Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
herausfinden«, verkündete die Hexe. »Jub! Crik! Rott! Hak! Heraus mit euch! Fangt mir den unsichtbaren Spion!«
Der Deckel des Korbs flog auf und die vier Gnome sprangen heraus.
»Bewaffnet euch mit Messern und Spießen!«, wies die Hexe an. »Erschnüffelt mir den Schurken, der sich in Schatten hüllt. Schnappt ihn euch! Tötet ihn!«
Mit wildem Geschrei flitzten die Kobolde durch die Küche und suchten sich ein jeder eine Waffe. Dann reckten sie die Nasen prüfend in die Luft und nahmen die Fährte auf. Einer nach dem anderen richtete den Blick der gelben Augen auf die Tür zur Speisekammer.
»Jetzt sind sie dem Gauner auf die Schliche gekommen! Er sitzt in der Falle!«, rief Haxxentrot. »Hackt ihn in unsichtbare Stückchen!«
Unter schrillem Gekreische rannten die vier Gnome auf die Vorratskammer zu und fuchtelten drohend mit Hackbeil, Schürhaken, Gabel und Messer.
Plötzlich fuhr ein Stuhl wie von unsichtbarer Hand gepackt in die Höhe und raste auf die Koboldjungen zu. Jaulend brachten sie sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit. Doch dann prasselte Zinngeschirr von den Regalen auf sie nieder. Ein Teller traf Jub an der Stirn, sodass er krähend einen ungewollten Rückwärtssalto machte und dabei die Rattenschwanzperücke verlor. Man hörte Schritte, die auf die Küchentür zueilten. Crik, Hak und Rott setzten zur Verfolgung an. Die Tür schwang auf und die Schritte hallten draußen im Hof wider.
Die Kobolde warfen ihnen enttäuscht ihre Waffen hinterher. Jub setzte sich wild fluchend auf, während er sich die Perücke wieder auf den glänzenden weißen Kopf setzte.
Haxxentrot rieb sich das warzige Kinn. »Na schön«, sagte sie schmatzend. »Somit hat Mooncaster also einen neuen Schrecken zu fürchten. Und zwar einen, der dem Heiligen Magus noch böses Kopfzerbrechen bereiten wird. Fürwahr, und gleichsam dem Rest von uns. Schließlich hat es also doch einen Weg ins Königreich gefunden.«
»Was für ein schlimmes Monster ist das?«, flüsterte Columbine entsetzt.
Die Hexe kniff die Augen zusammen und antwortete mit ernster Stimme: »Das wirst du noch früh genug herausfinden, oh ja, noch früh genug …«
Kate Kryzewski schnappte hastig nach Luft, als wäre sie aus einem tiefen See aufgetaucht. Perplex schaute sie sich um. Die leuchtenden Farben waren plötzlich verschwunden. Das Sonnenlicht schien fahl und schwach, sodass sich ihre Pupillen weiten mussten, um das fehlende Licht zu kompensieren. Wie fade und grau diese Welt war. Schon sehnte sie sich danach, nach Mooncaster zurückzukehren.
»Ich bin die Herz-Zwei«, rief sie aus und ließ sich ins Gras fallen. »Ich bin Columbine! Gepriesen sei der Heilige Magus und die Pracht Mooncasters! Ich bin Columbine! Gesegnet sei dieser Tag!«
Die um den Geländewagen versammelten Menschen brachen in lauten Jubel aus und Sam rannte herüber, um Kate hochzuhelfen. Die Journalistin sprang auf und umarmte ihn. Dann wandte sie sich dem Ismus zu und neigte respektvoll den Blick, während sie knickste.
»Mylord«, flüsterte sie voller Ehrfurcht. »Eure Wünsche sind mir Befehl. Nichts liegt mir mehr am Herzen, als Euch zu dienen. Der Bericht, den ich dem Sender schicke, wird ganz so, wie Ihr es wünscht.«
Der Ismus beachtete sie kaum. Er betrachtete gedankenverloren die Bücher in den Händen der Umstehenden und zum ersten Mal stand in seinen ausgezehrten Zügen ein Ausdruck von Sorge. »Noch eine Erscheinung«, murmelte er leise. »Noch ein Verstoß. Es geschieht immer öfter.«
Wachsam ließ er den Blick über die Heide hinter sich schweifen. Zweifel und Ungewissheit lagen in seiner Miene. Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich gepresst und die Ringe um seine Augen wirkten noch dunkler. Auf seiner Stirn zeichnete sich ein dunkler, unschöner Fleck ab.
Seine ergebenen Anhänger waren ratlos. So hatten sie ihn noch nie zuvor gesehen. Die Harlekin-Priester zeigten auf die blauen Felder ihres kunterbunten Narrenkleides und die Schwarzgesichtigen Damen wussten nicht, was sie tun sollten. Die Buben und Damen rückten eng zusammen. Keiner begriff, was ihrem Herrn und Meister Kummer bereitete.
Dann warf der Ismus abrupt den Kopf in den Nacken. Das schiefe Lächeln kehrte zurück und der seltsame Fleck auf seiner Haut verschwand.
»Warum trödeln wir hier herum?«, rief er und schüttelte die beunruhigende Laune ab. »Wir sollten den lieben Kleinen einen rauschenden Empfang bereiten! Wir müssen dafür sorgen, dass sie ihren Aufenthalt hier nie
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