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DanDep-StaderVer

Titel: DanDep-StaderVer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es nur eine Pinkelpause in einer Tankstelle. Entweder konnte der Ärmste sein Wasser nicht halten, oder der Auftrag war ihm auf die Blase geschlagen. Terry fuhr vorbei, suchte sich ein unauffälliges Plätzchen zum Halten und wartete, bis Martin ihn wieder eingeholt hatte. Es war wie Bockspringen. Terry amüsierte sich mit dem Gedankenspiel, dass man womöglich eine ziemlich anständige Beschattung von vorne auf die Beine stellen könnte. Aber er konnte sich auch sonst oft über seine Arbeit amüsieren. Da er ohnehin keine großen Hoffnungen in die menschliche Natur setzte, konnte ihn kaum etwas enttäuschen oder schockieren. Die Jobs, die er für Spandau und Coren gelegentlich übernahm, waren nicht nur eine Einnahmequelle, sondern besaßen für ihn auch einen nicht geringen Unterhaltungswert. Terry langweilte sich nicht gern, und wenn es ihm an Zerstreuung fehlte, neigte er dazu, sich selbst unnötig das Leben schwer zu machen. Aber das galt natürlich nicht nur für ihn, das galt für ganz Irland. Es lag ihm im Blut.
    Martin fuhr auf dem Highway 10 durch Rancho Cucamonga und Redlands bis kurz hinter Cabazon. Terry war gut anderthalb Kilometer hinter ihm, als der Punkt vom Highway nach rechts auf eine leere Fläche abdrehte. Entweder hatte Martin Flügel bekommen, oder er war auf eine kleine Nebenstraße abgebogen, die nicht auf der Karte verzeichnet war. Terry gab Gas und verpasste prompt die Abzweigung. Der Punkt bewegte sich nach Süden, Terry immer noch nach Osten. Er wendete und fuhr zurück, bis er die Straße gefunden hatte, die kaum mehr war als eine Sandpiste. Ein gutes Stück voraus stand eine Staubwolke in der Luft, die vermutlich der Mercedes aufgewirbelt hatte. Es gab so gut wie keine Deckung, und Terry hätte sich sofort durch seine eigene Staubwolke verraten. Wer auch immer diesen Treffpunkt ausgesucht hatte, wusste, was er tat. Terry wartete. Ungefähr fünf Kilometer vom Highway entfernt kam das Pünktchen schließlich zum Stehen. Nach knapp zwei Kilometern auf der Piste war der Mercedes hinter einer Hügelkette verschwunden. Terry musste es darauf ankommen lassen. Er fuhr so langsam wie möglich, um sich nicht ebenfalls durch eine Staubfahne zu verraten. Aber bis zu den Hügeln war er sowieso einigermaßen sicher. Danach hieß es, Daumen drücken - und beten, dass Martin es mit der Rückfahrt nicht eilig hatte. Wenn er ihm frontal begegnete, müsste er sich eine interessante Erklärung einfallen lassen. Verstecken konnte er sich nirgends.
    Terry hatte Glück. Nach der ersten Hügelkette schlängelte sich die Piste etwa anderthalb Kilometer weiter um eine zweite. Terry beschloss, sein Glück nicht über Gebühr zu strapazieren. Bei der zweiten Hügelkette parkte er den Wagen an einer uneinsehbaren Stelle. Er holte einen für alle Eventualitäten gepackten Rucksack und einen starken Zeiss-Fernstecher aus dem Kofferraum und kletterte in die Felsen hinauf. Von oben erspähte er in einigen hundert Metern Entfernung einen kleinen Wohnwagen, der allein in der Landschaft stand, davor ein Geländewagen und der Mercedes. Terry sah sich prüfend um, damit er sich nicht aus Versehen mit dem Arsch auf einen Skorpion oder eine Klapperschlange pflanzte, und machte es sich bequem. Der Rucksack enthielt eine Thermosflasche mit Kaffee, Mineralwasser, Klopapier, Snacks und das Silmarillion als Taschenbuch. Terry steckte sich die iPod-Stöpsel in die Ohren und hörte Enya, während er sich zum vielleicht neunten Mal in die Geschichte der Zauberer und Orks vertiefte. Ab und zu warf er einen Blick auf den Wohnwagen. Dort tat sich gar nichts.
    Nach einer guten Stunde kam Martin heraus, unter dem Arm eine braune Papiertüte und gefolgt von einem großen, schlaksigen Jüngelchen mit einer Strickmütze. Neben dem Mercedes stehend, wechselten sie noch ein paar Worte, dann fuhr Martin weg, und das Jüngelchen ging wieder rein. Sonst war keine Menschenseele zu sehen.
    Terry beschloss, Martin ziehen zu lassen. Sein Auftrag war erledigt: Er hatte den Gorilla bis zum Übergabeort verfolgt und wusste, wohin der jetzt wollte - zurück nach L. A. und zu Richie. Ihn interessierte mehr das Innere des Wohnwagens, auch wenn er sich denken konnte, was er dort finden würde. Terry glaubte nicht, dass das Jüngelchen darin wohnte. Die rostige, verbeulte kleine Kiste, deren Fenster von innen mit Pappe zugeklebt waren, war kein Palast, sondern ein Loch, in dem man sich nicht länger als unbedingt nötig aufhielt. Zumindest hoffte Terry das.

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