DanDep-StaderVer
Planwagen, so nah, dass sie die Tür nicht aufmachen konnte. Sie lachte, und Potts freute sich. Er hielt das Motorrad an, sie stieg aus dem Wagen.
»Jetzt weiß ich, wie sich General Custer gefühlt hat«, sagte sie.
Potts stieß ein indianisches Kriegsgeheul aus und klopfte sich mit der Hand auf die Lippen. Sie lachte. Jedes Mal, wenn sie lachte, regte sich etwas in ihm. Der Wachmann aus der Bank kam herüber und starrte Potts finster an.
»Alles in Ordnung, Miss Carlson?«
»Danke, Mark. Alles bestens.«
Der Wachmann warf Potts einen warnenden Blick zu und ging wieder auf seinen Posten.
»Entschuldigung«, sagte sie zu Potts.
»Dafür brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen.«
»Ich lebe schon fast mein ganzes Leben hier. Das weckt den Beschützerinstinkt. Ich bin mit Mark zur Schule gegangen. Manchmal ist es schön, aber meistens ist es bloß lästig. Manchmal wäre ich lieber woanders, wo mich keiner kennt. Wo kommen Sie her?«
»Texas.«
»Ach, das hätte ich mir denken können, bei dem Akzent. Sie klingen wie ein Cowboy.«
»Ich bin kein Cowboy«, sagte Potts.
»Ich heiße übrigens Ingrid Carlson. Und Sie?«
»Potts.«
»Einen Vornamen haben Sie nicht?«
»Den kann ich nicht leiden.«
»Es ist bestimmt was Religiöses«, sagte Ingrid.
»Woher wissen Sie das?«
»So ist es doch meistens. Ezekiel oder so, richtig? Sie könnten ein Ezekiel sein.«
»Ja, ziemlich warm.«
»Obadiah?«
Potts lachte. »Das kriegen Sie nie raus.«
»So leicht gebe ich nicht auf, und wenn ich das ganze Alte Testament durchackern muss.« Er warf einen Blick auf den Wachmann, der ihn immer noch beobachtete.
»Tja«, sagte Potts. »Ich fahr dann mal lieber. Ihr Schulfreund wird langsam nervös.«
»Sollen wir nicht zusammen einen Kaffee trinken? Dann hätte ich ein bisschen mehr Zeit, Ihnen Ihren Vornamen zu entlocken.«
»Klar, warum nicht.«
Potts parkte das Motorrad neben ihrem Wagen, und sie gingen zu Starbucks, während der Wachmann vor Wut kochte. Potts sah ihm an, dass er sie mochte, und er fragte sich, ob sie vielleicht manchmal zusammen ausgingen. Aber er hatte Sie »Miss Carlson« genannt, also wohl eher nicht. Der Gedanke, dass der Typ eifersüchtig auf ihn war, gefiel Potts.
Potts und Ingrid holten sich einen Kaffee und setzten sich an einen der hinteren Tische.
»Und was machen Sie beruflich?«, fragte Potts, nur um überhaupt etwas zu sagen.
»Ich bin Lehrerin. Musiklehrerin.«
»Ja, Sie sehen wie eine Lehrerin aus.«
»Da mögen Sie recht haben.«
Scheiße, dachte Potts. Das hat sie in den falschen Hals gekriegt. »Nein, das ist doch echt nett. Und Sie sehen ja auch nett aus.«
»Nett und langweilig.«
»Ach was, überhaupt nicht. Ich meine ...«
»Schon gut. Ich weiß ja, dass ich nicht das glamouröseste Geschöpf der Welt bin.«
»Nein, Sie sind ...« Potts brach der Schweiß aus. »Ach, ich sag ja doch nur das Falsche.«
»Sagen Sie ruhig, was Sie denken. Das ist okay. Ich bin nicht beleidigt.«
»Es ist nichts Schlimmes, sondern genau das Gegenteil ...«
Ingrid lächelte. Es gefiel ihr, mit ihm zu spielen. »Sie meinen, ein Kompliment?«
»Hm.«
»Also, ein Kompliment könnte ich gut vertragen«, sagte sie. »Jetzt lasse ich nicht mehr locker. Jetzt müssen Sie es mir sagen.«
»Sie lachen mich aus.«
»Es macht einfach Spaß, Sie ein bisschen aufzuziehen. Was ist nun mit meinem Kompliment?«
»Sie machen es mir nicht gerade leicht.«
»Nein.«
»Ich rede gern mit Ihnen. Ich wollte Sie schon ansprechen, als ich Sie das erste Mal im Supermarkt gesehen habe.«
»Und warum haben Sie es nicht gemacht?«
»Na ja, ein Kerl wie ich ... So ein ungehobeltes Raubein. Ich dachte, Sie würden vielleicht losschreien.«
»Würde es Sie überraschen, dass ich Sie auch ansprechen wollte?« »Ach ja?«
»Manchmal mag ich es ganz gern ein bisschen raubeinig. Das hat was. Alle, die ich sonst kennenlerne, sind so ... Wie heißt noch gleich das Wort? Manierlich. Zeigen Sie mir mal Ihre Hände.«
»Nein, die sind ...»
»Nun zieren Sie sich nicht.«
Er hielt ihr die Hände hin. Sie strich mit den Fingern über seine Handflächen. Potts hatte das Gefühl, als ob ihm jemand einen Stromstoß in den Arsch verpasst hätte.
»Die hab ich von meinem Vater«, erklärte Potts. »Idiotenhände hat er sie immer genannt. Hände von Idioten, die keine Wahl haben.«
»Ich finde sie schön.« »Aber ja, sicher doch.« »Das ist mein Ernst.« Potts zog die Hände weg.
»Ihr Freund Mark da
Weitere Kostenlose Bücher