Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
wenn ich in den nächsten Tagen irgendwelche blöden Schottenwitze höre, muss ich dich köpfen.«
Marcus ergriff die Hand und schüttelte sie – etwas zu kräftig, Alasdairs Meinung nach. Er wirkte wie die Teenager-Ausgabe eines Maklers oder Autoverkäufers.
»Schön, zur Abwechslung mal mit jemand Normalem zu reden«, meinte Marcus.
»Klar, was auch immer normal heißt.«
»Kein übergeschnappter Jax-Freak zu sein, das nenne ich normal.«
»Schätze, die ganze Scheiße geht schon zu lange. Ich weiß gar nicht mehr, wies früher mal war.«
»Es ist der reine Wahnsinn. Ich kapier’s noch immer nicht. Sobald das bescheuerte Buch rauskam, hat jedes Mädchen, das ich kenne … kannte – und das waren alles klasse Bräute, kein Witz! –, mit mir Schluss gemacht, um irgendeinem dürren Loser hinterherzujagen, nur weil der eine Kreuz-Zehn auf seinem Anorak hatte.«
Alasdair betrachtete das Logo auf Marcus’ Hemd und lächelte in sich hinein. In Schottland bedeutete hacket hässlich. »Aye«, meinte er beipflichtend im breitesten Schottisch. »Wenn dich die eigenen Alten rausschmeißen, so wie meine, dann wundert dich eigentlich nichts mehr.«
Marcus zeigte weder Mitgefühl noch stellte er irgendwelche Fragen. Nicht, dass Alasdair das erwartet hätte.
»Okay«, fuhr Marcus fort und kehrte zu seinem Lieblingsthema zurück, »also wenn du diese Süße nicht heiß findest, dann versuche ich mal mein Glück. Wäre doch eine Schande, wenn sich keiner um sie kümmern würde. Außerdem hab ich vor, eine echt megamäßige Zeit hier zu haben, bevor sie mir ihre Gehirnwäsche verpassen und ich wie verblödet durch die Gegend eiere. Einmal werd ich’s noch richtig krachen lassen und eine wilde Knutschorgie mit einem heißen Girl feiern!«
Alasdair fragte sich inzwischen ernsthaft, ob das Hirn von diesem Typen vielleicht in seinen Boxershorts saß.
»Hast du den anderen Bus schon mal ausgecheckt?«, redete Marcus weiter. »Kannst du voll vergessen! Nur noch mehr Kinder und eine Schnalle in ’ner dreckigen grünen Strickjacke, die absolut zum Gruseln ist. Die Blondine ist weit und breit das Einzige, was es zu jagen lohnt.«
»Du verplemperst nur deine Zeit«, wandte Alasdair ein. »Dein Plastikblondchen wird sich einen Dreck für dich interessieren. Die ist doch viel zu sehr in sich selbst verschossen.«
Marcus krempelte seine kurzen Ärmel ein Stück höher über seine Bizepse und nahm seinen Koffer hoch. »Keine Lady, die noch ganz dicht ist, kann der magischen Anziehungskraft des Marcus widerstehen«, prahlte er, während er hinter Charm herschlenderte. »Wenn ich erst mal in den fünften Flirt-Gang hochschalte, werde ich zum Evil Knevil der Herzen – dann bin ich wie ein Megamagnet für alles, was Titten hat!«
Hinter ihm war Alasdair fremdschämen auf die Stirn geschrieben. »Schwanzgesteuerter Depp«, nuschelte er.
Seine Füße brachten Jangler fast um und er kochte vor Wut. Keiner nahm ihn auch nur ansatzweise zur Kenntnis. Also räusperte er sich laut und klatschte in die Hände. Schließlich rief er einen der Minnesänger zu sich und klopfte barsch auf dessen Trommel.
Das zeigte Wirkung. Die kleineren Kinder blickten sich nach ihm um, während die Jugendlichen die Hände in den Taschen vergruben oder die Arme vor der Brust verschränkten. Charm stand stramm und wartete höflich ab, wobei sie den Kopf möglichst niedlich und kokett mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung neigte. Sie fragte sich schon eine Weile, wohin die ganzen Kameras verschwunden waren. Marcus stellte sich hinter sie und bewunderte die Aussicht. Jody guckte starr auf ihre Schuhe und zog ihre Jacke enger um sich. Alasdair musterte den wichtigtuerischen kleinen Mann, der sie über den Rand seiner Brille hinweg anfunkelte, und summte leise die Titelmelodie der Kriegs-Sitcom Dad’s Army. Ungeachtet seiner Mittelalter-Kostümierung erinnerte der Lockpick ihn an Captain Mainwaring, den diensteifrigen Bankfilialleiter aus der Serie, der mit einem erbärmlichen Haufen absolut untauglicher Rentner und Grünschnäbel seinen Teil dazu beitragen will, dass die Nazis nicht auch noch England erobern – was natürlich ordentlich schiefgeht. Weiter hinten schnaubte der Nike-Boy erneut und nahm noch nicht mal seine In-Ear-Kopfhörer aus den Ohren.
»Ihr seid einunddreißig«, teilte Jangler den Kindern und Jugendlichen mit, »nämlich achtzehn Mädchen und dreizehn Jungen. Ich werde jetzt eure Namen gruppenweise aufrufen und jeder Gruppe
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