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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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umzusetzen. Sein Magen knurrte, woraufhin auch Lee endlich aß.
    Ein helles rosa Funkeln blendete ihn und er lehnte sich zurück, um ihm auszuweichen. Noch während Lee sich fragte, wo es herkam, fiel sein Blick auf Maggies Teller. Der Knochensplitter darauf reflektierte das Licht der Abendsonne und glitzerte wie …
    Lee sprang auf und hob es hoch. Er wischte es sauber und starrte mit fassungslosem Entsetzen darauf. Hinter ihm brachen die Wärter in schrilles, abstoßendes Gelächter aus, während Jangler wild in die Hände klatschte.
    »Sieh an, ein kleiner Paläontologe!«, witzelte er.
    Die Punchinellos hüpften johlend auf und ab, unterdessen spuckte Lee die Reste seines Würstchens aus und fing an zu würgen. Dann rastete er aus. Er schleuderte seinen Teller auf den Boden und schlug auf den Tisch ein, als wäre er besessen.
    »Aufhören!«, schrie er. »Hört sofort mit dem Essen auf! Guter Gott! Hört auf!«
    Die anderen starrten ihn verängstigt und ratlos an.
    Lee zitterte und würgte noch immer, Tränen strömten über sein Gesicht. Unfähig, noch etwas zu sagen, hielt er schlotternd das kleine Ding hoch, das er gefunden hatte.
    Es war ein herzförmiges, pinkes Strasspiercing.
    Kurz darauf war der Speisesaal erfüllt vom Kreischen der Kinder. Sie rannten hustend von ihren Tischen fort, spülten sich die Münder mit Wasser aus und spuckten das Essen auf den Boden. Einige übergaben sich sofort, andere zwangen sich dazu.
    Maggie rutschte von ihrem Stuhl und torkelte zur Tür. Sie taumelte ins Freie und brach auf der Wiese zusammen. Lee fiel auf die Knie und heulte seinen Schmerz hinaus. Er grub die Fingernägel tief ins Holz der Tafel. Das konnte nicht real sein. Es musste ein böser Traum sein. So etwas konnte ihm das Leben doch nicht antun! Aber die ausgelassene Schadenfreude der Punchinellos war Beweis genug.
    »Na, war das nicht ein feines Leckerschmeckerchen?«, tönte Jangler.
    In ihre Ecke gekauert, beobachtete Jody verwirrt und verunsichert das Chaos. Allmählich stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie begriff. Sie sah, wie die prustenden Mädchen unkontrolliert heulten und sich aneinander festklammerten, und sie erblickte Alasdair, der leichenblass auf seinem Stuhl saß. Spencer hockte vornübergebeugt auf dem Boden und weinte wie ein Baby. Ganz in der Nähe plärrte auch Christina. Ihr Kleidchen erinnerte Jody an den ersten Tag im Camp, als sie sich kennengelernt hatten.
    Noch eine weitere Erinnerung an jenen Tag kam ihr in den Sinn und ließ Jody kichern. »Sie hat recht gehabt!« Sie stieß ein geisteskrankes Lachen aus. »Sie prickelt wirklich auf der Zunge! Ha, ha, ha!«
    Als Alasdair das hörte, bedeckte er sein bibberndes Gesicht mit seinen Händen.
    Durch Tränenschleier blickte Lee Jangler an. »Ich töte dich!«, schwor er, kämpfte sich auf die Füße und hechtete auf den Alten zu. »Du verfluchter Hur–«
    Mit einem wilden Schrei warf Yikker sich auf ihn und zog ihm den Griff seiner Pistole über den Schädel. Schwärze umfing Lee, dann verlor er das Bewusstsein.
    Jangler applaudierte, woraufhin die vier Punchinellos sich unterhakten und im Kreis tanzten.
    »Gebt ihnen eine Viertelstunde«, wies Jangler sie an und nickte in Richtung der traumatisierten Kinder. »Dann sorgt dafür, dass sie hier sauber machen. Der Spaß ist vorbei – eine Schande, wie es hier aussieht. Für euch famose Kerle gibt es nachher eine Runde Schnaps!«
    Die Wärter wechselten den Arm und tanzten in die andere Richtung.
    Wie eine Katze schlich Jody auf die Tische zu. Sie nahm die widerlichen Essensreste von den Tellern und stopfte sie wie ein wildes Tier in sich hinein. Nicht einen Krümel ließ sie zurück.
    Alasdair schluchzte in seine gesunde Hand.

26
    Fast eine geschlagene Stunde lang war Lee ohne Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, fühlte sich sein Kopf an, als hätte man ihn mit einer Abrissbirne bearbeitet, und an seinem Hinterkopf saß eine Beule, so groß wie eine Kartoffel. Er lag noch immer auf dem Fußboden im Speisesaal. Um sich herum vernahm er zahlreiche Geräusche, die in seinem Schädel nachhallten: das Platschen von Wischmopps, das Scheppern von Eimern und das Kratzen von Besteck auf Tellern. Dann kam schlagartig die Erinnerung zurück.
    Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte er den geistigen und körperlichen Schmerz, streckte sich und setzte sich auf. Ein einziger Wunsch beherrschte sein Denken: Er würde zusehen, wie Jangler starb – mit seinen eigenen Händen würde er

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