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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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sich in ein leer stehendes Gebäude schlich oder in einem ausgebrannten Kleinbus versteckte, der während der Krawalle angezündet worden war. Einmal hatte er sogar unter einigen Brettern auf einem Schrottplatz übernachtet.
    Trotzdem hatte Reggie im Augenblick andere Sorgen als seinen leeren Magen und seine Müdigkeit. Er war nervös und beunruhigt, allerdings nicht seinetwegen. Es war inzwischen später Nachmittag. Wo war Tante Jen? Sie hatten vereinbart, sich mittags hier zu treffen, aber sie war nicht gekommen. Er wusste, dass man sie beobachtete, trotzdem hätte sie ihm doch sicher wenigstens eine SMS geschickt, falls sie Probleme hätte, sich unbemerkt davonzustehlen, oder? Zum wiederholten Mal warf er einen Blick auf sein Handy. Noch hatte der Akku Saft und der Empfang war auch in Ordnung, aber da waren keine neuen Nachrichten von seiner Tante. Die letzte SMS stammte von gestern Morgen:
     
    Von: Tante J
    Treffen uns morgen um 12. Du weißt, wo.
    Sei bitte vorsichtig.
    X
     
    Die anderen Nachrichten versuchte Reggie zu ignorieren, trotzdem konnte er nicht anders, als sie zumindest zu überfliegen.
     
    Von: Mum
    Du kommst nicht weit!
     
    Von: Dad
    Dreckiger Abtrünniger!
     
    Von: Mum
    Ich hoffe, sie töten dich.
     
    Auch von seiner Schwester und seinen früheren Kumpeln hatte er SMS bekommen – alles gemeine Drohungen und Beleidigungen. Reggie wunderte sich, wie wenig ihm das ausmachte. Hatte er sich schon so daran gewöhnt? Bevor dieser ganze Irrsinn angefangen hatte, war ihm der Begriff Abtrünniger noch nie untergekommen. Doch seit letztem Monat verfolgte er ihn regelrecht: zu Hause, in der Schule, in der Stadt. Völlig Fremde brüllten ihm Beschimpfungen entgegen und spuckten ihn an. Vergangene Woche war schließlich der erste Stein geflogen. Der blaue Fleck, den er davongetragen hatte, zierte sein Bein noch immer. Und mittlerweile hatten sich auf Reggies ganzem Körper zahlreiche weitere dazugesellt.
    Der Zwölfjährige schob das Handy zurück in die Tasche. Tante Jen war der einzige Mensch, der normal geblieben war – zumindest von denen, die Reggie kannte. Aus irgendeinem Grund hatte dieses verrückte Buch, genau wie bei ihm, einfach keinen Einfluss auf sie. Deshalb behandelten Onkel Jason und ihre beiden Kinder sie auch wie Abschaum und deshalb wollte sie fliehen. Sie und Reggie hatten den geheimen Plan geschmiedet, gemeinsam zu flüchten. Eigentlich erst in einer Woche, aber Reggie hatte es zu Hause nicht mehr ausgehalten und war abgehauen. Leider hatte das ihr sorgfältig geplantes Vorhaben durcheinandergebracht. Ursprünglich hatte Tante Jen am Freitag das Familienauto klauen, die vierzig Meilen zu Reggie fahren und ihn abholen wollen. Dann wären sie gemeinsam in Richtung Küste geflohen. Tante Jen hatte online mit jemandem Kontakt aufgenommen. Anscheinend gab es da draußen noch andere Leute, die nicht unter dem bösen Einfluss des Buchs standen und ihnen helfen konnten. Leute, die sie aus England schmuggeln würden, raus aus diesem Land, das völlig durchgedreht war.
    »Hey, du!«, rief ihm plötzlich jemand zu. »Gesegneten Tag!«
    Reggie blickte hoch. Ein kleines Mädchen, vielleicht gerade mal sieben, wirbelte vor ihm im Gras herum. Sie trug ein Kleid, das vermutlich einmal ein Disney-Prinzessinnenkostüm gewesen war. Allerdings war es etwas abgeändert worden, sodass die Ärmel nun lose an den Seiten herabhingen und die Arme der Kleinen durch Löcher unterhalb der Schultern schauten. An Oberteil und Rock hatte man außerdem zahlreiche Bänder und Vorhangborten genäht, damit es ein bisschen mehr nach Mittelalter aussah.
    »Das ist ja eine winzige Zahl!«, kreischte sie, als sie auf ihn zuhüpfte und die Karte an Reggies Jacke bemerkte. »Du bist nur eine Drei! Ich bin eine Sechs. Ich bin besser als du!«
    Reggie schaute sich nervös um. Wo waren ihre Eltern? Andererseits funktionierten Familien nicht mehr so wie früher. Ihre Eltern würden sich keine Sorgen machen oder sie auch nur vermissen, selbst wenn der Knirps den ganzen Tag lang nicht heimkam – vor allem nicht, falls es zu ihrer Rolle im Buch passte.
    »Lies mir vor!«, verlangte sie.
    »Ich muss wohin«, nuschelte Reggie und lief weiter.
    »Lies mir vor!«, befahl sie, diesmal lauter. »Du bist nur eine Drei. Ich muss zurück zum Schloss, aber die langen Wörter sind zu schwer für mich. Lies mir sofort vor!«
    »Ich hab mein Buch nicht dabei«, erklärte Reggie schnell.
    Das Mädchen schaute ihn überrascht an. Ihr Gesicht war

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