Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
»Ist es tot?«, fragte er ängstlich.
»Verpass ihm ’nen Abschiedskuss und finds raus«, meinte Marcus. »Schöner Cowboy bist du, du Schmalspursheriff!«
Spencer schaute an ihm vorbei zur Tür, wo schon das zweite Paar Augen durch das zerklüftete Loch spähte.
Draußen im Camp hieb Jangler mit seinem Klemmbrett auf den Großen Gaagler ein, der bis zur Plattform geklettert war, und beförderte ihn so wieder nach unten.
»Das Problem mit Katzenklappen ist«, sagte er zu sich, außer Atem vor Anstrengung, »dass sie nicht nur die eigenen Haustiere reinlassen, sondern alles Mögliche! Mr Fellows hätte das nun wirklich bedenken sollen. Was kommt als Nächstes? Nimm das, du dreckiger Gaagler!«
Viele der Kinder hatten sich in den Hütten verschanzt, doch einige rannten noch immer in blinder Panik herum. So auch Christina. Sechs Spinnenmonster waren ihr auf den Fersen und trieben die Siebenjährige auf den Zaun zu. Die Kleine saß in der Falle. Sie versuchte, den Drahtzaun hinaufzuklettern, schaffte es aber nicht. Dann spürte sie einen Schlag im Rücken und ein Spinnenbein wickelte sich um ihren Hals. Das Geräusch von malmenden Kiefern drang immer lauter an ihr Ohr. Fest schloss sie die Augen.
»Piksi, piksi, piksi!«, krähte ein Punchinello gut gelaunt, als er den Spinnenhascher von Christinas Schulter harpunierte und die anderen, die sie umzingelt hatten, aufspießte, als wäre er ein mörderischer Parkwächter, der abscheulichen Müll aufsammelte. Dann eilte er dorthin zurück, wo sich der Schwerpunkt des Kampfes abspielte.
Christina umklammerte grimmig den Maschendraht, noch war sie nicht außer Gefahr. Im Camp lauerten viel mehr dieser Monster.
In der Küche hatten sich Charm, Lee, Maggie und Esther hinter den großen Tisch zurückgezogen, von wo aus sie die Kreaturen abwehrten, die nun von allen Seiten angriffen. Bewaffnet mit einem Kartoffelstampfer und einem kabellosen Stabmixer, war Maggie ein ernst zu nehmender Gegner. Vor ihr türmte sich schon ein triefender Haufen zermatschter Leichen auf. Am gefährlichsten war jedoch Lee. Er schwang geübt und treffsicher ein großes Messer, wodurch er Charms und Esthers wesentlich schwächere Verteidigung locker wettmachte.
Die Untiere trippelten wachsam um sie herum. Eins kam Esther zu nahe und bekam sofort die Macht von Maggies Mixer zu spüren, der das hässliche Gesicht im ganzen Zimmer verteilte. Das war genug. Die übrigen Angreifer gaben sich geschlagen und traten bellend und japsend durch das Fenster und die halb zerkauten Türen den Rückzug an.
»Wir haben sie fertiggemacht!«, rief Maggie überrascht. »Die … äh … haben die Beine in die Hand genommen.«
»Nicht witzig«, informierte Charm sie.
Mit dem Messer im Anschlag ging Lee zum Ausgang. »Es ist noch nicht vorbei. Wir müssen jedes einzelne dieser Viecher lynchen, sonst kann es jederzeit passieren, dass uns eins aus dem Hinterhalt anspringt.«
»Ich geh da nicht raus«, weigerte sich Esther.
»Von mir aus«, meinte Lee. »Dann bleibst du eben allein hier. Wenn sie zurückkommen, sag Bescheid.«
Esther änderte ihre Meinung.
Draußen bekamen die Punchinellos die Lage allmählich in den Griff. Selbst der mit der halb abgefressenen Nase bekämpfte das spinnenbeinige Ungeziefer noch immer mit eiserner Entschlossenheit.
Die Wiese war übersät mit aufgespießten Leichen. Wie schlafwandelnd lief Christina zwischen ihnen hindurch. Ihre jungen Augen starrten auf das unwirkliche Spektakel und in ihren Ohren dröhnten die nach Blut dürstenden Kampfschreie der Wächter. Sie sah, wie Lee und die anderen wild mit den Armen wedelnd aus dem Hauptgebäude gehetzt kamen und sich dem Kampf anschlossen. Doch die Spinnen griffen schon lange nicht mehr an. Sie liefen um ihr Leben. Eine huschte direkt an ihr vorbei, doch Christina war im Augenblick alles andere als interessant für das Ungetüm. Jetzt zählte nur noch die Flucht. Die Kreatur tippelte auf den Ausgang zu und war in null Komma nichts den Zaun hinaufgekrabbelt. Oben angekommen, zwängte sie sich durch den Stacheldraht und ließ sich auf der anderen Seite fallen. Andere taten es ihr nach. Die Großen Gaagler verließen das Camp und verschwanden in den umliegenden Wäldern.
Als Christina ihre Hütte erreichte, war keine einzige der Monsterspinnen mehr auf dem Gelände.
»Geht’s dir gut?«, fragte eine aufgelöste Jody. »Ich konnte absolut nichts machen, um zu helfen. Es tut mir so leid.«
Das kleine Mädchen stierte abwesend aus der
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