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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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feuerten in das rosafarbene Fleisch und hüpften aus dem Weg, wenn sie die Wärter zu packen versuchten.
    Lee starrte die monströsen, schleimigen Auswüchse an, die sich windend in den Nachthimmel ringelten. Jedes Mal, wenn der Lichtkegel des Suchscheinwerfers über sie fuhr, trat jede pochende Ader und fein verästelte Arterie deutlich hervor. Es blieb keine Zeit, auch nur zu raten, um was für eine Albtraumausgeburt es sich diesmal handelte. Allerdings fragte sich Lee, wie viel von dem Monster noch unter der Erde versteckt lag. Wie groß war es?
    Während Charm sich um die aufgelöste Maggie kümmerte, rannte Lee zu Jangler und riss den Alten herum. »Die Wärterhütte!«, brüllte er. »Die Speere! Wir brauchen die Speere!«
    Jangler blickte ihn verwirrt an. Im nächsten Moment wurde er auch schon zum Blockhaus der Punchinellos gezerrt. Die Tür stand offen und Lee stürmte hinein. Einer der großen Fernseher lief noch immer mit voller Lautstärke. Eine Frau schrie sich gerade die Seele aus dem Leib, während ein Mann mit einer Gummimaske ihren Hals mit einer rostigen Säge durchschnitt. Lee widmete dem Film keinen zweiten Blick. Verglichen mit dem, was hier abging, war das eine lahmarschige Komödie.
    Die Hütte war der reinste Schweinestall, es roch nach abgestandenem Zigarrenrauch, Schweiß, Urin und Erbrochenem. Schnapsflaschen, Zigarettenstummel und Minchetreste müllten den Fußboden zu und die Wände waren mit Dreck beschmiert. Auf den schmutzigen Betten lagen MP3-Player und Heftchen und in den Ecken verwesten halb abgenagte Gaagler-Knochen, doch neben der Treppe fand Lee endlich die Speere. Schnell rannte er hin und schnappte sie sich.
    »Ja!«, sagte Jangler hinter ihm. »Sie könnten helfen, wo Kugeln versagen. Schnell!«
    Lee flitzte nach draußen, eilte zu den Ruinen seiner Hütte und warf dort alle Waffen, bis auf eine, auf den Boden. Dann stürzte er sich auf den nächstbesten wabbelnden Sehnenstrang, rammte die Speerklinge tief hinein und drehte sie ein paarmal. Die gigantische Säule aus Fleisch zuckte zurück und riss Lee die Waffe aus der Hand. Dann kam sie nach unten gesaust, um den Jungen zu zerschmettern. Lee hechtete zur Seite und griff sich einen neuen Speer. Als die Wärter sahen, was er trieb, wetzten sie hinüber und holten sich die übrigen drei Speere. Noch immer hagelte es Pistolenkugeln, gleichzeitig fuhren spitze Klingen in rosa Muskeln.
    Alasdair rannte zu ihnen, unter dem Arm halb leere Flaschen aus dem Blockhaus der Punchinellos. Er wies Nicholas und Drew an, eine der Zeitschriften in Streifen zu reißen und diese um die Flaschenhälse zu binden. Mit einem Feuerzeug von Swazzles Nachttisch zündete er einen Streifen an und warf die Whiskyflasche dann mit seiner gesunden Hand in das zerstörte Gebäude. Die Flasche zerbrach, aber der Inhalt fing nicht Feuer.
    Alasdair verfluchte den Regen, zündete den Papierfetzen an einer Wodkaflasche an und schleuderte sie davon. Diesmal zerbrach nicht einmal das Glas. Der Schotte fluchte erneut. Er war außer Übung.
    Seine Erinnerung versetzte ihn einige Monate zurück, in eine von Sirenengeheul erfüllte Nacht, als er und seine Eltern Benzinbomben in die Schaufenster der Waterstones-Buchläden in der Princes und der George Street in Edinburgh geworfen hatten. Damals tauchten die Lautsprecher und Megafone zum ersten Mal auf – Horden von Jaxern durchstreiften die Straßen und zitierten Sprechgesänge aus dem Buch. Als Alasdair durch den Park an der Princes Street geflüchtet war, hatte die Kraft der Worte von Austerly Fellows seine Eltern übermannt. Sie wandten sich gegen ihren Sohn und wollten ihn dem tobenden Mob ausliefern, damit auch er in den lichterloh brennenden Buchladen geworfen wurde. Nur knapp war Alasdair mit dem Leben davongekommen. Damals hatte er seine Eltern zum letzten Mal gesehen.
    Der Junge schüttelte die schmerzvolle Erinnerung ab und betrachtete die Rumflasche in seiner Hand. Alkohol war nicht so leicht entflammbar wie Benzin, aber dieser hier würde zu fünfundneunzig Prozent sicher brennen. Wenn das nicht funktionierte, dann gar nichts. Alasdair wartete, bis das Papier hell loderte, dann schleuderte er die Flasche gegen eins der Betten. Das herrliche Klirren von Glas war zu hören, dann ging der Alkoholdunst in Flammen auf und der vergossene Rum brannte.
    »Es lebe Schottland, ihr Riesenschwänze!«, brüllte er und feuerte weitere Flaschen hinterher, wobei er sich aus der letzten zuvor noch einen großzügigen

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