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Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel

Titel: Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Jarvis
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Ihr müsst Euch mir zu erkennen geben, auf eine Art und Weise, die bei den anderen keinen Verdacht erregt. Junge Menschen sind so misstrauisch.«
    »Aber gewiss nicht! Ich will nicht, dass du diesen Wirtskörper in irgendeiner Weise anders behandelst als den Rest. Die anderen Abtrünnlinge würden es sofort bemerken, wenn du jedes Mal den Bückling machst, sobald er vorbeischlendert. Deine Untertänigkeit würde alles sofort vermasseln. Vergiss einfach, dass ich hier bin. Sobald offensichtlich ist, wer der Castle Creeper ist, werde ich mich zu erkennen geben und das Kommando übernehmen.«
    »Ganz wie Ihr wünscht, Gebieter.«
    »Aber denk daran, es ist nur ein Splitter von mir, durch den ich aus der Ferne beobachte. Ich kann durch ihn keine besondere Macht ausüben, also wird er nur so stark sein wie der Körper, in dem er wohnt. Rechne also nicht damit, dass ich dir helfen kann, falls du hier versagst. Der Körper wird nur ein Kanal sein, weiter nichts.«
    »Ich werde nicht versagen«, antwortete Jangler selbstbewusst. »Und ich werde nicht versuchen zu erraten, in wem Ihr Euch versteckt.«
    Der Ismus klopfte ihm auf den Rücken. »Dann lass uns zu unseren ahnungslosen Kaninchen und ihren Ställen zurückkehren! Meine Schwarzgesichtigen Damen werden mit Sicherheit schon unruhig. Für solch bärbeißige Schläger sind sie wirklich furchtbar überfürsorglich.« Er führte Jangler zurück zum Lager.
    Am Rand des Wäldchens hielt er inne und blickte sich ein letztes Mal um. Hoch oben in den Bäumen raschelte es. Die atmende Dunkelheit, die sich darin verbarg, zitterte vor froher Erwartung. Hungrig legte sie sich auf die Lauer.

7
    Das Festmahl war eine übertriebene, prahlerische Zurschaustellung eines typischen Mooncasterbanketts. Aus dem Speisesaal im Haupthaus war eine verkleinerte Nachbildung des Großen Saals im Weißen Schloss gemacht worden. Man hatte weder Kosten noch Mühen gescheut. Die Wände waren mit Kunststeinpaneelen verkleidet und darüber hingen echte mittelalterliche Wandbehänge, die man aus herrschaftlichen Häusern und Museen besorgt hatte. Vier lange Eichentische formten ein Rechteck und waren mit noch mehr Essen beladen, als es draußen an den Marktständen der Fall gewesen war. Neben den Pasteten von vorhin gab es ganze Spanferkel und gegrillte Truthähne in verschiedenen Größen, die mit ihrem früheren Gefieder dekoriert waren.
    Die Kinder wurden von den Mägden zu ihren Plätzen geführt, und während sie sich setzten, spielten Minnesänger fröhliche Weisen. Keiner der jungen Gäste hatte ein Auge für die Leckereien, ihre Aufmerksamkeit gehörte allein dem Gegenstand, der die Mitte des Raums einnahm. Das Viereck aus Eichentafeln umschloss ein großes Podest, auf dem ein riesiges Modell des Weißen Schlosses stand.
    Ein Team für Spezialeffekte hatte es mit detailverliebter Genauigkeit gebaut. Es war perfekt – bis hin zu den drei konzentrischen Wänden und dem fünfstöckigen Bergfried in der Mitte. Hinter den Turmfenstern brannten winzige Kerzen, von den vier Ecktürmen wehten die Banner der königlichen Häuser, der Schlosshof war gepflastert und weiße Zinnfigurwachen hielten auf den Wehrgängen Ausschau. Sogar einen Burggraben mit Wasser aus durchsichtigem Harz hatte man angelegt – und Bäume mit Blättern aus radiertem Messing wuchsen entlang der beflockten, grasigen Ufer.
    Alasdair begutachtete das Miniaturmodell fasziniert. Er konnte nicht anders, als vor der Kunstfertigkeit und der Mühe, die in dieses Machwerk geflossen waren, den Hut zu ziehen. Trotzdem hasste er alles, was dieses Modell repräsentierte, aus tiefster Seele.
    Der Ismus hieß sie mit einer Rede über die herzhaften Mahlzeiten willkommen, die ihnen im Laufe dieses Wochenendes kredenzt werden würden. Das Modellschloss sollte sie auf ihr Ziel einstimmen und ihnen den Übergang von dieser Welt in die andere erleichtern.
    »Und jetzt esst, meine hochverehrten Gäste!«, befahl er. Seine Augen funkelten im Licht der vielen Kerzen, die in großen eisernen Ständern überall im Raum brannten.
    Die Mägde brachten Krüge voll Bier und füllten die Becher auf den Tischen. Für die Jüngeren gab es eine verdünnte Variante, trotzdem verzogen sie die Gesichter, als sie davon probierten.
    Marcus hatte sich umgezogen und trug nun ein Hemd mit Längsstreifen von Paul Smith. Damit war er im ganzen Saal bei Weitem am besten gekleidet – abgesehen vom Ismus, obwohl man diese schwarze Samtkombination kaum als den letzten Schrei

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