DanDep-StaderVer
Eine kürzere Treppe führte zu einem Gästehaus. Jedenfalls sah es für Spandau so aus. Als er sich wieder umdrehte, bemerkte er, dass Bobby hinter der Scheibe stand und ihn beobachtete. Er kam herüber und schob die Terrassentür auf.
»Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie gekommen sind«, sagte er und hielt ihm die Hand hin. Spandau schlug ein. Das war ein anderer Bobby als der vom gestrigen Abend. Cool und selbstbewusst. Seine Augen waren hell und wach, sein Händedruck fest. Es war, als ob es die vergangene Nacht nie gegeben hätte.
»Dachten Sie, ich komme nicht?«, fragte Spandau.
»Nein«, antwortete Bobby. »Eigentlich nicht.«
Er führte ihn ins Wohnzimmer. Eine hohe offene Decke, Unmengen an Glas und dahinter fast ganz Los Angeles. So lebt es sich also auf dem Olymp, dachte Spandau. Auf den ersten Blick glich die Einrichtung einem einzigen Sammelsurium, aber der Esstisch war ein Original aus der spanischen Kolonialzeit, und das kindliche Gekrakel über der Couch war ein Basquiat. Die Art deco-Couch stammte von einem Ozeandampfer aus den 1920er Jahren, die Lampe daneben war von Lalique. Da der Raum Südlage hatte, fiel die Sonne nie direkt herein. Es war hell und kühl, und das viele Holz vermittelte einem das Gefühl, in einem Wald zu sein. Ein guter Architekt kann Wunder vollbringen. Ein einheitliches Design gab es nicht, aber der Junge hatte Geschmack und ein gutes Auge, dass musste Spandau ihm lassen. Bobby Dye kam aus kleinen Verhältnissen. Nicht wirklich arm, aber doch arm genug, dass das viele Geld ein Schock für ihn gewesen sein musste. Es lagen ein paar Auktionskataloge herum, und Spandau stellte sich vor, wie er hektisch darin blätterte, um sich kundig zu machen, verzweifelt bemüht, die verlorene Zeit ohne Geld aufzuholen. Das Wohnmobil war eine leere Leinwand gewesen, aber das Haus war anders. Spandau gelang es allmählich, sich ein Bild zu machen. Auch wenn hier ebenfalls keine privaten Fotos zu sehen waren und nichts, was an seine Vergangenheit erinnerte, konnte er viel daran ablesen. Es war das Heim eines jungen Mannes, der sich selbst neu erfinden wollte.
»Danke für gestern Abend«, sagte Bobby. »Kann sein, ich hätte ihn sonst wirklich erschossen.«
»Nein, bestimmt nicht.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Sie sind vielleicht dumm, aber kein Vollidiot.«
»Und was soll das jetzt wieder heißen?«
»Dass Sie nicht dumm genug sind, eine Milliarden-Dollar-Karriere wegzuwerfen, um einen Saftsack wie Richie Stella zu töten, ganz egal, was Sie gegen ihn haben.«
Bobby ließ sich in einen ledernen Art-deco-Sessel sinken. »Sie glauben echt, Sie wissen, wie ich ticke, was?«
»Immerhin weiß ich, dass Sie den Drohbrief gefälscht haben. Und dass Richie Stella Sie erpresst.«
Bobby setzte nicht mal eine überraschte Miene auf. Er holte ein Päckchen französischer Zigaretten heraus und zündete sich umständlich eine an.
»Warum zahlen Sie nicht einfach?«, fragte Spandau. »Oder noch besser, gehen Sie zu den Bullen. Die haben Leute, die speziell für solche Fälle zuständig sind. Schon klar, wir sind in Hollywood, aber auch hier ist Erpressung strafbar.«
»Er will, dass ich in seinem Schrottfilm mitspiele. Der Arsch macht einen auf Produzent.«
»Als bösartiger und amoralischer kleiner Mistkerl, der er ist, scheint er mir die notwendigen Qualifikationen dafür zu besitzen. Wie schlecht ist der Streifen denn?«
»Das Drehbuch ist der letzte Dreck. Annie würde mich in so was nie mitspielen lassen. Es wäre die Blamage des Jahres. Und das ist ja gerade die Sache mit Wildfire. Der Film wird mein ganz großer Durchbruch, Mann. Annie hat gesagt, damit schaffe ich es auf die Liste der bestbezahlten Schauspieler Hollywoods. Das kann ich vergessen, wenn ich in Richies letztem Heuler mitspiele. In Wildfi re bin ich echt gut. Mann. So gut wie noch nie. Da kann ich wirklich zeigen, was ich als Schauspieler draufhabe. Und wenn ich da einen Schundfilm dranhänge, sieht es so aus, als ob Wildfire bloß ein Strohfeuer war. Das kann ich nicht machen.«
»Reden Sie mit dem Studio. Die sollen das für Sie regeln.«
»Das geht nicht.«
»So schlimm wird's schon nicht sein«, sagte Spandau. »Sie sind doch für das Studio die Gans, die goldene Eier legt; die werden alles tun, um Sie zu beschützen.«
»Das hat mir gerade noch gefehlt. Dass ich Richie loswerde, bloß um mich den miesen Schweinen aus dem Studio auszuliefern. Da ist mir ja Richie fast noch lieber.«
»Was erwarten
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