Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
streckte sich gemächlich aus. »Lee Jules Sherlon Charles«, beglückwünschte er sich. »Du bist der Letzte deines Schlags.«
Es dauerte nicht lange, da ertönte draußen das Trommeln, das alle aus den Hütten rief.
Hungrig verließ Alasdair seine Unterkunft und war froh, als er die Dienstmägde sah, die sich mit Tabletts voller Essen zwischen den Marktständen durch die Menge schlängelten. Er schnappte sich ein dickes Stück Schinken, Hühnerpastete und einen Tonkrug voll Bier, dann verputzte er alles hastig. Zumindest das Essen hier war gut. Das eine, was ihn an der Welt von Dancing Jax tatsächlich beeindruckte, war die Menge an Alkohol, die die Charaktere schluckten. Statt Tee, Kaffee, Säften oder Limonaden trank man dort Bier und die Adeligen schlürften stets Wein. Wenn die Leute früher wirklich so gelebt hatten, mussten sie ständig besoffen gewesen sein.
»Gibt es auch etwas Vegetarisches?«, fragte Jody eins der Dienstmädchen. »Anstelle von dem Klumpen totes Fleisch?«
Neben ihr stand, inzwischen gewaschen und in sauberen, trockenen Kleidern, die kleine Christina und hing förmlich an ihren Lippen. Schaudernd trat die Siebenjährige von dem Tablett zurück, das man ihr hinhielt.
»Es gibt Brot und Käse, Herrin«, erklärte ihr die Dienstmagd hilfsbereit.
»Ich mag Käse«, sagte Christina gut gelaunt. Ihr mehr als leerer Magen knurrte schon.
»Bestimmt ist er mit klein gestückeltem Kalbsmagen hergestellt«, ließ Jody sie wissen.
Christina rümpfte die Nase und schüttelte angeekelt den Kopf.
»Wir müssen uns wohl an das Brot halten«, meinte Jody. »Auch wenn das mit Sicherheit voller Zusatzstoffe ist und aus chlorgebleichtem Mehl gebacken wurde.« Sie nahm sich einige Scheiben des rustikalen Laibs und roch daran. »Du würdest es nicht für möglich halten, welchen Müll die heutzutage ins Essen mischen«, grummelte sie. »Die Liste mit E-Nummern ist inzwischen so lang wie dein Arm, ganz zu schweigen von den ganzen Transfetten, Konservierungsstoffen und Spuren von Pestiziden.«
Christina war zu beschäftigt damit, ihre zweite Scheibe Brot hinunterzuschlingen, um etwas zu erwidern.
»Bananen haben Sie nicht zufällig, oder?«, rief Jody der Magd hinterher, die schon am Gehen war.
Hinter ihnen kicherte jemand. Als Jody sich umdrehte, sah sie Marcus, der ungläubig den Kopf schüttelte.
»Keine Sorge«, gackerte er. »Für euch Vegetarier grillen sie nachher einen wilden Tofu.« Glucksend ging er weiter. Er war mit zwei Bechern Bier bewaffnet und auf einer Mission.
Jody beobachtete, wie er sich nach vorne durchdrängelte. Typen wie ihn kannte sie zur Genüge. Mit dem auch nur zu reden, war vergeudete Zeit.
Mittlerweile waren der Ismus und seine Dancing Jacks zurückgekehrt und hatten ihre Ehrenplätze entlang einer erhöhten Tribüne eingenommen. Man hörte das Knipsen von Fotoapparaten. Unter den vielen anderen Journalisten entdeckte Jody die amerikanische Fernsehreporterin.
»So viel zum Thema Mary Poppins«, murmelte sie. »Ging ja ganz schön schnell.«
Charm und ihre Mutter hatten sich direkt vor der Tribüne breitgemacht. Charm hatte sich umgezogen und trug nun ein kurzes Kleid. Ihre Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie warteten darauf, dass es mit der Show losging oder eine der Kameralinsen in ihre Richtung schwenken würde. Eine große Gucci-Sonnenbrille schirmte Charms Augen gegen die Nachmittagssonne ab, allerdings hätte sie sie bei jedem Wetter getragen.
»Das hier muss wohl die Glamour-Ecke sein!«, posaunte Marcus und blinzelte in gespielter Überraschung, während er auf sie zu stolzierte. »Keiner hat mir verraten, dass es heute einen Mooncaster’s-Next-Topmodel-Wettbewerb gibt! Möchte eine von euch beiden Schönheiten vielleicht etwas trinken? Es sprudelt zwar nicht, aber was Besseres bieten sie nicht an. Der Met riecht, als hätte ein Suffkopf sich in die Schüssel übergeben, daher müssen wir wohl oder übel hiermit vorliebnehmen. Dann also hoch die Tassen und lasst die Party beginnen!«
Mrs Benedict schürzte die Lippen und musterte ihn skeptisch, während sie einen der Becher entgegennahm. »Mir gefallen deine Manieren nicht, junger Mann«, meinte sie. »Du bist viel zu aufdringlich und schnoddrig! Wir kennen dich nicht einmal.«
»Nennen Sie mich Marcus!«
»Warum? Wie lautet dein wahrer Name?«
»Das ist mein echter Name. Ich wollte nur freundlich sein. Ich habe euch zwei liebreizende Damen hier stehen sehen, ganz einsam und allein, und
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