DanDep-StaderVer
verwaschene Jeans, zerschrammte Cowboystiefel und ein oben aufgeknöpftes kariertes Hemd, das eine gebräunte, unbehaarte Brust sehen ließ. Auch seine kräftigen, drahtigen Arme, unter deren Make-up mehrere Tattoos durchschimmerten, kamen, da er die Ärmel hochgekrempelt trug, vorteilhaft zur Geltung. Allerdings wirkte sein halblanges braunes Haar, das noch künstlich verlängert und für die Kamera dramatisch zur Sturmfrisur zerzaust worden war, aus der Nähe eher wie ein Krähennest. Er hatte braune Augen und einen sanft melancholischen Blick, von dem alle Teenie-Magazine schwärmten. Und dann die Nase - die berühmte, leicht eingedrückte Nase, die er sich angeblich während einer kurzen Karriere als Boxer geholt hatte. Sie verlieh ihm den meisten Charakter und bewahrte ihn vor einem Dutzendgesicht. Spandau amüsierte sich nicht zum ersten Mal darüber, wie stinknormal ein Schauspieler aus Fleisch und Blut aussehen konnte, der auf der Leinwand alles überstrahlte. Oft hatten gerade die unscheinbarsten Züge das magische Etwas, das es der Kamera ermöglichte, Größe und Romantik auf sie zu übertragen. Und obwohl man seit den Anfängen des Films nach einer Erklärung dafür suchte, wusste kein Mensch zu sagen, warum diese Magie nur bei einigen wenigen Auserwählten wirkte.
»Und wie wollen Sie mich dann beschützen?«
»Wenn es so weit kommt, dass geschossen wird, hab ich den Job verpfuscht. Und ich pfusche nicht.«
»Ich glaube, Mr. Spandau meint...«, begann Annie.
»Ist mir schon klar, was er meint«, unterbrach Bobby sie scharf. »Ich hab selber Ohren.«
Sie warf Spandau einen bitterbösen Blick zu. Der schluckte schnell ein Grinsen herunter. »Mr. Spandau, ich glaube nicht, dass Sie der richtige Mann ...«
»Ach, halt die Klappe«, raunzte Bobby.
Spandau sagte zu ihm: »Wir sollten uns unterhalten.«
»Gebongt.«
»Aber am besten allein. Außer, Sie wollen ein Kaffeekränzchen veranstalten.«
Aronson sah Annie an und nickte. Zähneknirschend ging sie mit ihm hinaus.
»Sie sind wohl nicht sehr scharf auf diesen Auftrag, hm?«, fragte Bobby.
»Ich würde sagen, das hängt ganz von Ihnen ab. Ohne Ihre Mithilfe kann ich gar nichts ausrichten.«
Bobby reichte ihm ein Blatt Papier, worauf in ausgeschnitten Buchstaben eine Nachricht aufgeklebt war: DU BIST EIN TOTER MANN, DYE!
Spandau gab ihm den Zettel zurück. »Hübsche Bastelarbeit.«
»Den hab ich gestern Morgen gefunden. Jemand hat ihn hier unter der Tür durchgeschoben.« »Kriegen Sie oft Drohbriefe?«
»Kann schon mal vorkommen. Eine Tussi, die mich in irgendeinem Film gesehen hat, verknallt sich in mich, ihr Freund wird sauer und schickt mir ein böses Briefchen.«
»Wie gehen Sie normalerweise damit um?«
»Wir haben einen Security-Fuzzi. Aber der rührt meistens keinen Finger.« »Sie haben ihm den Brief gezeigt?«
»Ja.« »Und?«
»Kein Grund zur Sorge. Man könnte ein paar Bodyguards anheuern. Die Produktionsfirma zahlt.«
»Und warum reicht Ihnen das nicht?«
»Weil man ihn mir unter der Wohnmobiltür durchgeschoben hat. Darum.« »Und wieso bestellen Sie mich her? Was soll ich für Sie tun?« »Rauskriegen, von wem der Brief kommt.« »Haben Sie irgendeine Vermutung?« »Nein.«
»Dann kann ich es wahrscheinlich auch nicht herausfinden, obwohl ich so ein großer Meisterdetektiv bin. Sie sagen es ja selber, es könnte ein eifersüchtiger Freund sein. Es könnte jeder sein. Nehmen Sie sich einen Leibwächter und vergessen Sie die Sache.«
»Und damit hat sich's? Mehr haben Sie nicht zu sagen? Da hat es einer auf mein Leben abgesehen!«
»Irgendjemand hat Ihnen einen Drohbrief geschickt. Ich will es nicht runterspielen, aber so was passiert alle Tage, und ich glaube nicht, dass es viel zu bedeuten hat.«
»Da scheiß ich drauf.«
»Hören Sie«, sagte Spandau. »Wenn man auf solche Drohungen etwas geben könnte, würde sich längst halb Hollywood die Petersilie von unten begucken. Die Dinger kriegt man hier doch regelrecht nachgeschmissen. Tut mir leid, wenn ich Sie enttäuschen muss, aber Sie sind nicht der Einzige. Es ist wohl einfach der Preis des Ruhms. Wenn Sie glauben, dass Sie ernsthaft in Gefahr sind, brauchen Sie Schutz. Gehen Sie zur Polizei. Aber den Täterkreis im Ausschlussverfahren einzugrenzen, funktioniert nicht. Es könnte jeder sein. Es sei denn, Sie hätten doch konkret einen Verdächtigen im Auge. Ist das der Fall?«
»Nein.«
»Dann kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Gehen Sie zu den Bullen und heuern
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