Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
genau wussten, dass die Hand niemals wieder vollständig verheilen würde. Selbst mit einer ordentlichen Operation wäre sie vermutlich nie wieder dieselbe. Hauptmann Swazzle hatte ganze Arbeit geleistet.
»Aber eigentlich ist es gar nicht meine Hand, um die ich mir Sorgen mache«, meinte Alasdair. »Kann man denn drei Tage ohne Wasser überleben?«
Marcus biss auf seiner Lippe herum. »Ich hab mal ’nen Artikel in einer Fitnesszeitschrift gelesen. Da ging’s um Wassermangel und so. Der Körper kann wohl höchstens drei bis vier Tage ohne auskommen.«
»Also könnte sie da drin draufgehen?«
»So weit wird’s nicht kommen. Der alte Arsch wird bestimmt noch vernünftig. Der macht viel heiße Luft und raus kommt doch nur Gefurze.«
»Und was, wenn nicht?«
»Dann wird’s ihr dreckig gehen, wenn sie rauskommt. Aber ganz bestimmt lässt er sie früher frei.« Marcus schloss den kleinen Koffer. Bevor er ihn absperrte, fiel sein Blick auf die glänzende Schere darin. Es war, als würde ihm ein Licht aufgehen. Sie würde ungeheuer nützlich sein. Später würde er sie sich unter den Nagel reißen. »Sag mal«, wechselte er das Thema. »Was war denn mit der dicken Mags eben los?«
Alasdair grinste höhnisch. »Ich habe ihr gesagt, dass das hier ihre Schuld ist. Bescheuerte fette Kuh.«
»Wow, bisschen krasse Wortwahl für dich, oder? Dachte, ich wäre hier der fiese Arsch.«
»Wegen ihr haben wir unseren Draht zur Außenwelt verloren«, meinte der Schotte verbittert. »Unsere einzige Chance, hier rauszukommen. Mitleid kriegt sie von mir ganz bestimmt nicht, die dicke Hackfresse.«
»Sie ist dick, nicht blöd. Bestimmt hat sie’s nicht mit Absicht gemacht.«
Lee war sich da nicht so sicher. »Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass jemand dem Alten was steckt. Er hat gewusst, wer das Minischloss zerstört hat, und jetzt das.«
»Jetzt ergibt das Sinn«, murmelte Alasdair, als er darüber nachdachte. »Ich habe ihr von Anfang an nicht getraut und mir gleich gedacht, dass da was faul ist, als sie so plötzlich aufgetaucht ist. Sie war nie eine von uns.«
»Warte mal«, mischte Marcus sich ein. »Ist dir klar, was du da sagst? Das ist ’ne ernste Anschuldigung. Sie ist doch kein Spion.«
»Ach nein? Weißt du noch, wie sie gleich am ersten Tag mit jedem hier einen auf Kumpel gemacht hat? Sie wollte mit jedem bester Freund sein und hat uns diese ganzen Fragen gestellt. Und dann hat sie auch noch den Glückstreffer gelandet und macht nur die Pillepalle-Arbeit in der Küche. Die muss sich hier kein bisschen abrackern, der sitzt keiner mit ›Zack, zack‹ im Nacken. Die könnten ihr sogar richtiges Essen zuschmuggeln, wenn wir nicht da sind! Vielleicht stopft sich die dicke Kuh heimlich mit Pommes und Schokolade voll!«
»Das ist bescheuert«, stellte Marcus klar. »Zum einen ist diese Esther den ganzen Tag bei ihr und außerdem … Na ja, so was würde Maggie nicht machen, okay? Sie ist nicht gemein. Bei anderen bin ich mir da nicht so sicher.«
»Warum verteidigst du sie?«
Marcus zuckte mit den Schultern. »Ich glaube einfach, dass du falschliegst.«
»Clearasil-Fratze hat ausnahmsweise recht«, schaltete Lee sich ein. »Wir können nicht zu hundert Prozent sicher sein, dass sie es war. Nur weil sich jemand verdächtig verhält, ist das noch lange kein Beweis, und wir sind hier nicht bei CSI, also kriegen wir auch keinen. Am besten, wir behalten das alles für uns, halten aber die Augen weit offen.«
»Keine Sorge, ich behalt sie ganz bestimmt im Auge«, versprach Alasdair.
Als Spencer seine Hütte betrat, stellte er entsetzt fest, dass der Punchinello mit der halb abgefressenen Nase neben seinem Bett stand und seinen Stetson trug. Der Wärter wirbelte wie ein Revolverheld herum und lachte heiser.
»D … das ist mein Hut«, stotterte Spencer. »Darf ich ihn bitte wiederhaben?«
Der Punchinello schnitt eine Grimasse und knirschte mit den Zähnen. »Mein Hut«, knurrte er. »Garrugaska will haben.«
Spencer bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Du kannst ihn nicht haben«, meinte er nervös. »Er gehört mir und ich will ihn behalten. Bitte, er ist mir wirklich wichtig.«
»Mir wichtig!«, äffte der Wächter ihn nach. »Mein Hut jetzt! Garrugaska mag!«
»Hör mal, ich … Es tut mir leid, was mit deiner Nase passiert ist.« Spencer gab nicht auf. »Aber deshalb kannst du nicht einfach meine Sachen nehmen.« Zitternd streckte er eine Hand aus, um den Stetson vom Kopf des Ungeheuers zu ziehen. Der
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