DanDep-StaderVer
war, blieb ihm nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Statt also seinen Text zu lernen oder im Wohnmobil zu relaxen, musste er sich dauernd von irgendeinem Idioten mit Betonfrisur ein Mikro und eine Kamera vors Gesicht halten lassen und die immer gleichen blödsinnigen Fragen beantworten. Genau wie es sich das Studio ausgerechnet hatte, befand sich Bobby plötzlich in der wenig beneidenswerten Lage, gleichzeitig für Crusoe und Wildfire Promotion machen zu müssen, und noch dazu in seiner Freizeit. Wenn er wieder mal eine Frage auf den falschen Film bezog und die falsche Antwort gab, kam er sich wie ein Volltrottel vor. Für einen Schauspieler war diese Situation die Hölle. Dabei spielte es nicht die geringste Rolle, was er sagte, solange es nur nichts Negatives war und er die Filmtitel und die Namen der Kollegen nicht durcheinanderbrachte. Wie ihm sein Presseagent einmal erklärt hatte, ging es, mit Ausnahme einiger Schlüsselbegriffe, nicht ums Hören, sondern ausschließlich ums Sehen. Stell dir vor, dass sich dein Publikum da draußen gerade den abendlichen Tiefkühlfraß auftaut und zwischendurch an den störenden Nachwuchs Ohrfeigen verteilt. Solange du lächelst und gut rüberkommst, sind alle zufrieden.
Auf dem Parkplatz war es ruhig, und alles lief bestens, bis sie zum Tor kamen. Der Wachmann sagte zu Duke: »Da warten ein paar Fans auf euch«, und Duke dachte, er meinte das übliche kleine Trüppchen wild gewordener Autogrammjäger. Aber als sie vom Gelände fuhren, wurde der Wagen sofort von einem ganzen Schwärm kreischender Teenager umringt.
Darauf war niemand gefasst gewesen. Nicht an einem Werktag um acht Uhr abends. Die zusätzliche Publicity zeigte Wirkung. Entweder das Studio oder jemand vom Set hatte durchsickern lassen, wann Bobby Drehschluss hatte. Duke hielt an. Er konnte nicht weiterfahren, ohne jemanden zu überrollen. Doch kaum standen sie, wurde es noch schlimmer. Sie waren am Wagen, auf dem Wagen, wollten in den Wagen. Die schwere Limousine schwankte, Hände und verzerrte Gesichter pressten sich an die dünnen Scheiben. Das Geschrei war nicht auszuhalten, der Anblick glich einem von Francis Bacon erdachten Alptraum. Obwohl die Fans »Wir lieben dich Bobby wir lieben dich« riefen, klang es so bösartig, als ob sie ihm etwas antun würden, wenn sie an ihn herankämen, als ob sie ihn in Stücke reißen und vor Liebe mit Haut und Haaren verschlingen würden. Ab und zu flammte zwischen den Leibern ein Blitzlicht auf. Eine einmalige Fotochance. Rasende Fanmeute frisst Crusoe -Star. Wie viele Tickets würden sich dadurch mehr verkaufen? Wie viele Tickets mehr waren genug?
Spandau kannte solche Szenen, aber normalerweise von Filmpremieren oder anderen geplanten Events, wo man damit rechnete und die Lage unter Kontrolle hatte. Und selbst dann kam man sich ausgeliefert vor.
Nach einigen sehr langen Minuten stand fest, dass ihnen niemand zur Hilfe kommen würde.
»Scheiße, Duke, fahren Sie weiter!«, sagte Bobby.
»Ich will keinen umbringen. Die haben uns von vorne und hinten eingekeilt.«
»Tun Sie was, egal, was!«
»Können Sie nicht aussteigen und ein paar Autogramme schreiben?«
»Sind Sie noch ganz dicht? Ich steig doch jetzt nicht aus!«, schrie Bobby. »Rufen Sie den Sicherheitsdienst, aber dalli!«
Spandau musste lachen, obwohl auch er nervös war.
»Was gibt's denn da zu gackern?«, fuhr Bobby ihn an.
»Dieses Affentheater überrascht einen doch immer wieder.«
»Sie sind verdammt noch mal mein Leibwächter. Steigen Sie aus und machen Sie was.«
»Sie sind wohl nicht ganz bei Trost«, feixte Spandau. »Sehen Sie sich doch bloß diese Gesichter an. Wenn einer von uns die Tür aufmacht, haben Sie im Handumdrehen die ganze Meute auf dem Schoß sitzen.«
Jetzt musste Bobby ebenfalls lachen. »Das ist echt der Abschuss.«
Duke verständigte mit dem Handy den Sicherheitsdienst. »Hi, Duke Slater hier, Bobby Dyes Fahrer. Wir haben ein Problem an der Pico-Einfahrt. Wir kommen nicht weg, wir sind von Fans umzingelt. Die kleben überall am Wagen, und ich kann nicht vor und nicht zurück. Ich will nicht, dass irgendwer verletzt wird, könnt ihr uns jemanden schicken?«
Er lauschte einen Augenblick, dann legte er auf. »Super«, sagte er.
»Was denn?«, wollte Bobby wissen.
»Sie schicken uns ein paar Wachleute ans Tor, aber die können höchstwahrscheinlich nichts unternehmen. Wir sind nicht mehr auf dem Fox-Gelände. Technisch gesehen ist es ein Fall
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