Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
und fragte sich, wo sie war. Erst Charms aufgebrachte Stimme brachte die Erinnerung schlagartig zurück.
»Mein Kram ist schon wieder überall verstreut! Das ist echt nicht mehr witzig!«
Jody stemmte sich auf ihren Ellbogen. Im Blockhaus war es wieder genauso unordentlich wie am vergangenen Morgen.
Christina setzte sich in ihrem Bett auf und sah sie an. »Geht’s dir besser? Gestern Abend ging es dir gar nicht gut.«
»Was war denn los?«, murmelte Jody heiser.
Keins der Mädchen konnte sich an viel erinnern. Sie wussten noch, dass sie in den Wald gerannt waren, aber das war auch so gut wie alles. Stück für Stück setzten sie die einzelnen Erinnerungsfetzen zusammen, trotzdem blieb es ein mehr als verwaschenes Gesamtbild. Das Einzige, woran sich jede erinnerte, war, dass Jangler irgendwann mit einer Laterne in der Hand durch die Dunkelheit marschiert war und eine kleine Glocke geläutet hatte. Doch niemand wusste, was davor oder danach geschehen war.
Stunden nachdem sie erschöpft in ihre Betten gefallen waren, hatte das alte Radiogerät wieder einen alten Song gedudelt. Und noch vor Sonnenaufgang war ein Transporter vorgefahren, um die Geschöpfe abzuholen, die in der Nacht die Grenze überschritten hatten und im Lager eingetroffen waren.
»Ich weiß nicht mehr, wie ich ins Bett gekommen bin«, sagte Charm. »Mein Kopf ist völlig leer.«
Wäre es Jody nicht so mies gegangen, hätte sie eine sarkastische Bemerkung gemacht, aber so kratzte sie sich nur am Kopf und gähnte herzhaft. »Warum bin ich nur so verkatert?«, murmelte sie. »Ich hab nicht viel getrunken – eigentlich kaum was.«
»Ich fass es nich, dass ich sturzbesoffen war und keine Paparazzi da waren, um es zu fotografieren«, entrüstete sich Charm. »Das hätte es in die Sonntagsausgaben der Zeitungen geschafft, hundertpro! ›Teenagermodel im hemmungslosen Vollrausch‹ – Mann, das hätte für Publizity gesorgt! Bestimmt hätten die mich ins Frühstücksfernsehen eingeladen. Meine Ma hätte das spitze gefunden.«
Jody schnitt eine Grimasse. »Denkst du eigentlich auch mal an was anderes? Warum interessiert dich das ganze Gewäsch überhaupt, wenn du glaubst, dass das alles hier eh nur ein Traum ist?«
»Je mehr Mühe man sich in seinem Traum gibt, desto besser geht es einem in Mooncaster. Weißt du denn gar nix? Wenn ich erst mal dort bin, wird das einsame Spitze!«
»Ja, sicher«, stichelte Jody. »Wer sagt eigentlich, dass du überhaupt dahin kommst? Heute ist unser letzter Tag in dieser Hölle und bisher hat es niemandem was gebracht. Keiner ist von dem Buch befallen worden. Scheint also nicht besonders gut zu klappen, oder? Du steckst in diesem Traum genauso fest wie wir alle.«
Eine besorgter Ausdruck huschte über Charms Gesicht und sie verschwand im Bad.
»Aber bleib nicht wieder stundenlang da drin!«, rief Jody ihr nach. »Du bist hier nämlich nicht allein, falls du’s noch nicht bemerkt hast!«
»Unser letzter Tag«, wiederholte Christina kummervoll.
Alasdair war bereits wach und angezogen. Er beeilte sich, nach draußen zu kommen, wo er Lee auf der Veranda von dessen Hütte fand. Er glotzte auf die Autos, die auf dem Lagergelände parkten, weil auf der Zufahrtsstraße kein Platz mehr war. Zu den Blumengirlanden zwischen den Holzpfosten hatte man zusätzlich bunte Flaggen gehängt und in der Mitte der Wiese wurde gerade ein Maibaum aufgestellt. Ein paar Leute luden Schiffschaukeln aus einem Lkw und links neben der Bühne wuchs eine altmodische Riesenrutsche in den Himmel.
»Noch mehr Jux und Tollerei«, meinte der Schotte mürrisch. »Wie geht es dir denn an diesem herzallerliebsten Morgen?«
»Frag nicht. Ich bin echt mies drauf. Bin mit einem geprellten Arm aufgewacht, hab keine Kippen mehr und uns steht noch ein Tag in dieser Riesenscheiße bevor.«
»Geht’s sonst allen gut? Meine Knirpse scheinen so weit in Ordnung, nur ein bisschen Kopfweh, und unsere Hütte war wieder total durcheinander. Aber nach letzter Nacht bin ich schon froh, dass sie noch alle in einem Stück sind.«
»Hast du den Cowboy gesehen? Ich hab ihn da gestern rauszerren müssen. Der war total weg, hat den kompletten Rückweg weitergeheult.«
»Was ist mit Jim, geht’s ihm gut?«
»Der schweigsame, ernste kleine Kerl? Ja, bei dem ist alles cool, redet nicht viel. Warum?«
»Behalt ihn heute einfach im Auge. Ich glaube, so besonders gut geht’s ihm nicht.«
»Nur heute?«
»Na ja, morgen reisen wir ja wieder ab.«
»Meinst
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