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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Er hatte keine Lust, die ganze Nacht zwischen den Felsen zu hocken. Es würde kalt werden und windig, und er konnte kein Licht machen, um zu lesen.
    Es dämmerte schon, als das Jüngelchen wieder aus dem Wohnwagen kam, die Tür abschloss und mit dem Geländewagen davonfuhr. Terry wartete, bis die Sonne ganz untergegangen war, dann schulterte er den Rucksack, pirschte sich vorsichtig zum Wohnwagen hinunter und sah ihn sich gründlich an. An dem einen Ende gab es einen Propangastank und einen kleinen gasbetriebenen Generator, aber keine Kabel oder Leitungen, die ins Innere führten. Der Wagen hing weder am Stromnetz noch an der Kanalisation und konnte von einer Sekunde auf die andere weggeschleppt oder einfach aufgegeben werden. Nachdem sich Terry davon überzeugt hatte, dass er nicht mit einer Alarmanlage gesichert war, nahm er ein Brecheisen aus dem Rucksack, stemmte die Tür auf und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein. Der Wagen war von innen genauso ein Rattenloch wie von außen. Ein wackeliger Küchentisch und zwei Stühle. Eine feuchter, alter Kühlschrank, der bis auf ein paar Dosen Bier, ein Brot und einen Teller mit angegammeltem Büchsenfleisch leer war. Ein leistungsstarker neuer Gasherd mit vier Brennern. Angebrannte Töpfe und Pfannen in den unterschiedlichsten Größen, drei Kästen mit destilliertem Wasser und zehn Kartons Natron. Wiederverschließbare Plastikbeutel. Er sah in die Schränke, er sah in jede Ecke, jeden Winkel, jede Ritze. Er strich mit den Händen über die Arbeitsplatten. Sauber wie in einem Krankenhaus. Sie waren vorsichtig mit ihrem Kokain. Kokain war teuer. Terry holte seine Digitalkamera heraus und schoss jede Menge Fotos. Kaum etwas, was sich als Beweismittel verwenden ließ, höchstens die Töpfe, die man, von einer wissenschaftlichen Anwandlung gepackt, hätte auskratzen können. Aber das konnte er sich schenken. Spandau brauchte keine gerichtsverwertbaren Beweise, er war kein Bulle. Terry hatte die Drogenküche gefunden, mehr war nicht nötig. Er war sehr stolz auf sich. Spandau würde zufrieden sein.
    Allerdings hätte sein Stolz einen gehörigen Knacks bekommen, wenn er den kleinen roten Punkt in der einen oberen Ecke des Wohnwagens bemerkt hätte. Es war eine Kamera, und Terry war der Star in seiner eigenen Reality-Show.
    Der schäbige Potts fuhr in seinem schäbigen Pick-up zu Ingrid. Sie wohnte genau so, wie er es sich vorgestellt hatte. Eine hübsche, ruhige Straße mit briefmarkengroßen grünen Vorgärtchen, Blumenbeeten und Holzhäusern. Ein Wohnviertel wie aus dem Bilderbuch, Potts ungefähr ebenso vertraut wie die Rückseite des Jupiter. Dreimal fuhr er an ihrem Haus vorbei, weil er nicht anzuhalten wagte, immer darauf gefasst, dass ein wachsamer Nachbar ihm die Polizei auf den Hals hetzte. Doch kein wütender Mob mit Äxten und Keulen blockierte die Straße. Er parkte vor ihrem Haus. Er hatte eine Schachtel Pralinen und einen Blumenstrauß dabei. Er hatte überlegt, eine Flasche Wein mitzunehmen, weil er wusste, dass sich das so gehörte, aber er hatte keine Ahnung von Wein. Außerdem konnte man sich mit den falschen Pralinen und den falschen Blumen ein klein bisschen weniger blamieren. Er hatte sich mit der Tatsache abgefunden, dass er sowieso das Falsche tun würde und diese Einladung die letzte sein würde. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Potts klopfte an die Tür.
    Ingrid trug ein blaues Blümchenkleid. Potts staunte nicht schlecht, wie viel Haut sie zeigte. Als sie ihm aufmachte, waren ihre nackten Arme das Erste, was er sah, und das tiefe V ihres Ausschnitts, das sich - genau wie Potts - im Schatten zwischen ihren Brüsten verlor. Dabei hätte sie das Kleid auch auf einem Pfarrfest tragen können, aber Potts kannte sie nur sehr etepetete und - nun ja - sehr verhüllt. Er hatte bis jetzt eine alte Jungfer in ihr gesehen. Doch das war sie nicht. Plötzlich merkte er selbst, dass er den Blick an ihrem Körper auf und ab wandern ließ, und wurde rot. Ingrid schien es nicht zu stören.
    »Mr. Potts«, sagte sie und strahlte ihn an. »Sie sind tatsächlich gekommen. Bitte treten Sie ein. Und Blumen und Pralinen! Wie galant!«
    Sie hielt ihm die Tür auf. Im Haus war es dunkel und kühl. Alte, schwere Möbel. Ein paar Spitzendeckchen, ein bisschen Krimskrams. Bücher. Ein gottverdammter Flügel. Essensgerüche. Das Haus einer Frau. Keine Spur von einem Mann. Das Haus einer alten Jungfer. Potts betrachtete ihre Schultern, ihren langen Nacken, ihre Hüften.

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