DanDep-StaderVer
... Ja, das ist wie ein Traum. Manchmal muss ich mich selber kneifen.
BEV
Und Ihre Rolle, ist die oscarverdächtig? Die Gerüchteküche ist jedenfalls schon ganz schön am Brodeln.
BOBBY
Ach, du meine Güte! Daran will ich lieber gar nicht erst denken. Man geht raus, tut, was man kann, gibt sein Bestes, mit Leib und Seele. Ein Oscar, also wirklich ... Es ist schön, dass meine Arbeit so gut ankommt, aber zu guter Letzt geht es doch darum, dass es den Fans gefällt. Und dass man einen guten Film abliefert.
BEV
Wir danken Ihnen für das Gespräch, Bobby Dye.
BOBBY
Ich danke Ihnen, Bev.
Bobby und Spandau saßen vor Bobbys riesigem Plasmabildschirm, knabberten Chicken Wings und spülten sie mit einer teuren Flasche Napa Zinfandel runter.
»Die ist scharf auf mich«, sagte Bobby mit vollem Mund. Er spielte die DVD ein Stück zurück und ließ sie wieder vorlaufen. »Da, sehen Sie? Wie sie lacht und sich vorbeugt und zeigt, was sie hat? Sie hatte keinen BH an. Auf dem Bildschirm kann man es nicht sehen, aber sie hat's voll raushängen lassen. Sie hat mir ihre Telefonnummer gegeben.«
»Ihr Leben ist echt die reine Hölle«, sagte Spandau.
»Finden Sie, der Wein passt zu den Chicken Wings? Es ist ein Zin.«
»Schmeckt nicht schlecht.«
»Ich dachte mir, ein Franzose ist kräftig genug. Ich hab ungefähr hundert französische Weine im Keller. Ich bin regelrecht süchtig nach dem Stoff. Oder wäre Bier besser gewesen? Sie finden bestimmt, Chicken Wings mit Wein ist total protzig, oder?«
»Der Wein ist okay. Ich hab keine Ahnung, was der Snob von heute zu Chicken Wings mit Wein sagt, aber mir schmeckt er. Ich würde mir keine Gedanken darüber machen.«
»Wissen Sie was? Meine Mutter hat in einer Fabrik malocht. Sie hat dreißig Jahre lang Dosenöffner zusammengebaut. Die Dinger mit diesem Drehflügel. Wenn ich eine gute Flasche Wein trinke, muss ich immer daran denken.«
»Sie haben Erfolg. Genießen Sie ihn.«
»Ich bin ein Neureicher. Ich bilde mir ein, alle beobachten mich und lauern nur darauf, dass ich einen Fehler mache. Dass ich den falschen Wein bestelle, mit der falschen Gabel esse. Und sie beobachten mich ja auch. Ich kann mir in der Öffentlichkeit keine Kräcker mehr in die Suppe bröckeln, wussten Sie das? Ich kann kein verdammtes Chili mehr essen, aus Angst, dass ich rumkrümele und das dann auf einmal irgendwo in der Zeitung steht.«
»Das ist der Preis. Sie sind nicht so naiv, dass Sie das nicht vorher gewusst haben.«
»Aber so schlimm hab ich es mir nicht vorgestellt. Und jetzt mit diesen Fotohandys. Ich hab Angst, außer Haus scheißen zu gehen. Da kann jeden Moment einer so ein Ding unter der Trennwand durchschieben und mich heimlich abschießen. Eine Großaufnahme von mir im Internet, wie ich mit runtergelassener Hose im Scheißhaus sitze.«
»Es gibt Gesetze.«
»Soll ich einen Vierzehnjährigen verklagen? Bis ich mitkriege, dass das Bild im Netz steht, ist es zu spät.«
»Waren Sie schon mal in Mexico City?«, fragte Spandau. »Fahren Sie mal mit dem Auto durch die Außenbezirke. Da gibt es Leute, die unter freiem Himmel scheißen müssen, weil sie sonst nirgendwohin können.«
Bobby warf seinen Hühnerflügel auf den Teller. »Mein Gott, was sind Sie denn für einer? Die Stimme der moralischen Vernunft? Mein Gewissen? Ich sag Ihnen, wie ich mich fühle, und Sie machen mich dafür nieder, nach dem Motto, alles halb so wild?«
»Kriegen Sie sich wieder ein.«
»Fuck, Mann. Ich dachte, mit Ihnen könnte ich reden. Mit wem kann ich das denn heute noch? Noch nicht mal mit meiner Mutter oder meinem eigenen Bruder. Genau so eine Scheiße muss ich mir von allen Seiten sagen lassen. Glauben Sie, ich weiß nicht, was für ein Glück ich habe? Aber meinen Sie etwa, dadurch wird die Zahl der Leute, denen ich trauen kann, größer? Was schätzen Sie, wie vielen Leuten ich trauen kann? Was schätzen Sie, wie viele Freunde ich noch habe?«
»Ich will es nicht kleinreden. Ich wollte nur ein bisschen die Perspektive gerade rücken. Sie sind nicht der einzige Mensch, der Probleme hat.«
»Schon klar, diese Leute in den Slums von Mexico City, die haben Probleme. Aber sie haben ihre Probleme, und ich habe meine. Die haben immerhin noch wen, auf den sie sich verlassen können. Aber wo ich bin, da geht es zu wie in einem Haifischbecken.«
»Das tut mir leid.«
»Auf Ihr Mitleid kann ich verzichten. Ich will nur, dass Sie mir zuhören.«
»Aber vielleicht bin ich nicht der Richtige
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