Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Miene verwandelte. Seine dunklen, glasigen Augen starrten ins Leere. »Drum versteckt, was ihn womöglich neckt! In seinen langen Fingern ständig juckt es ihn, diesen Fluch kann er nicht brechen. Juwelen und Schmuck wird er –«
»Ach, halt doch die Klappe, Eure königliche Dämlichkeit!«, fuhr Kate ihn genervt an. Mit einem wütenden Aufschrei bäumte sie sich auf und verpasste ihm einen Tritt gegen die Brust.
Der Junge brüllte überrascht auf, verlor das Gleichgewicht und purzelte nach hinten.
Kate rappelte sich hoch. Ihr Laptop lag, noch immer geöffnet, neben ihr, kopfüber und eine Winzigkeit außerhalb ihrer Reichweite. Kate warf sich darauf zu, doch der Absatz eines Reitstiefels brachte sie aus der Bahn. Dann spürte sie eine metallene Klinge am Hals.
»Ihr wagt es, einen Prinzen aus dem königlichen Haus der Karo anzugreifen?«, keifte die Pikdame. »Dafür werdet Ihr sterben, Leibeigene!«
Kate wandte sich um und erblickte den entschlossenen Ausdruck im Gesicht des Mädchens. Ihr war klar, dass das keine leere Drohung war.
»Emma Taylor«, stellte die Reporterin fest. »Dein Name ist Emma Taylor. Denk nach, bevor du das tust. Du bist Emma Taylor!«
»Ich weiß selbst, wer ich in meinen Träumen bin!«, giftete die Pikdame Kate an. »Was geht Euch das an?«
»Das hier ist kein Traum! Es ist die richtige Welt. Es gibt kein Weißes Schloss und auch kein Mooncaster! Ihr habt euch da in eine Wahnvorstellung verrannt. Wenn du dieses Messer einsetzt, dann ist das Mord.«
Der Teenager schnaubte verächtlich. »Das Mädchen Emma hat sich schon wegen so vieler Vergehen strafbar gemacht«, posaunte sie stolz, »auf eins mehr kommt es nicht an. Das bedeutet nur noch mehr guten Stoff für ihre Realityshow.«
Hinter ihr saßen der Kreuzbube und die Herzdame ab, der Karobube kam wackelig auf die Füße und fegte sich das Gras vom Wams.
»Seit wann steht es Leibeigenen und Dieben zu, uns zu kränken und die Hand gegen uns zu erheben?«, mischte sich die Herzdame ein. »Entledigt Euch ihrer und dann lasst uns zum Fest zurückkehren.«
Die Pikdame lächelte grausam, drehte den Dolch in ihrer Hand und betrachtete bewundernd das Sonnenlicht, das sich auf der Klinge brach.
»Wartet!«, befahl der Kreuzbube. »Der Ismus wünscht, dass sie unverletzt bleibt.«
»Euer Ismus ist ein kranker Psycho!«, platzte Kate heraus. »Ihr Kids wisst ja nicht, was ihr tut!«
Doch die Dancing Jacks ignorierten sie; sie alle hatten ein Auto gehört. Als sie sich umsahen, stoppte der dunkle Geländewagen gerade am Waldrand. Die drei Schwarzgesichter stiegen aus und schritten auf sie zu.
Grob packten die Leibwächter Kate, hievten sie hoch und zerrten sie zum Wagen. Sich gegen diese Kerle zu wehren war sinnlos.
Der Ismus lehnte mit verschränkten Armen lässig am Kotflügel. Hinter dem Auto hatte sich eine immense Menschenmenge, gekleidet in feinste Mooncaster-Gewänder, versammelt und verharrte in erwartungsvollem Schweigen. Die Journalistin entdeckte unter ihnen viele der Eltern der Neuankömmlinge. Sie fragte sich, was wohl gerade im Ferienlager vor sich ging. Was hatte dieser Ismus wirklich vor? Was wollte er von diesen armen Kindern?
»Miss Kryzewski«, begrüßte er sie. »Wie ungehörig von Ihnen, die Feierlichkeiten zu verlassen, ohne Adieu zu sagen.«
»Ojemine«, gab sie in sarkastischem Tonfall zurück. »Habe ich etwa vergessen, mein Fresspaket mitzunehmen?«
»Sie sind gegangen, bevor die Lesung begonnen hat.«
»Ach, na ja, diesen Leckerbissen wollte ich auslassen. Danke für die Einladung. Ich hatte eine wirklich tolle Zeit. Und jetzt sagen Sie doch Ihren Prügelkumpels hier, dass sie mich loslassen sollen.«
Der Ismus lächelte sie lediglich an und streckte die Hand aus. Einer der Harlekin-Priester trat vor, verbeugte sich tief und reichte ihm ein Exemplar von Dancing Jax. »Laut Plan hätten Sie die Heilige Schrift aus dem Munde eines unserer größten Shakespeare-Darsteller hören sollen«, teilte er ihr mit. »In einem weit intimeren, gemütlicheren Umfeld als diesem hier. Aber ich glaube, Ihre Wahl ist vermutlich sogar noch besser. Dann also im Freien – es ist ja auch ein so herrlicher Tag!« Er nickte den versammelten Menschen zu und wie auf Kommando nahm jeder Einzelne von ihnen, aus Taschen und Rucksäcken, sein Buch zur Hand. Zeitgleich schlugen alle die erste Seite auf. Es war der gruseligste, bedrohlichste Anblick, der sich Kate jemals geboten hatte.
»Das können Sie nicht machen!«, schrie
Weitere Kostenlose Bücher