den Motor hoch und noch während Emma sich hastig anschnallte, fuhr der Fiesta laut dröhnend davon.
Conor Westlake hatte das Haus verlassen, sobald er die Mail von 7734 bekommen hatte. Eine verrückte Partynacht würde ihm nach dem heutigen Tag echt guttun.
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