Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
übertrieben deutschem Akzent.
»Ich bin kein Deutscher!«, wiederholte Spencer und rieb sich die Schulter. »Ich komme aus Southport.«
»Hey, ich mach doch nur Scheiß, Alter!«, Marcus schnippte gegen Spencers Brille, sodass sie ihm schief auf der Nase saß. »Verstehst du keinen Spaß?«
Spencer wandte sich ab, richtete seine Brille und ging zu seinem Bett. Wachsam setzte er sich hin und hütetet seinen Rucksack, für den Fall, dass Marcus auf die glorreiche, spaßige Idee kam, ihn sich zu packen und damit wegzurennen.
Der Ältere stöhnte. Warum hatte man ihn mit so einem nichtsnutzigen Haufen zusammenstecken müssen? Von denen hätte jeder Einzelne den Miesepeter-Wettbewerb in Hässlichstadt gewinnen können.
»Mann, echt, Leute, seid doch mal ein bisschen besser drauf!«, rief er. »Hier muss es doch immerhin cooler sein als bei euch zu Hause, oder?«
Fünf mürrische Gesichter blickten ihn an. Marcus verdrehte die Augen und klopfte sich mit den Fingerknöcheln gegen die Schläfe.
»Hoffnungslos«, murmelte er. »Dämliche Loser. Na schön, ich geh duschen. Ich hab so eine Ahnung, heute einen Treffer zu landen. Nicht, dass ich erwarte, dass einer von euch Luschen kapiert, was ich meine. Wenn jemand pissen muss, dann bitte jetzt, solange ich mein Handtuch raussuche. Aber echt nur pinkeln, wenn’s geht. Wenn ihr scheißen müsst – Pech gehabt! Wartet, bis ich fertig bin.«
Er ging die kleine Treppe zum Dachgeschoss hoch. Wenigstens hatte er daran gedacht, sich eins der Betten hier oben zu sichern. So entging er wenigstens der sauerstoffarmen Jauchegrube da unten, wo es spätestens morgen früh nach Käsesocken, Mundgeruch und Schweiß riechen würde. Außerdem leuchteten die Pickel von Herrn Spenzer bestimmt im Dunkeln.
Oben angekommen, blieb Marcus stehen. Auf dem zweiten Bett lungerte der schwarze Junge aus dem anderen Bus. Er hatte sich auf der Decke ausgestreckt, die Ohrstöpsel in den Ohren, und genehmigte sich eine Zigarette. Der graue Rauch hatte schon ein geisterhaftes Dach über den Betten gebildet.
Marcus runzelte die Stirn. »Mann, Alter! Kannst du dafür nicht rausgehen? Ich hab keinen Bock darauf, dass ich oder mein Kram nach Kippen stinkt.«
Nike-Boy schlug die Augen auf und musterte ihn langsam von Kopf bis Fuß.
Marcus verschränkte die Arme, damit sein Bizeps ein bisschen deutlicher vortrat. Er würde sich nicht einschüchtern lassen. Trotzdem musste er sich eingestehen, dass dieser stämmige Kerl von Natur aus mit einem Körper aus Stahl versehen zu sein schien, der kein Fitnessstudio nötig hatte.
»Hast du mich eben Alter genannt?«
»Warum gehst du mit deinen Krebslollis nicht nach draußen, Mann?«
»Von dir lass ich mir nichts sagen, weißer Junge!«
»Hey, fang bloß nicht mit dem Scheiß an, klar!«
Der Typ stand vom Bett auf und Marcus musste feststellen, dass er ein gutes Stück größer war als er. Trotzdem wich er nicht vom Fleck, als der andere, die Zigarette lässig von der Lippe hängend, auf ihn zuwalzte.
»Ich fang an, was mir zum Teufel noch mal passt!«, sagte er, während er näher kam. »Wer bist du eigentlich, dass du hier die Regeln aufstellst? Laborratten haben nämlich gar nichts zu melden. Und du steckst im selben beschissenen Experiment fest wie wir alle! Wenn du mein Nikotin nicht magst, dann such dir besser eine andere Heia für dieses Wochenende, denn ich werde dir den Rauch ins Gesicht pusten, sobald du pennst – da kannst du Gift drauf nehmen. Und ich werde dir ein paar hübsche Löcher in deine Surferhöschen brennen. Und du kannst Jesus danken, wenn das alles ist, was ich mir einfallen lasse! Ich hab nämlich mein Messer dabei und deine Weicheivisage sieht aus, als könnte sie ein bisschen Charakter vertragen. Kapiert?«
Marcus blinzelte nervös. Der andere beugte sich über ihn und blies ihm eine Rauchwolke ins Gesicht. Prustend wandte Marcus sich ab und ballte vorsichtshalber schon mal die Fäuste.
Plötzlich brach der andere Junge in lautes Gelächter aus. »Hey, ich mach doch nur Scheiß, Alter!«, höhnte er Marcus dessen eigene Worte ins Gesicht. »Verstehst du keinen Spaß?«
Marcus schaute ihn einen Moment lang finster an. Dann schob er sich an Nike-Boy vorbei, um seinen Waschbeutel und ein Handtuch aus seinem Koffer zu holen. Mit versteinerter Miene stampfte er die Treppe hinunter zur Dusche. Unterwegs hörte er Spencer kichern. Das würde er sich merken.
Im Dachgeschoss kehrte der rauchende Junge zu seinem Bett zurück und
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