Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
zufällig als superpraktisch herausstellt. Deshalb sind Western auch viel besser.«
»Ich bin aber kein Held«, stellte Lee düster fest. »Ich will nur jemanden killen – und das hier wird mir dabei helfen.«
Diesmal blieben sie auf dem Weg. Er führte in einem weiten Bogen in einen Teil von Hunter’s Chase, wo die Bäume dichter wuchsen als irgendwo sonst. Die obersten Äste trafen hoch über ihren Köpfen aufeinander und formten so einen natürlichen Tunnel. Wäre es nicht Winter gewesen und hätte nicht so viel leuchtender Schnee gelegen, wäre dieser Teil des Waldes stockduster.
»Gehört Malinda nicht zu den wenigen Guten im Buch?«, murmelte Maggie, während sie sich nervös umschaute. »Hier ist es ein bisschen zu gruselig finster. Sie sollte ihre Bude verkaufen und umziehen.«
»Um ihr Häuschen schleicht immer das Böse«, erklärte Spencer. »Ihre Güte ist wie ein Magnet dafür, außerdem hat die Hexe hier eine Menge Spione. Deshalb braucht Malinda auch den magischen Zaun, um sie abzuhalten.«
»Ich war mal ein Kuchenmagnet«, meinte Maggie. »Das war viel leichter.«
Lee bedachte sie mit einem ernsten Blick, der ihnen zu verstehen gab, die Klappe zu halten. Auf Stress reagierte Maggie instinktiv, indem sie dumme Sprüche klopfte, aber dies hier war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit dafür.
Der Weg knickte scharf ab und was dahinter zum Vorschein kam, ließ sie abrupt anhalten. Dort, auf einer Waldwiese, lag nicht weit von ihnen entfernt: Malindas kleines Haus.
Es glich einem Kindheitstraum von einem gemütlichen Landhäuschen. Es war aus hellen Steinen gebaut. Kristalle und andere eigentümliche Dinge hingen in den Bleiglasfenstern, die zu beiden Seiten von hübschen Fensterläden, verziert mit kleinen Herzen, Piks, Kreuzen und Karos, eingerahmt wurden. Eine Kletterrose, die in verschiedenen Farben blühte, einschließlich Blau, rankte sich um die geschwungene Tür und das Reet auf dem Dach war angenehm unordentlich und hatte eine Erneuerung nötig. In der Mitte erhob sich eine Dachgaube, deren Fenster mit goldenen Borten verhängt war. Auf der einen Seite des Daches hockte eine Eule aus Stroh, die missbilligend zwei Strohhasen betrachtete, die auf der anderen Seite miteinander tanzten. Aus dem wunderlich bemalten Topf auf der Spitze des breiten Rauchschlots quoll gemächlich rosa Rauch in den Himmel.
Keine Spur, kein Hauch von Winter berührte diese Wohnstätte. Innerhalb des weißen Holzzauns, der das zuckersüße Häuschen und seinen gepflegten Garten umgab, lag keine einzige Schneeflocke. Stattdessen herrschte hier noch immer früher Herbst, selbst das Licht, welches die Steinwände badete und in die Fenster fiel, war weich und romantisch und darüber hinaus viel wärmer als irgendwo sonst an diesem Tag in Mooncaster.
Vor dem Zaun lag hoher Schnee, in dem sich zahlreiche auffällige Spuren von umherstreifenden Ungetümen abzeichneten. Doch an anderer Stelle hatte jemand – vielleicht mutige Kinder oder sogar Malinda selbst – einen fröhlich aussehenden Schneemann mit Kohleaugen und Zweigärmchen gebaut, die dieser wie zum Willkommensgruß in die Höhe reckte.
»Hier könnte ich sofort einziehen!«, staunte Maggie.
»Wir sind nicht allein«, wisperte Lee. »Da drüben.« Er linste nach rechts.
Ein gutes Stück entfernt sah man, wie sich zwischen den Bäumen etwas bewegte. Das Wesen war groß, ungefähr dreimal so groß wie die Jugendlichen, und von Kopf bis Fuß in fließende, graue, geisterhafte Gewänder gekleidet. Was für ein Geschöpf es war, ließ sich nicht sagen, die drei konnten lediglich sechs gekrümmte, knochige Finger erkennen, die aus den langen Ärmeln ragten. Eine spitze Kapuze verbarg das Gesicht und die Bewegungen des Wesens waren steif und ungelenk.
»Nicht stehen bleiben«, raunte Lee.
Sie bemühten sich, das Wesen zu ignorieren, und eilten weiter auf das Häuschen zu, doch Spencer konnte es sich nicht verkneifen, sich umzudrehen. Die graue Gestalt hielt mit ihnen Schritt. Als er das nächste Mal über die Schulter sah, hatte sie bereits aufgeholt.
Dann bemerkte Maggie zwischen den Bäumen zur Linken zwei weitere graue Kapuzengestalten. Ihre langen Schritte trugen sie in Windeseile über den Schnee. Als die Kreaturen die Arme hoben, um mit ihren Krallen die Äste vor sich zu zerfetzen – waren sie nichts als schwarze Knochen.
Die Teenager rannten los.
Schrill kreischend brachen die riesigen Ungeheuer aus den Bäumen hervor, hielten auf die
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