Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
eine Hütte zuteilen. Dort geht ihr gleich hin, packt aus, macht euch frisch und dann treffen wir uns in einer halben Stunde wieder hier, um mit den Vergnügungen dieses höchst wunderbaren Wochenendes zu beginnen. Klingt das nicht ausgezeichnet? Nun gut, die Mädchen zuerst …« Er las einen Namen nach dem anderen von seinem Klemmbrett ab.
Die Eltern waren dem Ismus gefolgt, dafür standen nun mehrere Frauen, verkleidet als Dienstmägde, bereit, um den Kindern zur Hand zu gehen. Die Mägde fanden die zugehörigen Taschen und Rucksäcke und scheuchten dann alle in die richtigen Hütten.
Das Ferienlager war erst vor wenigen Jahren gebaut worden, daher waren die Schlafsäle relativ modern, gemütlich und ziemlich geräumig. Für gewöhnlich beherbergte eine Hütte fünf Gäste, doch für dieses außergewöhnliche Wochenende hatte man zusätzliche Betten und Matratzen organisiert. Die Mädchen wurden in insgesamt drei der kleinen Blockhäuser untergebracht, die Jungs mussten sich in zwei quetschen.
Jody Barnes schüttelte ihre nassen Hände trocken, als sie von der Toilette zurückkam, und steuerte auf das Bett zu, auf das sie ihre Reisetasche geschmissen hatte. Dann sah sie sich um. Das Zimmer war sauber, wenn auch spartanisch eingerichtet. Sie nahm an, dass man die Mooncaster-Poster extra für sie an die Wände gehängt hatte, abgesehen davon gab es aber auch einen Fernseher und eine Spielekonsole.
Alle Hütten waren gleich aufgeteilt und eingerichtet. Im Erdgeschoss gab es vier Betten, zwei weitere standen oben, im kleinen, nur teilweise abgetrennten Dachgeschoss. Jody hätte sofort dort hinaufstürmen und sich eins der Betten sichern sollen, aber ihre Blase hatte andere Pläne gehabt. Stattdessen hatten sich dort nun zwei kleine Mädchen aus dem anderen Bus eingenistet. Aber eigentlich war es ihr auch egal – ehrlich gesagt, fand sie es ganz okay hier. Nach so vielen Monaten als einziger nicht befallener Mensch in ganz Bristol würde es ein Klacks sein, diese Hütte mit anderen Abtrünnigen zu teilen, auch wenn die meisten davon noch kleine Kinder waren.
Das Einzige, was ihr die Laune vermieste, war diese Charm, die ebenfalls in diesem Schlafsaal gelandet war. Ihre Mutter war noch immer bei ihr und machte einen Riesenaufstand um ihre Tochter, was Jody, zugegeben, neidisch machte. Ihre eigenen Eltern waren irgendwo da draußen beim Ismus, und nur deshalb waren sie heute überhaupt mitgekommen – um ihn zu treffen. Für Jody interessierten sich die beiden schon lange nicht mehr. Im Gegenteil, es ödete sie an, in dieser Welt Jodys Eltern spielen zu müssen. Auch jetzt noch, nach fünf Monaten, war der Schmerz über diese Zurückweisung heftig und ließ Jody jedes Mal losheulen, wenn sie darüber nachdachte – weshalb sie es lieber verdrängte. Sie wandte sich ab und konzentrierte sich auf das Mädchen, das verunsichert auf dem Nachbarbett kauerte.
Es war die kleine Christina Carter, deren Kleid noch immer völlig verdreckt war.
»Wo ist denn die nette Fernsehfrau hin?«, fragte die Siebenjährige, als sie bemerkte, dass Jody sie ansah.
»So weit weg wie möglich, wenn sie nicht bescheuert ist. Was leider ziemlich unwahrscheinlich ist«, antwortete Jody.
»Sie hat gesagt, dass sie uns alle mitnehmen will«, sagte das kleine Mädchen und starrte auf seine Füße. »Mir gefällt es hier nicht.«
Jody tat die Kleine leid. Für die, die noch so jung waren, musste dieses neue Leben so viel schlimmer sein. Wenn sie schon nicht begriff, was hier los war, wie sollten es dann erst die Jüngeren verstehen?
»Mach mal deine Tasche auf«, forderte Jody sie auf. »Dann suchen wir dir was Frisches zum Anziehen und anschließend gehen wir zusammen ins Bad und waschen dich. Was hältst du davon?«
Statt einer Antwort lächelte Christina das so ziemlich breiteste Lächeln, das Jody je gesehen hatte, und gemeinsam machten sie ein Spiel daraus, das Gepäck der Kleinen zu durchwühlen, um nachzusehen, was sie alles dabeihatte.
»Wir sollten die zwei oberen Betten haben!«, wandte sich Charm plötzlich an Jody, die Hände in die Hüfte gestemmt. »Wir sind ja schließlich die Ältesten hier, oder nich? Ich schmeiß die zwei Zwerge da oben raus. Was meinst du?«
»Du bist ganz orange«, sagte Christina zu ihr.
Jody unterdrückte mit Mühe ein Lachen. »Ich find’s hier unten gut«, antwortete sie. »Und es ist doch nur für zwei Nächte. Lass den beiden da oben zur Abwechslung ihren Spaß. Bestimmt haben sie zu Hause
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