Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
Punchinello in die Nähe kam, spuckte er vor Marcus aus, während er über den Mief seines Aftershaves und Duschgels schimpfte.
»Macht Yikker verrückt«, knurrte das kleine Monstrum. »Yikker will deine Innereien verstreuen. Yikker wird bald machen. Lockpick kann nicht aufhalten. Lockpick nix zu sagen. Swazzle lacht über er. Ja, Yikker will dein Fell häuten und abschneiden in Streifen. Mief wegwaschen. Das Yikker sein Plan.«
Marcus war klar, dass die Drohungen ernst gemeint waren. Sobald dieser Wärter seine Chance gekommen sah, würde er ihn abschlachten. Der einzige Trost, der Marcus blieb, war, dass er selbst auch einen kleinen Plan hatte – einen, der dieses Ungeheuer in den Wahnsinn treiben würde. Wenn Marcus erst fertig war, würde Yikker sich die strähnigen Haare raufen.
Nachdem sie wieder im Lager waren, ging Alasdair schnurstracks zu Jangler, um ihn um Jodys Freilassung zu bitten. Doch der Alte wies ihn ab und ließ ihn wissen, dass er ihm zu seiner Hand noch einen gebrochenen Fuß bescheren würde, sollte er es erneut wagen zu fragen.
Jodys leeres Bett verbreitete in der Hütte allgemeine Unruhe. Ab und zu hörten die Mädchen sie schreien und gegen die Tür des Geräteschranks treten. Heute war es wieder ziemlich warm gewesen – wie heiß mochte es erst in dem stickigen, kleinen Raum sein? Wie hielt Jody es da drin ohne Wasser aus? Christina setzte sich in ihrem Bett auf und lauschte jedem mitleiderregenden Laut, bis das Licht ausging und die beiden Wärter, die nicht im Dienst waren, in ihrer Hütte den Fernseher anstellten.
Den lautstarken Verfolgungsjagden und dem Maschinengewehrgeballer zufolge schauten sie einen Gangsterfilm. Sie jubelten und johlten aufgeregt, bis Jangler an ihre Tür klopfte, um sich über den Lärm zu beschweren. Es war schon komisch, dass diese grausamen, abstoßenden Kreaturen so besessen von Filmen waren. Vielleicht schwelgten sie einfach nur in der Gewalt.
Maggie drehte dem leeren Bett den Rücken zu. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie sehr Jody leiden musste – und dass sie womöglich schuld daran war. Stattdessen lenkte sie ihre Gedanken auf Marcus. Vor dem Heimmarsch hatte sie gesehen, wie er heimlich zwei große Minchetfrüchte in seinen Taschen verschwinden ließ. Wozu sollte das gut sein? Das widerliche Zeug konnte man nicht essen. Dann fiel ihr sein besorgter Gesichtsausdruck von heute Morgen wieder ein. Er hatte etwas vor, nur was? Seit der Nacht der vergifteten Maibowle hatten sie nicht mehr wirklich miteinander geredet. Maggie wollte an etwas anderes denken, aber das Einzige, was ihr sonst in den Sinn kam, war Essen. Ächzend vergrub sie das Gesicht in ihrem Kissen.
Drei Hütten weiter gab Charm den anderen Mädchen etwas von ihrer Feuchtigkeitslotion ab. Die Sonne hatten ihnen Gesichter und Rücken verbrannt. Und die Creme war das einzige Heilmittel, das sie hatten. Es stoppte das Brennen nicht, aber wenigstens fühlte sich die Haut danach nicht mehr so gespannt an, wofür sie schon dankbar waren.
Charm hatte den ganzen Tag über versucht, mit Lee zu sprechen, doch er hatte ihr immer wieder die kalte Schulter gezeigt. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was sie ihm getan hatte, nahm sich aber vor, morgen einen weiteren Versuch zu wagen. Bevor das Licht ausging, hatte sie es geschafft, die Mädchen eine Weile von ihrem Hunger abzulenken, indem sie eine spontane Modenschau veranstaltete. Sie hatte die teuren Kleider aus ihrem gefakten Louis-Vuitton-Koffer geholt und an alle verteilt, genauso wie ihr Make-up. Dann hatte sie alle ins Dachgeschoss zum Umziehen geschickt. Als sie fertig waren, stolzierten sie eine nach der anderen wie Supermodels, mit hochgereckten Köpfen und arroganten Blicken, die Treppe hinunter. Charm applaudierte, vergab reichlich Bestnoten und gute Tipps. Die Mädchen lachten und vergaßen wenigstens für kurze Zeit ihr schweres Los und das von Jody. Als es ihnen dann wieder einfiel, verstummten sie plötzlich und gaben Charm ihre Kleider zurück.
In der Jungshütte nebenan hatte Marcus Lee und Spencer zu der Stelle unter der Treppe geführt.
»Jetzt hört mal zu, Leute«, begann er todernst. »Ich werde euch was verraten und ich baue darauf, dass ihr das für euch behaltet. Nach all dem Gerede über Spione kann man echt nicht vorsichtig genug sein. Also, zu keinem ein Sterbenswörtchen, klar?«
»Hast du schon mal einen Langweiler-Wettbewerb gewonnen?«, fragte Lee. »Da wärst du nämlich ungeheuer gut
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