Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
kein einziges Mal täuschen können und sie erfahren ohnehin nichts Nützliches, was sie dem armen Weib im Turm berichten könnten.« Sie lief zum Tor, stieß es auf und scheuchte die Teenager hindurch.
Der Temperaturunterschied machte sich sofort bemerkbar, vor allem bei Spencer, dessen Brille anlief, sobald er den Fuß über die Schwelle gesetzt hatte.
Der Garten erfüllte sämtliche Erwartungen. Die Büsche waren in Form von verschiedenen Tieren getrimmt und zu beiden Seiten eines Steinpfads wuchsen Kräuter. Lupinen und Margeriten schmückten die Hauswände, Butterblumen zierten den Rasen mit goldenen Klecksen und die Luft war warm und voller Düfte. Es gab sogar einen echten Wunschbrunnen. Auf dem Eimer, mit dem man das Wasser aus der Tiefe holen konnte, hockte ein neugieriger Frosch und beäugte sie wachsam.
»Sie haben ein wundervolles Haus«, schwärmte Maggie.
»Oh, gefällt es dir?«, fragte Malinda hocherfreut. »Einige Leute, die meiner Meinung nach Wichtigeres zu tun haben sollten, finden, dass ich in einem Haus ganz aus Lebkuchen wohnen sollte, mit Zuckerstangen links und rechts der Tür. Kannst du dir vorstellen, wie unpraktisch das wäre? Jeder Vogel, jede Maus und jedes Eichhörnchen von hier bis zu den Nördlichen Sümpfen würde herbeigeströmt kommen, um mir wortwörtlich das Dach über dem Kopf wegzufuttern. Und beim ersten Regentropfen gäbe es eine grässliche Sauerei!«
An der Haustür begrüßte sie eine einfache Glückskatzenpuppe mit aufgemalten Augen und einem bestickten Kittel, die über dem Messingknauf hing. »Willkommen zu Hause, Herrin«, sagte sie durch den aufgenähten Mund.
»Oh, Cartimandua«, stöhnte Malinda, »ich habe gerade einmal ein paar Schrittchen aus dem Garten hinaus gemacht. So wie du das sagst, könnte man glauben, ich wäre sieben Jahre lang an Bord einer Eierschale auf der Silbernen See unterwegs gewesen.« Sie wandte sich an ihre Gäste: »Tretet ein und seid willkommen.«
Die Tür öffnete sich von selbst und sie gingen ins Haus.
Drinnen war es urgemütlich. Bestickte Tücher, Holzschnitte und Dankschreiben voll guter Wünsche – von früheren Kunden, kleinen Mädchen und Lehrlingen – hingen an den Wänden. In einem Regal in einer Nische drängten sich in Leder gebundene Bücher und Pergamente. In einer anderen stand eine Anrichte mit Gläsern, Flaschen, Töpfen und Lederbeuteln. Von den Eichenbalken der Decke hingen Laternen aus buntem Glas und überall tanzten kleine Regenbogen, die von den Kristallen in den Fenstern gezaubert wurden. Zwei dick gepolsterte Lehnsessel standen vor einem Kamin, in dem knisternd silberne Flammen züngelten.
Malinda geleitete sie dorthin und bot Maggie und Lee die Sessel an, während sie Spencer das große Samtkissen dazwischen überließ. Sie hängte Zauberstab und Schal an einen hölzernen Haken, als ihr etwas einfiel.
»Oh!«, warnte sie hastig. »Bitte gebt acht auf Gilly – gut möglich, dass sie sich irgendwo versteckt. Es wäre höchst unglücklich, wenn ihr euch auf sie setzen würdet. Sie könnte nämlich zerbrechen. Das wäre ein wahrer Jammer.«
»Wer ist Gilly?«, fragte Maggie.
»Sie ist ein mehr als tollpatschiges Kaninchen«, erklärte Malinda laut in Richtung der Zimmerecken und anderer möglicher Verstecke. »Das eigentlich klüger sein müsste, als im Haus umherzuschleichen und sich Schrammen zu holen. Sie weiß ganz genau, welche Folgen es hätte, sollte sie einen Unfall haben. Ständig will sie irgendwo hinaufklettern oder rennt viel zu schnell um die Ecken. Normalerweise halte ich sie in einem gut gepolsterten Stall, aber um diese Zeit hat sie Freilauf und mit Besuch hatte ich nicht gerechnet.«
Maggie und die beiden Jungen ließen sich vorsichtig nieder, während sie sich aufmerksam nach einem puscheligen Kaninchen umsahen.
Lee war ganz zappelig. Warum setzten sie sich? Sie sollten sich den Zauberstab einfach schnappen und dann schleunigst ins Lager zurückkehren. Noch immer hielt er den Einhornschädel fest umklammert und überlegte, ob er die alte Dame damit bedrohen könnte. Aber sie war so liebenswert und freundlich. Außerdem erinnerte sie ihn an seine Großmutter, bevor sie von Dancing Jax verwandelt worden war. Er wollte sie nicht bedrohen, nur im alleräußersten Notfall. Wenn die Geschichten über sie stimmten und sie wirklich so warmherzig und hilfsbereit war, dann würde Malinda ihnen den Stab vielleicht freiwillig für eine Weile leihen, oder? Lee schnalzte mit der Zunge und schalt
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